07.04.2013 | St. Markus 16,9-16 | Quasimodogeniti
Pfarrer Dr. Gottfried Martens

Das klingt ja, als ob die Geschichte hier bei uns in Berlin spielen würde. Da beauftragt Christus Menschen, um die wunderbare Botschaft von seiner Auferstehung anderen weiterzusagen. Doch diejenigen, die diese Botschaft hören, glauben ihr nicht, können damit nichts anfangen, halten sie schlichtweg für Quatsch.

All das gab es schon damals vor knapp 2000 Jahren. Da beauftragt Jesus als erste die Maria Magdalena, den Jüngern zu berichten, dass er auferstanden sei. Doch die glauben ihr schlicht und einfach nicht: Erstens ist es sowieso Blödsinn, dass ein Mensch, der tot ist, aufersteht, und zweitens braucht man Frauen ja ohnehin wohl nicht sonderlich ernst zu nehmen. Meinen sie, und weinen lieber, statt sich von der Botschaft Marias trösten zu lassen. Und dann erscheint Jesus noch mal zwei anderen, doch die schaffen es auch nicht, die Jünger davon zu überzeugen, dass Jesus wirklich auferstanden ist und lebt. Und so rückt Jesus schließlich auch noch einmal persönlich bei seinen Jüngern an, bläst ihnen den Marsch, dass sie sich den Menschen, die er zu ihnen geschickt hatte, verschlossen haben, und macht so aus Menschen, die voller Zweifel und Unglauben waren, doch noch seine Boten, die er losschickt in alle Welt.

Genau dasselbe erlebe ich heute auch immer wieder in meiner Arbeit: Da versuche ich, Menschen die schönste und wichtigste Botschaft der Welt nahezubringen. Aber bei vielen reicht es als Reaktion noch nicht einmal zu einem Gähnen. Man will davon nichts wissen, kann sich einfach nicht vorstellen, dass das, was ich ihnen zu erzählen habe, allen Ernstes für sie, für ihr Leben wirklich von Bedeutung sein könnte. Ach, wie gerne würde ich diese Leute so rumkriegen, wie Jesus das damals bei seinen Jüngern geschafft hat! Aber ich merke immer wieder ganz deutlich: Ich bin nicht Jesus; ich schaffe das nicht, bei Menschen den Glauben zu wirken, und wenn ich mir noch so viel Mühe gebe.

Bei euch, liebe Konfirmanden, habe ich es auch zwei Jahre lang versucht, euch den Glauben an Jesus Christus nahezubringen. Und immerhin gehört ihr ja nun zu denen, die am Ende übrig geblieben sind und sich tatsächlich auch konfirmieren lassen, die heute nun tatsächlich auch ihren Glauben an Jesus Christus bekennen. Ja, das ist ein Grund zu großer Freude. Und wenn ich mir unsere heutige Predigtlesung so anschaue, dann hoffe ich, dass ihr dreierlei auch über den Tag eurer Konfirmation hinaus für euer Leben mitnehmt:
- wie wichtig die Auferstehung Jesu für euch ist
- wie wenig ihr zum Glauben gezwungen werden könnt
- wie wirksam die Gegenwart Jesu bei euch ist

I.
Liebe Konfirmanden, auch wenn wir ihr im Unterricht unterschiedlich viel gelernt haben mögt, habt ihr dies eine hoffentlich wohl alle mitbekommen: dass wir jetzt zu Ostern die Auferstehung von Jesus gefeiert haben, ja, habt ihr dies eine hoffentlich alle mitbekommen, dass Jesus auferstanden ist und lebt. Aber es reicht eben nicht, dass ihr wisst, dass es zu Ostern nicht nur um Schokoladenosterhasen und Ostereiersuche geht. Sondern ihr habt erst dann etwas kapiert, wenn euch klar wird, dass das mit der Auferstehung Jesu auch für euch die wichtigste Nachricht eures Lebens ist. Das Wichtigste im Leben ist eben nicht, zu wissen, ob Justin Bieber eine neue Freundin hat. Das Wichtigste im Leben ist nicht die Frage, welcher Mannschaft in der Fußballbundesliga man denn die Daumen drücken soll. Das Wichtigste im Leben ist nicht die Frage, wie viele Facebook-Freunde ich schon habe sammeln können. Das Wichtigste im Leben ist auch nicht, ob ich cool oder schön genug aussehe. Ja, das Wichtigste im Leben ist noch nicht einmal die Frage, ob ich denn gerade das allerneuste und coolste Smartphone habe. Es gibt tatsächlich etwas, das noch wichtiger ist: Und das ist die gute Nachricht, dass es jemanden gibt, der stärker ist als der Tod und der auch dir helfen will, dass für dich auch mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern dass du für immer, ewig leben kannst. Justin Bieber lässt dich nicht ewig leben, Bayern München auch nicht, und Facebook auch nicht – und mit einem Smartphone kann man später in einem Sarg auch nicht mehr sehr viel anfangen. Doch Christus, der hat den Tod besiegt, der lebt, und der will, dass du auch für immer mit ihm lebst. Nein, das ist kein Märchen, das stimmt, das gilt auch für dich. Hör auf die Maria Magdalena und die anderen, die Jesus selber nach seiner Auferstehung gesehen haben. Dann kapierst du: Es gibt nichts Wichtigeres in deinem Leben, als zu diesem Jesus zu gehören, eben weil dieser Jesus nicht in seinem Grab vergammelt ist, sondern lebt, ja auch heute hier bei uns ist.

II.
Eines ist allerdings auch ganz klar: Zwingen kann dich niemand dazu, an Christus zu glauben, auch daran zu glauben, dass er auferstanden ist. Auch der Konfirmandenunterricht war, das habt ihr hoffentlich gemerkt, keine Gehirnwäsche, an deren Ende ihr dann hier nun wie Zombies nachplappert, was euch der Pastor eingetrichtert hat. Ihr hattet immer die Freiheit zu gehen, hattet immer die Freiheit, auch Nein zu sagen. Und das gilt ja auch nicht bloß bis zum heutigen Tag, das gilt auch weiter für euer Leben.

Ja, ihr versprecht Christus heute, euer ganzes Leben lang ihm treu zu bleiben, immer wieder sein Wort zu hören und sein Heiliges Abendmahl zu empfangen. Solch ein Versprechen, das hat schon Gewicht, das gibt man nicht mal eben so leichtfertig. Aber wenn ihr in drei oder vier Jahren von diesem Versprechen nichts mehr wissen wollt, dann kann ich hier in Deutschland eben nicht die Religionspolizei holen und euch zur Not mit Gewalt in die Kirche befördern. Ihr könnt immer gehen, ihr könnt immer Nein sagen, ganz klar.

Genau diese Erfahrungen haben die Maria Magdalena und die anderen, die Jesus zuerst gesehen haben, auch gemacht. Es gibt keinen Trick, mit dem man Menschen zum Glauben an Jesus rumkriegen kann. Es ist im Gegenteil erst einmal die ganz normale Reaktion von Menschen, dass sie nicht glauben. Ja, sogar die Jünger, die doch Jesus eigentlich am besten hätten kennen müssen, haben eben erst einmal gar nicht geglaubt, dass Jesus auferstanden ist, dass er lebt.

Liebe Konfirmanden, lasst euch das auch eine Mahnung und eine Warnung sein. Ihr mögt heute vielleicht tatsächlich ganz ernsthaft denken: Ist doch ganz klar, natürlich bleibe ich dabei, natürlich bleibe ich bei Christus. Doch es wird nicht lange dauern, dann werdet ihr merken, wie frei ihr seid, werdet ihr merken, wie groß die Versuchung ist, den auferstandenen Christus in eurem Leben beiseite zu packen, weil der euch doch scheinbar nichts bringt, weil es doch so viele andere Dinge gibt, die scheinbar wichtiger sind. Nein, ihr könnt nicht damit rechnen, dass im Zweifelsfall der Pastor immer hinter euch herläuft und euch Druck macht und euch am Ende mal wieder zur Jagd trägt, wenn ihr selber nicht in die Pötte kommt. Glauben funktioniert nicht mit Druck, mit Zwang; ja, es bleibt ein Wunder, wenn Konfirmanden auch nach ihrer Konfirmation ohne Zettel, ohne Zahlenangaben, wie oft sie kommen müssen, doch bei Christus und seiner Kirche bleiben.

III.
Ist solch ein Konfirmandenunterricht also doch nur vergebliche Liebesmüh? War ich als Pastor am Ende doch nicht mehr als bloß ein Mietspieler bei den Vorbereitungen zu einer großen Familienfeier? Ach, wenn es nur an mir hinge, ob ihr glaubt, dann wäre das wohl tatsächlich so.

Aber nun wird uns im Markusevangelium berichtet, dass die Jünger am Ende doch losgezogen sind und überall in der Welt verkündigt haben, dass Christus auferstanden ist. Was wir Menschen nicht erreichen können, das schafft Christus eben doch. Der kam damals zu seinen Jüngern, als sie zu Tisch saßen, und sorgte mit einer kräftigen Ansprache dafür, dass den Jüngern am Ende doch die Tomaten von den Augen fielen und sie merkten, dass er, Jesus, ja tatsächlich auferstanden ist und lebt.

Heute kommt Jesus eben auch noch zu uns, wenn wir uns um den Tisch versammeln, um seinen Altar, wenn wir ihn dort selber leibhaftig empfangen und berühren, seinen Leib und sein Blut mit unserem Mund empfangen. Und diese Begegnung mit Christus, die hat es in sich, die vermag zu bewirken, was wir Menschen selber niemals schaffen könnten. Ja, hier im Heiligen Abendmahl, da schenkt dir Christus immer wieder die Kraft, bei ihm zu bleiben, an ihn zu glauben, auch wenn du selber das von dir aus gar nicht könntest. Ja, das kann er, das macht er, weil er auferstanden ist und lebt und darum auch hier und heute bei uns ist. Und weil Christus hier im Heiligen Abendmahl selber bei uns ist und weil seine Gegenwart solch eine Kraft und Wirksamkeit hat, darum gebe ich nicht auf, Konfirmandenunterricht zu halten, darum vertraue ich darauf, dass Christus auch euch helfen wird, bei ihm zu bleiben, die Verbindung zu ihm nicht zu verlieren. Ja, darum vertraue ich darauf, dass ihr auch dann bei Christus bleiben könnt und bleiben werdet, wenn es euch so geht wie der Maria Magdalena damals, dass euch in eurer Umgebung erst mal keiner ernst nimmt, wenn ihr von Jesus und seiner Auferstehung erzählt. Ja, darauf vertraue ich, denn es geht doch im Glauben an Jesus Christus um eure ewige Zukunft. Ihr habt es doch im Unterricht gelernt, womit Christus hier seine Rede an die Jünger abschließt: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden. Ja, es geht um eure Seligkeit, darum, ob ihr euer Leben verpasst und verpennt oder ob ihr schließlich bei dem Ziel ankommt, zu dem Christus euch einlädt. Ja, Gott geb’s, dass ihr Christus in eurem Leben immer und immer wieder begegnet im Heiligen Abendmahl, dass ihr so im Glauben immer weiter wachst und am Ende alle miteinander einmal selig werdet. Amen.