Geistliches Wort im Monat Dezember

Pfarrer Dr. MartensDas geistliche Wort für den Monat Dezember von Pfarrer Dr. Gottfried Martens: Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66,13 - Monatsspruch für Dezember)

Weinend und mit einer blutenden Nase lief das Kind zu seiner Mutter. Und die Mutter - sie machte, was Mütter in solchen Situationen zu pflegen tun: Sie tröstete ihr Kind. Sie nahm es in ihren Arm, drückte es fest an sich, redete zu ihm mit ihrer vertrauten Stimme. Und natürlich wischte sie ihm auch das Blut von der Nase und unternahm, wenn es nötig war, auch noch mehr. So trösten Mütter also: Sie schenken ihrem Kind körperliche Nähe, sie reden zu ihm liebevolle Worte, und sie tun, was ihnen möglich ist, um entstandenen Schaden zu beheben.

Und genau so tröstet Gott auch, so versprach er es jedenfalls damals seinem Volk Israel: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Ja, diese Worte selber sind schon mütterlicher Trost, rufen bei vielen von uns gewiss Erinnerungen hervor, Erinnerungen an Situationen, in denen wir von unserer Mutter so getröstet worden sind. Wer solche Erfahrungen nie gemacht hat, wer von seiner Mutter niemals Trost empfangen hat, dem fehlt in seinem Leben ganz Entscheidendes, ja, solcher Trostverlust kann ein ganzes Leben lang Wunden und Narben in der Seele hinterlassen.
"Trost ist uncool, ist nur was für Weicheier" - so würden es dagegen vermutlich viele Jugendliche formulieren. Wer selber stark ist, der braucht keinen Trost, der wird schon selber mit seinen Schwierigkeiten fertig. Hochnotpeinlich wäre das geradezu, wenn das auch noch andere mitbekommen würden, dass einen die eigene Mutter in den Arm nimmt und zu trösten versucht. Und nun kommt Gott also auch noch an und will uns auch noch trösten. Kein Wunder, dass es viele gerade jüngere Menschen gibt, die erklären: "Wenn es in der Kirche um Trost geht, bin ich dort falsch. Kirche ist offenbar etwas für Kinder und alte Leute, die das schön finden, sich trösten zu lassen. Ich komme auch allein mit meinem Leben klar!" Doch die meisten derer, die so reden, können und möchten in ihrem Leben in Wirklichkeit eben doch nicht auf ihre Streicheleinheiten verzichten, auch wenn sie sich nach außen so stark und cool gebärden. Wir Menschen können auf Trost nicht verzichten - und wir brauchen auch nicht auf Trost zu verzichten. Ganz gleich, ob wir Menschen in unserer Umgebung haben, die uns Trost zusprechen und erfahren lassen, oder nicht: Gott kann und will uns allemal alle miteinander trösten. Nein, er speist uns nicht mit billigen Vertröstungen ab; er tröstet uns allemal so kräftig wie eine Mutter ihr Kind: Er lässt uns Seine leibhafte Nähe erfahren im Heiligen Mahl, Er spricht uns an mit vertrauten, liebevollen Worten, gesprochen durch den Mund Seiner Boten in jedem Gottesdienst, und wenn Gott so tröstet, dann passiert auch wirklich etwas: Da wird Schuld vergeben, da zieht Frieden in das Leben von Menschen ein, da ermöglicht Gott Menschen, in ihrem Leben wieder neu anzufangen, ja, da lässt er uns selbst an den Gräbern unserer Verstorbenen nicht trostlos dastehen. Kein "Kopf hoch, wird schon wieder!", sondern: "Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein!" Diesen Trost brauchen nicht nur Weicheier, dieser Trost gilt uns allen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in den Gottesdiensten der Advents- und Weihnachtszeit wieder neu diese Erfahrung machen, wie wunderbar das ist, sich von dem lebendigen Gott selber in den Arm nehmen zu lassen: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!"