Geistliches Wort für Dezember 2024 / Januar 2025


Pfarrer Markus BüttnerMache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!
Jesaja 60,1

Mancher ist mit seinem Fahrrad auch in der dunklen Jahreszeit unterwegs. Damit besonders der Autoverkehr die Fahrradfahrer wahrnimmt, ist es für die Sicherheit wichtig, dass Radfahrer Signalfarben tragen, die auch reflektieren. Reflektierende Kleidung macht den Fahrradfahrer in der Dunkelheit sichtbar, wenn er von den Scheinwerfern angestrahlt wird. Ohne Licht und ohne entsprechende reflektierende Kleidung kann der Fahrradfahrer übersehen werden, sodass er verunfallen kann.

Unterwegs durch die Zeiten ist die Kirche und in ihr die Christen zur Ewigkeit. Die Zeit, in der wir leben, ist herausfordernd, vieles scheint im Umbruch zu sein, für manchen ist sie dunkel. Die Krisen sind vielfach: Wir hören von Krieg, Naturkatastrophen, Terror, wir sehen die Probleme des Landes, wie beispielsweise die Wirtschaftskrise mit ihren Folgen für die Menschen und viele unbeantwortete Fragen anderer Bereiche im politischen Raum. Hinzu kommen die eigenen Herausforderungen, Sorgen und Nöte des Lebens, die bei jedem unterschiedlich sind, zudem manche Schuld, die das Miteinander zum Mitmenschen belasten, und Sünde, welche die Beziehungen zu Gott und dem Nächsten zerstören. Aber auch in der Kirche gibt es Probleme und Kummer. So mag es nicht verwundern, dass sich die Gesellschaft, die Kirche, die Menschen in einer finsteren Dunkelheit wähnen, die lähmend, erdrückend, bedrohlich, lebensfeindlich, erscheint.

Mitten hinein in die finstere Dunkelheit spricht Gottes Wort durch den Propheten Jesaja. Dieses Wort ist zuerst an Israel gerichtet, aber es erreicht uns heute. Denn es weist uns auf Jesus Christus. Er als das Licht dieser Welt durchbricht die Finsternis rund um den Globus. Gott kommt! Er ist schon auf dem Weg und eilt uns, die wir im Finstern sitzen, zur Hilfe. Er kommt in diese leidzerrissene und dunkle Welt, nicht mächtig, sondern als ohnmächtiger Säugling, nicht reich in einem Palast, sondern arm in einem Stall. So stellt sich Jesus Christus auf die Seite der verlorenen Menschen, um sie aus ihrer Verlorenheit zu retten, aus der Schuld freizukaufen, ihnen aus dem Tod ins ewige Leben zu helfen, ihnen in der finsteren Dunkelheit das helle Licht zu sein.

In das Licht schlechthin, das Jesus Christus heißt, sind wir durch die Taufe hineingestellt worden. Wer aus der Taufe lebt, bleibt im Licht Jesu Christi. Das bedeutet freilich nicht, dass ein Christ von Herausforderungen, Leid, Nöten, verschont bliebe. Auch ein Christ wird in manche Not geführt, muss manchen Kummer ertragen, hat sich zu bewähren, muss durch manches Leid hindurch. Aber etwas ist anders! Ein Christenmensch weiß darum, dass er alle Herausforderungen, jede Schuld, allen Kummer an die Krippe zu Jesus Christus bringen kann. Wer sich dicht um die Krippe schart, bleibt beim Licht Jesus Christus und wird von ihm angestrahlt. So gilt es mit den verwegenen Hirten zur Krippe zu eilen, mit den Weisen aus dem Morgenland niederzuknien, um dem Kind die Schuld, das Leid, die Traurigkeit zu bringen, damit er uns seine Freiheit, sein Heil und seine Freude schenkt, um dann mit der Gottesmutter Maria in ihren Lobgesang der Freude einzustimmen.

Dieses Heil durch den Heiland gebracht sucht den Weg zu den verzweifelten, leidgeplagten, und traurigen Menschen. Diese göttliche Freude ist angesteckt. Diese himmlische Freiheit bricht sich Bahn. Dieses helle Licht vertreibt die dunkle Finsternis. Unser Weg führt uns in den Stall zur Krippe, führt uns aber auch durch die Sendung des Christkindes wieder hinaus in diese verlorene Welt zu den leidzerrissenen Menschen. Weil durch die Weihnachtssonne Jesus Christus selbst angestrahlt und von der Weihnachtsfreude angesteckt, laden wir die Menschen ein zur Krippe zu kommen, die noch in dunkler Finsternis leben, deren Herz vor Kummer weint und die keinen Trost finden, die schuldbeladen keinen Ausgang sehen, die verzweifelt und hoffnungslos versuchen im Leben klar zu kommen, die selbstbestimmt und selbstbewusst meinen, sie bräuchten keinen Gott. Die Einladung an die Krippe zu treten, gilt allen Menschen: Komm und sieh!

Doch wie werden die Menschen in unserem Umfeld aufmerksam auf das, was da in Bethlehem geschehen ist? Indem sich Christenmenschen aufmachen Licht zu sein! Sie sind es nicht aus sich selbst heraus, sondern sie sind in der Taufe vom Dreieinigen Gott ins rechte Licht gesetzt worden, indem er dort einen jeden zu seinem Kind erklärt und zum Erben des ewigen Lebens eingesetzt hat. In seinem Lichtkegel lebend sind wir dann auch Lichter für die Welt. Nicht, weil wir aus uns selbst heraus die großen Leuchten wären, sondern weil wir als Christen von der Gnadensonne Christus angestrahlt werden. Wir reflektieren das eine Licht Jesus Christus und bringen dieses Licht zu den Menschen. Ein Christenmensch ist ein Reflektor, damit die Menschen, die noch in der finsteren Dunkelheit leben, auch das Licht des Lebens, Jesus Christus, sehen und zu ihm geführt werden.

Damit ein Christ das Licht Jesus Christus zu reflektieren vermag, muss er selbst stetig im Lichtkegel des Herrn stehen. Wer aus dem Licht Jesus Christus hinaus in den Schatten tritt, dessen Licht reflektiert nicht mehr und er wird gleichsam von der Dunkelheit verschluckt. Wir kennen es von reflektierender Kleidung: Sie reflektiert nur dann das Licht, wenn es auch angestrahlt wird. Manche Stoffe ermöglichen ein Nachleuchten in der Dunkelheit, aber auch das erlischt nach einer Weile, wenn es nicht erneut angestrahlt wird. So ist es auch mit dem Glauben. Auch ein Christ braucht das Licht Jesus Christus, um von ihm wieder und wieder angestrahlt zu werden. Dies geschieht, wenn er uns im Segen freundlich anblickt, wir sein Wort in der Predigt hören und in der Bibel lesen, er uns in der Beichte vergibt und uns im heiligen Altarsakrament selbst mit seinem wahren Leib und Blut an seinem Tisch stärkt. Durch die Weihnachtsbotschaft erreicht der Sonnenstrahl der Liebe Gottes diese Welt, führt uns selbst zum Kind in der Krippe und lässt Platz für die Menschen, die wir zum Heiland der Welt einladen! Denn sein Licht reflektieren wir in seiner Nachfolge in der finsteren Dunkelheit dieser Welt oder um es mit Jochen Klepper zu sagen (ELKG2 Nr. 322):

1. Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der
Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

2. Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht. Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht. Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt. Er
soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.

3. Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf! Ihr sollt das Heil
dort finden, das aller Zeiten Lauf von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.

4. Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun
mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel
mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.

5. Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so
richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier
dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.

Ich wünsche allen, auch im Namen von Pfarrer Schulze, eine besinnliche Andachts-, eine gesegnete Weihnachtszeit und ein gnadenbringendes neues Jahr des Herrn 2025.

Herzliche Grüße
Ihr Pastor Markus Büttner