Geistliches Wort für August / September 2024
Du sollst den Feiertag heiligen.
Die wertvollsten Tage im Jahr ... Sonne pur ... Erlebnisurlaub ... Abschied vom Alltagstrott ... einmal so richtig durchatmen... Wenn man die Werbesprüche der Urlaubsindustrie auf sich wirken lässt, dann kann man gar nicht anders, dann muss man es einfach tun - Urlaub machen. Weil man ja sonst das Wichtigste überhaupt verpasst!
Was wäre schon ein Leben ohne Urlaub, ohne Entspannung in der Sonne Acapulcos, ohne Spiel, Spaß und Spannung im Ferienklub für den aktiven Menschen, ohne die Kreuzfahrt in der Karibik mit interessanten Einblicken in die Mayakultur für den gebildeten Touristen, der Badeurlaub ohne das Ferienparadies xyz und ... und ... und ...
Ohne all das wäre das Leben nur halb so viel wert. Folglich muss ich auch alles daransetzen, die kurzen Ferienwochen so gut wie nur möglich zu nutzen. Schließlich soll ich da Kraft fürs ganze Jahr tanken. Aber das kostet dann schon eine Stange Geld, vor allem mit den Kindern. Also muss ein zweites Gehalt her. Meist haben dann zwar alle ein noch stressigeres Programm als sonst schon, aber was tut man nicht alles, um sich wenigstens den Urlaub gönnen zu können! Endlich Ruhe von all der Hektik und dem Organisieren, um Arbeit und Familie zusammen zu bekommen. Wenigstens zwei bis drei Wochen Zeit füreinander, damit die Familie nicht noch ganz auseinanderbricht.
Aber die müssen dann natürlich auch voll gelingen. Und wehe, wenn das Hotel oder die Wohnung nicht so sind, wie versprochen oder eben anders, als man sie sich vorgestellt hat, wenn Nachbarn stören oder ihr Anblick den Genuss der vollkommenen Erholung mindert. - Wie gut, dass man eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen hat. Dann ist zwar der Urlaub hin, aber wenigstens die Kosten kommen hoffentlich wieder ‘rein.
Hat dann alles gut geklappt, liegen die Staus alle hinter einem und Hotel oder Wohnung sind wie erwartet, dann kann der Urlaub endlich voll ausgekostet werden. Man muss schon alles mitnehmen, schließlich hat man ja dafür bezahlt: morgens mit der erste am Strand und genauso abends am Buffet, nur nichts verpassen …
Sind die schönsten Tage des Jahres vorbei - wieder Staus auf der Autobahn oder bei der Flugabfertigung -, dann kann man zuhause wenigstens was erzählen - nachdem man sich von der Rückfahrt erholt hat – und hat Urlaubsbräune zum Vorzeigen. Anschließend heißt es wieder 50 Wochen warten und sparen auf die wertvollsten Wochen des nächsten Jahres. Und das war’s dann gewesen? Immer wieder? Alle Jahre bis zur Rente?
Es ist schon ein Teufelskreis, wenn wir uns darauf einlassen, dass Arbeit ein zwar notwendiges, aber doch ein Übel sei, dem man nur durch vollkommenen Urlaub und Erholung bzw. erfüllte Freizeitgestaltung entkomme, weil allein Urlaub und Freizeit echte Lebensqualität böten. Kein Wunder, wenn viele nur arbeiten, um Urlaub machen zu können, statt den Urlaub als Ruhephase zum Kräftesammeln für die Aufgaben des Alltags zu nutzen.
Gott hat uns Menschen nicht umsonst den 7. Tag der Woche als Ruhetag verordnet, damit wir einmal durchatmen können, um uns Gott besonders zuzuwenden und von ihm die nötige Kraft, Ruhe und Gelassenheit zu bekommen, und - nicht zu vergessen – um Zeit zu haben, Zeit für die Menschen, die er uns zur Seite gestellt hat. Das hat nun nicht wieder neu was mit Stress zu tun. Im Gegenteil.
Gott gibt uns damit die nötige Gelassenheit zur Erholung. Zum Leben miteinander. Das entlastet uns vom andauernden inneren Antreiber, ja nichts verpassen zu sollen. Gott macht unsere freien Tage wertvoll, weil er sie uns gibt und füllt, und wir sie nach seinem Willen auch genießen dürfen. Er hat sie uns regelrecht verordnet und mit seinem Wert gefüllt.
Von daher wünsche ich Ihnen / Euch allen einen gesegneten und erholsamen Urlaub, viele neue Entdeckungen und Freundschaften - und nicht zuletzt: viel Gelassenheit und Kreativität für den Fall, dass mal alles etwas anders kommt als geplant. Und die Zuversicht, dass Gott auch diese Zeit segnen wird. Ich bin gespannt, wie.
Herzliche Grüße – auch im Namen von Pfarrer Büttner -
Ihr Pfarrer Christoph Schulze