Geistliches Wort für Dezember 2023 / Januar 2024
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles,
was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Lukas 2,20
Worüber sollte man sich denn heute zu Weihnachten noch freuen oder gar in Jubel verfallen? Kaum bin ich aus dem Sommerurlaub wieder zuhause, da lachen mich in den Supermärkten schon Weihnachtsmänner und Lebkuchen an. Irgendwann geben die meisten den Verlockungen nach, und spätestens zum 3. Advent ist der Appetit auf Printen, Stollen, Zimtsterne und Marzipan gestillt. Am Heiligen Abend kann man damit kaum noch jemanden hinterm Ofen hervorlocken. Und den Gänse- oder wie auch immer Braten, den kann man sich schließlich auch zwischendurch mal leisten oder machen.
Die Vorfreude ist weg, und den sogenannten Konsumterror: „Was soll ich meinen Lieben denn nur kaufen, damit sie sich auch wirklich freuen?“ - den können viele sich nicht mehr leisten, weil die Arbeit weg ist oder die Rente unsicher und das Gehalt gekürzt. Alles hat einfach seinen Reiz verloren. Wir hatten gelernt, Zuwendung und Liebe in Mark und Pfennig zu wiegen und können uns nicht mehr richtig freuen. Und gar jubeln? Und nun sind dazu noch die Mittel knapper geworden.
Manch einer möchte sich am liebsten vom 23. bis zum 25. Dezember in eine Höhle verkriechen, weil ihm am Heiligen Abend nur zu deutlich wird, wie einsam, hilflos und armselig er ist, ohne Hoffnung und Perspektive für das eigene Leben.
Auf der anderen Seite brauchst du nur in das Obdachlosenasyl zu gehen und mitzuerleben, wie sehr sich die Ärmsten über ein wenig Wärme und Zuwendung freuen, wenn ihnen von Helfern - von der Heilsarmee, von Kirchengemeinden, von der Caritas oder Diakonie – ein einfacher Heiliger Abend mit etwas Wärme und Geborgenheit geschenkt wird, auch wenn Jubel nicht wirklich durchbricht; aber es ist immerhin ein wenig, wenn auch nur kurzes Glück.
Und wer sich die allgemeine Weltlage ansieht, dem muss der Weihnachtsjubel erst recht im Halse stecken bleiben. Weihnachtsjubel ist für mich dennoch mit dem Weihnachtsoratorium verbunden – mit dem „Jauchzet, frohlocket!“ und dem „Herrscher des Himmels!“ Jedenfalls nicht mit Geschenken und Leckereien, die einem so schnell verleidet oder gleichgültig, weil beliebig werden können.
Weihnachtsjubel muss nicht unbedingt laut sein. Ich kann ihn auch nicht machen, er muss von innen heraus kommen. Die Obdachlosen zeigen mir, worum es geht: Sie fühlen sich bei ihrer einfachen Weihnachtsfeier an- und ernstgenommen.
Aber zu Weihnachten ist etwas grundlegend Neues passiert: Gott hat dich und mich ernst genommen. Er ist nicht in der Ferne geblieben, sondern hat in seinem Sohn Fleisch und Blut angenommen, und damit auch alles, was unser Leben bedroht und schwer macht. Gott stellt sich zu mich und nimmt mich an, so wie ich bin. Der lebendige Gott, der alle Macht hat, der wird ein kleines hilflosen Kind, lernt Hunger und Durst kennen, weiß wie es ist, wenn man links liegen gelassen wird oder ausgelacht, muss fliehen. Er nimmt sogar das Sterben auf sich und besiegt den Tod. Das liegt alles drin in diesem Kind in der Krippe.
Und dieser Jesus hat mich in der Taufe angenommen und will mich mein Leben lang begleiten und sogar durch den Tod hindurch zu sich ziehen.
Wenn jemand zu mir sagt: „Ich mag dich, so wie du bist, und bin froh, dass es dich gibt!“ – dann macht mich das froh – wenigstens für einen Moment, solange ich mit diesem Menschen zusammen bin. Und nun sagt Gott das zu mir!
Manch einer mag darüber „ausflippen“, in laute Jubelrufe verfallen – mich macht es ruhig und gelassen bei allen Fragen und Nöten. Ich möchte mich dann am liebsten zu Paul Gerhardt an die Krippe stellen in stiller Betrachtung dieses großen Wunders: „Gott wird Mensch, dir Mensch zugute“, in den Lobpreis der Engel einstimmen und alle Alltagssorgen nicht vergessen, sondern in die Hand dieses Kindes legen, das alle Not dieser Welt kennenlernen wird und doch zugleich Gott ist und mir das Leben bei sich schenken will. Und plötzlich sind all die Lieder wieder da – kein süßliches „Jingle Bells“ oder vom Weihnachtsmann aus der Fußgängerzone mit den Lichtergirlanden, sondern Lieder vom Staunen über Gottes Liebe, dass er sich so sehr an uns verloren hat, so dass er sogar mit mir tauschen will: meine Verlorenheit gegen sein ewiges Leben. Gott sei Lob und Dank. ... Eher ein stiller Jubel – in einer lauten und lärmenden Zeit!
So können wir auch im Trubel unserer Tage und den Unsicherheiten in diesen Zeiten, vielleicht auch gedämpft, in den Weihnachtsjubel mit den Hirten einstimmen, in unseren Alltag mit seinen Herausforderungen mit dem Lob Gottes auf unseren Lippen und in unseren Herzen zurückkehren für alles das, was wir gehört und gesehen haben, wie denn zu uns in den Gottesdiensten gesagt war.
So wünsche ich Ihnen auch im Namen von Pfarrer Markus Büttner eine besinnliche Advents- und gesegnete Weihnachtszeit sowie ein gnadenreiches neues Jahr 2024.
Herzliche Grüße
Euer / Ihr Pfarrer Christoph Schulze