15.03.2009 | St. Lukas 9, 57-62 (Okuli)

OKULI – 15. MÄRZ 2009 – PREDIGT ÜBER ST. LUKAS 9,57-62

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Dürfen wir als Kirche etwas von den Menschen verlangen? Das ist eine Frage, Schwestern und Brüder, mit der ich in meinem Dienst als Pastor immer wieder konfrontiert werde. Da verfasse ich einen Brief an die Eltern von Konfirmanden und schreibe ihnen darin, dass ich erwarte, dass ihre Kinder regelmäßig am Gottesdienst in unserer Gemeinde teilnehmen. Ich weiß, bei diesem Thema muss ich die Worte auf die Goldwaage legen, und selbst wenn ich mich relativ zurückhaltend und vorsichtig ausdrücke, kann es sein, dass ich mir damit einigen Ärger einhandle: Sie dürfen die Kinder doch nicht unter Druck setzen, Sie dürfen doch nichts von ihnen verlangen! Die haben so viel Anderes zu tun, da müssen Sie doch dafür Verständnis haben, dass die nicht auch noch am Sonntag zu Ihnen in die Kirche kommen. Seien Sie froh, wenn die Kinder überhaupt Lust haben, hin und wieder am Konfirmandenunterricht teilzunehmen; das sollte Ihnen ja wohl reichen! Und dann merke ich, wie ich mich innerlich schon wieder zurücknehme: Nein, ich wollte ja auch gar nichts verlangen; ich dachte nur, es wäre doch vielleicht ganz schön, wenn ihr Kind auch mal eine Kirche von innen sehen würde – aber nichts für ungut! Oder da formuliere ich einen Rundbrief zu dem heiklen Thema „Finanzen“, wage es, in einem Nebensatz anzudeuten, dass wir als Gemeinde von den Gemeindegliedern mit eigenem Einkommen einen Kirchenbeitrag von 3% des Einkommens erwarten, wage es vielleicht gar, darauf hinzuweisen, dass es Gemeindeglieder gibt, die fröhlich und gerne auch nach biblischem Vorbild den Zehnten geben von dem, was sie einnehmen. Und da kann ich noch so zurückhaltend formulieren – der Ärger ist vorprogrammiert: Ich lasse mich von der Kirche nicht unter Druck setzen; wenn ich mal das Gefühl habe, dass ich ein paar Euro für die Kirche übrig habe, gebe ich sie ja auch; aber kommen Sie mir bitte nicht damit, dass die Kirche von mir etwas erwarten oder gar verlangen könnte! Da mache ich nicht mit! Und schon rudere ich innerlich schnell wieder zurück: Nein, so war das ja auch gar nicht gemeint; wir erwarten und verlangen ja auch gar nichts von Ihnen, es ist bei uns natürlich alles ganz freiwillig und unverbindlich!
Und da hören wir nun das Evangelium des heutigen Sonntags Okuli. Sagen wir es ganz offen und ehrlich: Was Jesus da den drei Menschen, die zu ihm kommen, an den Kopf wirft, empfinden wir als eine einzige Zumutung. Wenn das unser Pastor wäre, der sich so verhält, dann wären wir wohl schon längst aus der Gemeinde, aus der Kirche ausgetreten. Was bildet der sich eigentlich ein, so etwas von den Menschen zu verlangen?! Merkt der denn nicht, wie er mit seinen Worten die Menschen verprellt? Das muss man sich mal vorstellen: Da hat Jesus hier mit drei hochmotivierten Leuten zu tun: Zwei von ihnen kommen von sich aus freiwillig zu ihm und sind dazu bereit, ihm nachzufolgen, und der dritte lässt sich von Jesus einfach so in die Nachfolge rufen, ist ebenfalls dazu bereit, alles, was er hatte, zurückzulassen, will nur noch die Beerdigung seines Vaters über die Bühne bringen. Doch statt dass Jesus sich bei diesen drei Leuten kompromissbereit zeigt, an ihre Motivation anknüpft, gibt er ihnen Antworten, die wie die perfekten Motivationskiller klingen. Kein Wunder, dass St. Lukas bei keinem der drei berichtet, dass er Jesus nach der Antwort, die er von ihm erhalten hatte, doch noch nachgefolgt sei. Ja, würde sich ein Pastor heutzutage so verhalten, wie Jesus damals, dann würde er wohl nach nicht allzu langer Zeit aus dem Gemeindedienst entfernt. „Elefant im Porzellanladen“ oder so ähnlich würde man Jesus heutzutage wohl beschimpfen.
Aber nun erzählt uns St. Lukas diese drei Begebenheiten ja nicht, um uns abschreckende Beispiele zu zeigen, wie wir als Kirche niemals mit den Menschen umgehen sollten, sondern er schreibt uns diese Begebenheiten auf, weil er offenkundig der Meinung ist, dass Jesus ein Recht dazu hatte, so mit diesen Leuten umzugehen. Nein, er hinterfragt mit diesen drei kleinen Geschichten hier nicht Jesus, sondern er hinterfragt uns, hinterfragt unsere Erwartungen an Kirche, an Glauben, an Jesus selbst, hinterfragt auch unser Taktieren als Kirche, mit dem wir hoffen, Menschen für uns einnehmen, Menschen gewinnen zu können.
Wenn Jesus also tatsächlich das Recht hatte, so mit diesen drei Menschen umzugehen, wie St. Lukas das hier beschreibt, dann müssen wir uns die Frage stellen: Was konnte Jesus diesen Menschen bieten, dass sich für sie solch ein unglaublicher Verzicht lohnte – der Verzicht auf ein festes Zuhause, der Verzicht auf die Teilnahme an der Beerdigung des eigenen Vaters, der Verzicht darauf, sich von der Familie noch einmal zu verabschieden und wenigstens die allerwichtigsten Dinge im Hause zu ordnen? Eine direkte Antwort auf diese Frage erhalten wir hier nicht, und genau in dieser Beobachtung liegt zugleich die eigentliche Antwort auf diese Frage verborgen: Was all diesen Verzicht mehr als aufwiegt, lohnenswert macht, ist einzig und allein er selber, Jesus, ist einzig und allein das Leben in seiner Gemeinschaft. Das ist wichtiger, das bedeutet mehr als das Dach über dem Kopf, mehr als engste familiäre Bindungen, mehr als alle gesellschaftlichen Konventionen. So gewiss war Jesus sich dessen, dass sich dieses Leben in seiner Gemeinschaft so sehr lohnt, dass er es hier gar nicht weiter zu begründen braucht: Wer erkannt hat, wer er, Jesus, ist, dem erscheint es geradezu plausibel, für ihn, Jesus, alles stehen und liegen zu lassen, ja, wem aufgegangen ist, was für eine Freude es mit sich bringt, in seiner Gemeinschaft zu leben, der spricht nicht mehr von Verlust und Verzicht, sondern nur noch von dem Gewinn, den dieses Leben mit ihm, Christus, mit sich bringt. Indirekt bringt Jesus dies selber an einer Stelle hier im Heiligen Evangelium zum Ausdruck: Lass die Toten ihre Toten begraben – hinter diesen schroffen Worten Jesu verbirgt sich ja zugleich ein ungeheurer Anspruch, nein, mehr noch: eine ungeheure Zusage: Leben, das diesen Namen „Leben“ wirklich verdient, sagt Jesus, gibt es nur in meiner Gegenwart, in der Gemeinschaft mit mir. Wer das Leben irgendwo anders zu finden meint, wer die Erfüllung seines Lebens irgendwo anders sucht als in mir, der ist bei lebendigem Leibe tot, der mag am Ende seines Lebens einen freien Redner bewegende Worte darüber sülzen lassen, was für ein guter Mensch er doch war; das ändert nichts daran, dass auch für ihn gilt: Lass die Toten ihre Toten begraben!
Darf die Kirche etwas von den Menschen verlangen? Brüder und Schwestern, wir merken schon: Die Frage ist in dieser Form falsch, zumindest missverständlich gestellt. Wenn Menschen sauer darauf reagieren, dass die Kirche Erwartungen, vielleicht gar Forderungen an sie richtet, dann sollten wir uns als Kirche fragen, ob wir diesen Menschen wirklich genügend klar vor Augen gestellt haben, was dieser Jesus Christus für sie, für ihr Leben eigentlich bedeutet, was dieser Jesus Christus ihnen bringt, was es heißt, dass er das Leben in Person ist. Wenn wir das nicht genügend getan haben, dann ist es kein Wunder, wenn es auf Ablehnung stößt, wenn die Kirche von den Menschen etwas verlangt, dann ist es kein Wunder, wenn Menschen dann auf die Idee kommen, die Kirche würde in dem, was sie verlangt, wohl nur ihren eigenen Vorteil suchen.
Nein, die Botschaft des Heiligen Evangeliums lautet nicht: Nehmt die Leute mal ein bisschen härter ran, lasst nicht zu, dass die wie Weicheier reagieren, wenn man ihnen etwas zumutet, zeigt ihnen, was eine Harke ist! Dann wird sich schon die Spreu vom Weizen trennen! Sondern die Botschaft des Heiligen Evangeliums dieses Sonntags lautet: Das Leben mit Christus, in seiner Gemeinschaft, ist so großartig, dass sich dafür jeder Verzicht lohnt, dass wir gewinnen und nicht verlieren, wenn wir uns von ihm, Christus, zu einem verbindlichen Leben mit ihm rufen lassen.
Damit sind wir nun schon bei einem ganz praktischen Problem, das sich uns beim Hören des Heiligen Evangeliums hier stellt: Wie soll das denn bei uns heute mit unserer Nachfolge Jesu eigentlich aussehen? Können wir Jesus heutzutage eigentlich nachfolgen? Nein, das können wir nicht, so zeigt es uns das Neue Testament ganz deutlich: „Nachfolge“ ist etwas, was auf die Zeit der irdischen Wirksamkeit Jesu beschränkt bleibt. Wir können nicht mehr hinter ihm her durch die Städte und Dörfer Galiläas und Judäas laufen, und entsprechend gelten die Antworten, die Jesus damals den drei Menschen gab, uns auch nicht unmittelbar: Jesus verlangt von uns nicht, dass wir wie er als Obdachlose durch die Gegend laufen, froh sein können, wenn wir im Winter ein Plätzchen zum Schlafen auf dem Lüftungsschacht eines Kaufhauses finden. Jesus verlangt von uns nicht, dass wir der Beerdigung unseres Vaters fernbleiben, und er verlangt von uns auch nicht, dass wir von unserer Familie abhauen und uns noch nicht einmal von ihr verabschieden. Ja, wohin sollten wir auch abhauen, wo sollten wir Jesus denn finden, wenn wir uns von unserer Familie entfernen?
Nein, an die Stelle der Nachfolge tritt nach Ostern für die, die zu Christus gehören, das Leben aus der Taufe, eine andere Form des Lebens der Gemeinschaft mit Jesus, ein Leben, das immer wieder die Nähe Jesu sucht in seinem Wort, in seinem Heiligen Mahl, ein Leben, das sich im ganz normalen Alltag immer wieder an ihm, an seinem Wort ausrichtet. Aber auch für dieses Leben haben die Worte Jesu, die uns hier im Heiligen Evangelium berichtet werden, ihre Bedeutung, sowohl, was unser eigenes Leben angeht, als auch, was unsere Einladung zu Jesus angeht, die wir anderen Menschen gegenüber aussprechen.
Das eine können wir an Jesus zunächst einmal wahrnehmen: Er ist nicht erfolgsorientiert; er will nicht zahlenmäßige Erfolge um jeden Preis. Er sagt nicht: Ach, wenn sich die drei Leute, mit denen ich da zu tun hatte, künftig wenigstens einmal im Jahr bei mir blicken lassen, dann will ich schon ganz froh sein; ist immerhin besser als gar nichts! Nein, Jesus bestreitet hier ganz energisch, dass man so ein bisschen Christ sein kann, ein bisschen Christentum als Sahnehäubchen auf ein Leben setzen kann, das sonst nicht viel mit ihm zu tun hat. Jesus bestreitet hier ganz energisch, dass ich den christlichen Glauben als Hobby, als Freizeitbeschäftigung betreiben kann, als Lückenfüller für spezielle Augenblicke im Leben. Wenn ihr das von mir erwartet, so sagt er uns hier, dann liegt ihr völlig falsch, und wenn ihr anderen Menschen solche Erwartungen vermittelt oder sie in solchen Erwartungen belasst, dann macht ihr ihnen etwas vor, dann führt ihr sie in die Irre.
Jesus ist dagegen für Ehrlichkeit, für Nüchternheit: Damals hat er dem Menschen, der ihm nachfolgen wollte, ganz klar und nüchtern gesagt, was ihn in seiner Nachfolge erwartet: ein Leben in Obdachlosigkeit, ein Leben ohne jede Absicherung, ohne ein irdisches Zuhause, ein Leben, das entsprechend vielerlei Unannehmlichkeiten mit sich brachte. Christen müssen ihr Leben, wie gesagt, nicht auf der Parkbank verbringen. Aber dass uns dies nur alle möglichen Vorteile bringt, wenn wir als Christen leben, das sollen wir auch nicht erwarten und sollen diese Erwartungen auch nicht bei anderen wecken. Das ist nicht bequem, sich jeden Sonntagmorgen in die Kirche zu begeben; das ist nicht angenehm, von anderen belächelt, vielleicht gar angefeindet zu werden, wenn man seinen Mund als Christ aufmacht und zu seinem Glauben steht. Das ist nicht bequem, nicht bei allem mitzumachen, was alle anderen doch auch machen, sondern sich stattdessen an Jesu Weisungen für unser Leben zu orientieren. Das kann im Gegenteil weh tun, Verzicht zu üben, auf Geld zu verzichten, das man selber gut brauchen könnte, auf Zeit zu verzichten, die man selber gut für sich brauchen könnte, und sie Christus zur Verfügung zu stellen. Sinn macht das einzig und allein, wenn einem klar ist, was man dabei gewinnt, was es bedeutet, mit ihm, Christus, leben zu dürfen.
Nein, man kann nicht ein bisschen Christ sein, so können wir es auch der zweiten Antwort Jesu hier im Heiligen Evangelium entnehmen. Wenn mich der Ruf Jesu erreicht, dann gibt es keine Möglichkeit mehr zur Verhandlung, dann geht es nur noch darum, ob ich diesem Ruf Jesu folge oder nicht. Das Wichtigste, so zeigt es Jesus diesem zweiten Menschen hier, ist die Verkündigung des Reiches Gottes; dem ist nichts vorzuziehen. Und da fangen wir nun natürlich auch gleich an, mit ähnlich guten Argumenten zu kommen wie dieser zweite Mensch hier im Evangelium, der erst noch seinen Vater beerdigen möchte, die wichtigste Pflicht eines Sohnes wahrnehmen möchte: Was ist aber, wenn ich denn nun immer sonntags arbeiten muss, wenn ich mich um einen anderen Menschen kümmern muss? Ach, uns fallen sicher noch viel mehr Argumente ein. Und da wäre es nun gerade grundfalsch von mir, wenn ich jetzt anfangen würde, euch vorzuschreiben, was ihr denn nun am Sonntagmorgen dürft und was nicht, was ein akzeptables Argument ist und was nicht. Nein, erzählen will ich euch vielmehr immer wieder von dem Leben, das allein er, Jesus, zu schenken vermag, von der Erfüllung, die allein das Leben in seiner Gemeinschaft bringt, erzählen will ich euch immer wieder davon, was das heißt, dass wir in die Gegenwart des lebendigen Gottes treten dürfen, mit ihm eins werden dürfen, was das heißt, durch ihn eine Hoffnung, ein Ziel für unser Leben zu haben, das uns niemand nehmen kann. Wenn euch das klar wird, wenn das den Menschen klar wird, die wir einladen, dann wird sich der Rest im Laufe der Zeit von selber ergeben, dann brauche ich jedenfalls nicht mehr mit euch darüber zu diskutieren, ob eine Geburtstagsfeier am Vorabend ein Grund dafür ist, am Sonntag der Einladung Christi nicht zu folgen, ob Hausaufgaben wirklich immer gerade dann gemacht werden müssen, wenn Christus uns an seinen Altar lädt, ja, welches Treffen wirklich so wichtig ist, dass es die Teilhabe am Leib und Blut Christi aufzuwiegen vermag, dann werdet ihr selber Wege finden, wie ihr immer wieder an Christus, an sein Wort, an sein Heiliges Mahl herankommt.
Nein, man kann nicht nur ein bisschen Christ sein, so können wir es schließlich auch der dritten Antwort Jesu hier in dieser Erzählung entnehmen. Da will einer Jesus nachfolgen, aber sich vorher noch einmal von ihm entfernen, vorher noch einmal die Gegenrichtung einschlagen. Und ihm macht Jesus deutlich: Das geht nicht; ich ziehe weiter, und wenn du erst noch einmal alles mögliche Andere erledigen willst, dann kommst du nachher zu spät, dann bin ich längst weitergezogen. Wenn du erst noch so viel Anderes in deinem Leben erledigen willst, dann wird das nichts mit deiner Nachfolge. Ja, wir kennen diese Argumente ja nur allzu gut von anderen, kennen sie vielleicht auch bei uns selber: Später, wenn ich mal weniger zu tun habe, wenn ich dieses oder jenes erst mal erledigt habe, ja dann, später, dann will ich auch wieder regelmäßig zur Kirche kommen, dann will ich mich auch wieder mit dem Glauben beschäftigen; aber jetzt muss ich erst noch so viele andere Dinge erledigen; da bleibt mir leider für Christus, für die Kirche keine Zeit! Und dann erleben wir immer wieder, dass dieses „Später“ niemals kommt, weil es immer wieder noch Dinge gibt, die ja so dringend, so wichtig sind, dass Christus und seine Einladung einfach nicht zum Zuge kommen.
„Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ – Was für ein einprägsames Bild gebraucht Jesus hier zum Abschluss! Wenn ein Bauer damals mit seinem Pflug eine gerade Furche ziehen wollte, dann musste er einen Punkt am Ende des Feldes fixieren und auf ihn unbeirrt hinpflügen. Blickte er zur Seite, oder sah er sich gar um, dann wurde die Furche krumm und schief, dann konnte er seine ganze Mühe, die er sich machte, vergessen.
Ach, wie sehr haben wir uns selber vielleicht schon daran gewöhnt, in unserem Leben krumme Furchen zu ziehen, weil wir uns von so vielem ablenken lassen, statt unbeirrt auf ihn, Christus, auf sein Wort, auf seine Versprechen zu schauen! Und wie leicht scheuen wir uns, Menschen heutzutage noch diesen Rat zu geben, unbeirrt nur auf dieses eine Ziel zu schauen, auf ihn, Christus, und sie so anzuleiten, ihr Leben ganz geradlinig zu gehen! Nein, es geht eben nicht darum, dass wir von den Menschen verlangen sollen, gerade Furchen zu ziehen. Es geht darum, dass wir ihnen das Ziel, dass wir ihnen Christus ganz groß vor Augen stellen, so groß, dass ihnen alles andere, was ihnen vorher so wichtig erschien, allmählich immer unwichtiger wird. Ja, darum geht es, dass wir dies vor allem selber in unserem eigenen Leben immer klarer erkennen, was dieser Christus, was dieses Ziel unseres Lebens für uns bedeutet. So allein werden die Furchen auch in unserem Leben allmählich gerader.
Ganz bewusst verzichtet St. Lukas darauf, zu berichten, ob die drei Leute, die mit Jesus gesprochen haben, ihm am Ende nachgefolgt sind. Es geht ihm nicht um diese drei; es geht ihm um dich. Ob du ihm, Christus, folgst, ob du bei ihm bleibst, mit ihm lebst, das ist die eigentliche Frage. Ja, Gott geb’s, dass du dann nicht mehr auf das schaust, was von dir angeblich oder tatsächlich verlangt wird, sondern fröhlich erkennst, was du an ihm, Christus, und in ihm hast: das wahre Leben! Amen.