Geistliches Wort für Februar / März 2024


Markus BuettnerEntsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden, er ist nicht hier.
Markus 16,6

Wer hat nicht schon an der falschen Stelle gesucht, in der festen Meinung, doch eben an dieser Stelle sein Portemonnaie oder einen Schlüsselbund abgelegt zu haben? Aber die Suche bleibt erfolglos. Am vermeintlichen Ablageort sind sie nicht zu finden.

Aufsuchen wollen Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome die Grabstätte, in die der Leichnam Jesu wegen des bevorstehenden Sabbattages am Karfreitag in aller Eile verbracht worden ist. Die Geschehnisse der letzten Stunden sind noch frisch: Gekreuzigt worden ist der Herr auf Betreiben der Elite, unter dem Gejohle der Menge durch die Hand der römischen Besatzungsmacht. Die tiefe Bedeutung dessen, was auf dem Hügel von Golgatha geschehen ist, hat der Herr uns selbst enthüllt: Sein Weg führt ans Kreuz für uns, damit wir nicht mit Gott und unserem Nächsten überkreuz liegen müssen. Die Balken vor den Toren Jerusalems kreuzen sich am verfinsterten Himmel, damit für uns der Himmel für die Ewigkeit offen ist. Der Schuldlose nimmt die Schuld auf sich, damit wir, von der Schuld losgekauft, freie Christenmenschen sind. Der gerechte Sohn Gottes stirbt für die Ungerechten, damit sie im Glauben an den menschgewordenen Erlöser seine Gerechtigkeit geschenkt bekommen. Der Herr gibt sich in die einsame Verlorenheit, damit er die Verlorenen sucht und sie selig macht. Er wird von Gott verlassen, damit keiner verlassen sein muss in der Stunde seines Todes. Bis in die letzte Konsequenz, bis zum Tod am Kreuz, bleibt der Herr treu, um die treulosen Seelen zu retten. So hält er aus und hält durch, bis er mit letzter Kraft ruft: Geschafft! Es ist vollbracht! Alles das, was nötig ist, damit der Sünder selig wird, ist getan.

Die Tragweite dieses Geschehens am Kreuz konnten damals die drei Frauen nicht begreifen. Wir können es auch nicht, glauben aber dürfen wir es. Ist schon das Kreuz des Herrn ein tiefes Geheimnis, so ist es auch seine Auferstehung. Die Frauen fragen sich noch, wer ihnen den großen Stein vom Eingang weg wälzt, damit der Zugang zur Grabkammer für sie möglich wird. Das ist eine allzu menschliche Fragestellung, die aber im weiteren Verlauf keine Relevanz haben wird. Ist das aber nicht symptomatisch für uns Menschen? Wir treten mit unseren menschlichen Fragestellungen und begrenzten Erkenntnissen an geistliche Ereignisse heran. Solange wir uns unserer eigenen unvollkommenen Begrenztheit bewusst sind und uns in Demut unter das stellen, was die Schrift uns sagt, bleiben wir offen für den heiligen Willen des Herrn. Denn die Auferstehung des Herrn ist damals wie heute fantastisch und nicht zu begreifen. Kein Mensch vermag Kreuz und Auferstehung in ihrem Geheimnis vollständig zu durchdringen und letztgültig zu verstehen. Sie bleiben ein Geheimnis des Glaubens, wie auch schon die Menschwerdung Gottes. Wenn sich Gottes Welt und die verlorene Welt berühren, wird dem Menschen bewusst, wer er vor Gott ist. Und sie fürchteten sich sehr, heißt es von den Hirten vor den Toren Bethlehems. Und sie entsetzten sich, wird von den Frauen am frühen Ostermorgen im Gartengrab vor den Toren Jerusalems berichtet. Wenn sich Himmel und Erde berühren, wird durch himmlische Ereignisse und göttliches Eingreifen die menschliche Welt auf den Kopf gestellt, Naturgesetze ausgehebelt und die Vernunft in ihre Schranken gewiesen.

Das Grab ist leer! Entsetzen löst Ostern aus. Angst ist mit der Auferstehung des Herrn verbunden. Wie auf dem Felde bei den Hürden den Hirten, so muss ein Engel den Frauen erklären, was vor ihren Augen geschehen ist. Mit allem ist zu rechnen gewesen, aber die Auferstehung kam in dieser Rechnung nicht vor. Ein leeres Grab haben sie nicht auf dem Zettel. Wer will es den Frauen verdenken? Tot ist tot. Das ist ein Naturgesetz und das sagt doch die Vernunft. Der Tod gehört zum Leben dazu. Es ist doch der Kreislauf von Werden und Vergehen! Er ist auferstanden, er ist nicht hier, sagt der Verkündigungsengel. Dass ein Toter nicht mehr da ist und schmerzlich vermisst wird, kennen wir. Wir sitzen an den Sterbebetten und müssen Abschied nehmen. Wir stehen an den Gräbern und müssen unsere Lieben loslassen. Das kennen wir bis heute, und das wissen auch die drei Frauen. Nun aber gilt der unwiederbringliche und endgültige Tod nicht mehr. Jetzt ist der Tod tot. Das bringt die Naturgesetze durcheinander, ist bar jeder Vernunft, stellt die Welt von Werden und Vergehen auf den Kopf. Die Auferstehung ist unglaublich, entsetzlich, angsterfüllend. Wer will den Frauen einen Vorwurf machen, wenn sie sich entsetzen, sie Angst haben, sie das, was der Verkündigungsengel ihnen sagt, zunächst nicht glauben können? Am vermeintlichen Ablageort ist er nicht zu finden. Er ist nicht hier!

Durch die leibhafte Auferstehung des Herrn ist tatsächlich der Kreislauf von Werden und Vergehen durchbrochen, wie auch der Teufelskreis der Schuld durch das Kreuz. Schuld und Tod gehören zur alten Weltordnung, haben aber keinen Platz in der neuen und ewigen Ordnung des Dreieinigen Gottes. Ostern ist der Beginn einer neuen Ära. Durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist die letztgültige Macht des Todes zerstört. Wer sich an den auferstandenen Herrn hängt, den wird er in seine Herrlichkeit tragen und dort mit ihm die Ewigkeit auf der neuen Erde und unter dem neuen Himmel verbringen. Die unglaubliche Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist uns, die wir an den auferstandenen Herrn glauben, das Tor zur Ewigkeit. Er ist auferstanden, er ist nicht hier, ist der Schlüsselsatz des Lebens. So ist uns dieses Wort ein Trost, weil durch die Auferstehung Jesu Christi dem Leben die Zukunft gehört, selbst angesichts von Sterben und Tod. Die im gekreuzigten und auferstandenen Herrn Entschlafenden ruhen geborgen in Gottes Liebe, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Suchen wir den Herrn dort, wo er sich heute finden lassen will: in seinem Wort und in den Sakramenten. Dort hinein hat er sich gelegt, dort ist er für uns gegenwärtig und zu finden.

So wünsche ich uns auch im Namen von Pfarrer Christoph Schulze eine besinnliche Passionszeit und ein gesegnetes Osterfest.

Herzliche Grüße
Ihr / Euer Pastor Markus Büttner