Geistliches Wort für Juni / Juli 2024


Esra sprach zu ihnen: Geht hin und esst fette Speisen und trinkt süße
Getränke und sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet
haben; denn dieser Tag ist heilig unserm Herrn. Und seid nicht
bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Nehemia 8,10


Schulze 500pxHaben Sie nicht manchmal auch die andauernde Feierei so richtig satt?

Gerade haben wir Tante Bertas goldene Hochzeit hinter uns gebracht, da feiern Friedrichs nebenan fünf Jahre Naturkost-Shop. Und nächste Woche geht‘s zu Hinrichsens ins Ruhrgebiet zur silbernen Hochzeit. Da kommt auch noch der Nachbar und fragt, ob wir ihnen bei der hölzernen nicht helfen könnten.

Es gibt Zeiten, da möchte ich am liebsten auswandern, irgendwohin, wo ich keinen kenne und wo mich auch keiner zu irgendwelchen Feiern einlädt.

Mal abgesehen von den Speckringen, die man sich da zulegt - Feiern können zur Qual werden, wenn man mehr oder weniger dazu gezwungen wird. Aber was tut man nicht alles um der Freundschaft und Familie willen.

Manchmal ist es richtiggehend wohltuend, sich eine Fastenzeit zu genehmigen, und das nicht nur in der Advents- und Passionszeit. Nun dient das nicht nur zum Selbstzweck, um der Leber einmal Ruhe zu gönnen vor den Frontalangriffen der Torten, Braten, Salate und Soßen, ganz zu schweigen von Likören und Schnäpschen. Inzwischen ist „Heilfasten“ in weiten Kreisen der Gesellschaft angekommen und damit das Bewusstsein, dass unser reichhaltiger Lebensstil - gerade im Umgang mit Nahrung - uns krank machen kann, der Heilung bedarf. Adipositas ist steter Begleiter zunehmenden Wohlstands in weiten Bevölkerungsschichten.

Es gibt aber auch einen weiteren Grund, über unsere Feierkultur nachzudenken: Sollten wir unseren Überfluss weiter so zelebrieren, verlieren wir möglicherweise, was Feiern gerade uns als Christen sonst noch bedeuten kann und soll: Einen Vorgeschmack auf Gottes Reich.

Wie oft nimmt Jesus das Feiern als Bild für Gottes Reich: Angefangen von der Hochzeit zu Kana, wo Jesus sein erstes Wunder tat, als er auf wunderbare Weise einer Hochzeitsgesellschaft einige hundert Liter Wein schenkte, so dass die Feier nicht wegen Weinmangel platzen musste, sondern weitergehen konnte - und die werden damals ganz schön zugelangt haben. Dann das Gleichnis vom großen Abendmahl, zu dem eingeladen wird, und die Gäste haben alle ihre Ausreden, - oder das vom Hochzeitsmahl im Zusammenhang mit den zehn Jungfrauen; und so noch öfters.

Als Christen dürfen wir also von Herzen gerne feiern, besonders weil wir wissen, dass unser Herr sich mit uns freut, wenn wir uns freuen.

Auf der anderen Seite wird das Feiern auch nicht zum Dauerbrenner, wenn wir uns der Nöte der Menschen bewusst sind, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Aber wie viel schöner wird es dann doch, wenn die Mühseligen und Beladenen mit eingeladen sind und froh sein können.

Feiern ist ja mehr als nur eine Party für sich selbst und die Freunde, die dann nur verpflichtet sind, uns wieder einzuladen und damit etwas abzuleisten.

Feiern soll uns zeigen, wie uns Gott, unser himmlischer Vater, lieb hat, und dass er uns Grund genug gibt, uns über ihn und das, was er gibt, zu freuen. Aber eben gerade so, dass auch andere sich mitfreuen und mit uns darauf warten, dass wir einmal gemeinsam in der Ewigkeit so mit Gott zusammenleben dürfen.

Ich denke, feiern können ist damit ein Wesenszug oder zumindest ein Ausdruck für christlichen Glauben und Vertrauen auf Gottes Liebe und Güte.

Wir bräuchten dazu wohl nur noch die richtige Feier-Kultur. Und die liegt gewiss nicht in der Häufung, aber bestimmt in der Konzentration auf das Wesentliche dabei: Auf Gottes Liebe – sie zu feiern, sie miteinander und vielen anderen zu teilen.

In diesem Sinn: Fröhliches Feiern, wünscht Ihnen,
auch im Namen von Pfarrer Markus Büttner
Ihr Pfarrer Christoph Schulze