09.02.2011 | St. Lukas 12,54-59 | Mittwoch n.d. 5. Sonntag n. Epiphanias

Einen Jörg Kachelmann brauchte man damals zur Zeit Jesu in Israel noch nicht. Das mit der Wettervorhersage schaffte man damals auch noch ganz gut ohne Strömungsfilme und Isobaren: Wenn von Westen, vom Mittelmeer her, Wolken aufzogen, dann war es nur eine Frage der Zeit, wann es anfangen würde zu regnen, und wenn der Wind vom Süden, von der Wüste her blies, dann wurde es heiß, das konnte man sich sehr einfach ausrechnen.

Wir sind heute mit den Vorhersagen für die Zukunft ein ganzes Stück weiter als die Leute damals in Israel. Zahllose Institute und Einrichtungen beschäftigen sich mit nichts Anderem als damit, auszurechnen, was wohl in der Zukunft auf uns zukommt, nein, nicht nur, welches Wetter uns wohl in den kommenden Tagen erwartet, sondern auch, wie sich unsere Wirtschaft in der kommenden Zeit weiterentwickeln wird, mit was für Renten wir einmal werden rechnen dürfen, ja, wie lange wir im Durchschnitt künftig einmal leben werden. Vieles davon ist natürlich auch ziemliche Kaffeesatzleserei, weil es einfach viel zu viele Unsicherheitsfaktoren gibt, die eine verlässliche Vorhersage gar nicht möglich machen; andere Vorhersagen dagegen sind schon ähnlich solide wie die Wettervorhersage, die Jesus hier in unserer heutigen Predigtlesung tätigt.

Doch auch wenn wir manche Entwicklungen in der Zukunft möglicherweise ganz gut vorauszuberechnen vermögen, hat sich doch eines in den letzten 2000 Jahren überhaupt nicht verändert: Wir Menschen sind immer wieder blind für die Antwort auf die allerwichtigste Zukunftsfrage überhaupt: Worauf unser Leben nämlich hinläuft und was das für uns hier und jetzt bedeutet. Dabei lässt sich diese entscheidende Frage eigentlich relativ einfach beantworten, so macht es Jesus seinen Zuhörern hier in unserer Predigtlesung deutlich: Wenn man weiß, wo etwas – oder in diesem Fall besser gesagt: Wenn man weiß, wo einer – herkommt, dann ist klar, was das für die Zukunft bedeutet. Wer weiß, wo Jesus herkommt, wer in den Zeichen und Wundern, die er tut, erkennt, wer in diesem Jesus am Werk ist, dem ist dann auch klar: In diesem Jesus begegnet mir kein Geringerer als Gott selber, und darum fällt in meinem Verhältnis zu Jesus zugleich auch die Entscheidung über meine Zukunft insgesamt.

Kapiert ihr das nicht, wer da eigentlich vor euch steht, so fragte Jesus damals die Menschenmenge. Kapiert ihr nicht, was für eine Zeit jetzt angebrochen ist, eben die Zeit, die Gott selber seinem Volk im Alten Testament doch schon so lange angekündigt hatte! Die ist jetzt da, Mensch, nehmt es doch wahr, habt doch nicht länger Tomaten auf den Augen!

Die Tomaten auf den Augen sind geblieben, bis heute. Menschen machen sich über alles Mögliche Gedanken, darüber, was im Jahr 2030 oder 2050 oder 2100 sein wird. Aber darüber, worauf ihr eigenes Leben hinausläuft, was da einmal geschehen wird, denken sie oft herzlich wenig nach. Und wenn sie es denn tun, dann basteln sie sich ihre eigenen Vorstellungen zusammen, ein wenig Volksreligiosität, gemischt mit etwas Buddhismus und Esoterik, glauben damit, die Frage nach ihrer Zukunft beantworten zu können. Doch wie oft übersehen sie dabei das entscheidende Zeichen, das Gott uns Menschen gegeben hat, den entscheidenden Faktor, der unsere Zukunft bestimmt: die Tatsache, dass er, Jesus, am Kreuz gestorben ist und den Tod durch seine Auferstehung besiegt hat.

Nein, worauf unser Leben am Ende zuläuft, hängt nicht von tausendundfünfzehn verschiedenen Faktoren ab, die mithilfe von irgendwelchen mathematischen Formeln in das rechte Verhältnis zueinander gesetzt werden müssten: Es geht letztlich nur um einen einzigen Faktor, um ein Zeichen: um das Zeichen des Menschensohnes, um sein Kreuz und sein leeres Grab.

Auf dem Weg sind wir, so zeigt es uns Christus hier in seinem Wort, auf dem Weg zu unserem Richter, der einmal sein Urteil sprechen wird über unsere Schuld. Nein, was da auf uns zukommen wird, ist keine Karnevalsveranstaltung. Es steht nicht weniger als unsere ewige Zukunft dabei auf dem Spiel. Und von daher, so zeigt es uns Christus, sollen wir die Zeit nutzen, die uns noch bleibt, um mit dem Problem unserer Schuld klarzukommen, dass sie uns vor dem Richter nicht mehr belastet. Als Christen wissen wir, worin unsere einzige Chance besteht, unsere Schuld loszuwerden, schuldlos vor dem Richter zu stehen: Diese Chance besteht nicht darin, dass wir uns bemühen, ein anständiges Leben zu führen und nett zu anderen Menschen zu sein. Diese Chance besteht auch nicht darin, dass wir selber uns gut fühlen und im inneren Einklang mit uns selber leben. Sondern diese Chance besteht einzig und allein darin, dass wir das einzig entscheidende Zeichen der Zeit erkennen: das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, an dem er auch unsere Sünde und Schuld auf sich genommen hat, an dem Gott die Welt mit sich versöhnt hat. Darum geht es, dass wir immer wieder von Neuem die Gelegenheit nutzen, unsere Schuld bei dem loszuwerden, dessen Kommen in diese Welt die entscheidende Zeitenwende darstellt und der mit uns auf dem Weg ist, um uns all das immer wieder abzunehmen, was uns daran hindern könnte, am Ende des Weges vor Gottes Gericht bestehen zu können.

Schwestern und Brüder, nicht nur in diesen Winterwochen reden wir Menschen hier in unserem Land immer wieder gerne und viel vom Wetter. Das ist auch verständlich und gewiss nichts Unanständiges. Doch als Christen wissen wir, dass es ein Thema gibt, das noch wichtiger ist als das Wetter, ein Thema, das für unsere Zukunft und die Zukunft aller Menschen unendlich bedeutungsvoller ist als die Frage, ob es am Wochenende wieder schneit und wie die S-Bahn damit wohl fertig werden wird. Reden wir darum immer wieder auch von diesem einen entscheidenden Zeichen der Zeit, von der Hoffnung, die wir als Christen haben, weil Christus von Gott zu uns gekommen ist, damit unser Weg nicht im Dunkel des ewigen Todes, sondern in der ewigen Freiheit der Kinder Gottes endet. Diese Zukunftsperspektive ist nicht bloß eine vage Vermutung, nicht bloß eine Prognose mit mehr oder weniger hohem Wahrscheinlichkeitsgehalt, sondern sie ist jetzt schon Gewissheit, so gewiss es Christus dir gleich wieder ganz persönlich zusagt: Nimm hin und trink: Das ist mein Blut, für dich vergossen zur Vergebung der Sünden. Da gibt es in der Tat nichts mehr, was dich noch verdammen könnte. Die Zeichen stehen für dich auf Leben, auf ewiges Leben. Amen.