11.03.2007 | Jeremia 20, 7-11b (Okuli)

OKULI – 11. MÄRZ 2007 – PREDIGT ÜBER JEREMIA 20,7-11b

HERR, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich. Denn sooft ich rede, muß ich schreien; »Frevel und Gewalt!« muß ich rufen. Denn des HERRN Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden täglich. Da dachte ich: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, daß ich's nicht ertragen konnte; ich wäre schier vergangen. Denn ich höre, wie viele heimlich reden: »Schrecken ist um und um!« »Verklagt ihn!« »Wir wollen ihn verklagen«! Alle meine Freunde und Gesellen lauern, ob ich nicht falle: »Vielleicht läßt er sich überlisten, daß wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen.« Aber der HERR ist bei mir wie ein starker Held, darum werden meine Verfolger fallen und nicht gewinnen. Sie müssen ganz zuschanden werden, weil es ihnen nicht gelingt. Ewig wird ihre Schande sein und nie vergessen werden.
Und nun, HERR Zebaoth, der du die Gerechten prüfst, Nieren und Herz durchschaust: Laß mich deine Vergeltung an ihnen sehen; denn ich habe dir meine Sache befohlen. Singet dem HERRN, rühmet den HERRN, der des Armen Leben aus den Händen der Boshaften errettet!

Stellt euch nur mal vor, ihr müsstet damit rechnen, verhaftet zu werden, wenn ihr dabei erwischt werdet, dass ihr hier am Sonntagmorgen den Gottesdienst besucht. Stellt euch nur mal vor, ihr müsstet damit rechnen, dass ihr euren Arbeitsplatz verliert, wenn herauskommt, dass ihr euch zu dieser christlichen Gemeinde haltet, und dass euch deswegen vielleicht auch noch ein Gerichtsverfahren erwartet. Und dann stellt euch vor, dass es ziemlich wahrscheinlich wäre, dass sich unter den Gottesdienstbesuchern immer auch ein Spitzel der Staatsmacht befindet, die euch so bedrängt. Wer von euch würde unter diesen Voraussetzungen nächste Woche noch hierher zum Gottesdienst kommen? Ob wir da nicht auch zu denen gehören würden, die sagen: Also, das ist mir nun wirklich zu gefährlich! Ich bin doch nicht verrückt, ich setze doch nicht meine ganze Existenz aufs Spiel nur für solch einen Gottesdienst. Dann denke ich eben zu Hause von Zeit zu Zeit an Jesus; das reicht doch auch!
Schwestern und Brüder, was ich gerade beschrieben habe, ist nicht irgendein verrücktes Horrorszenario, sondern das ist Wirklichkeit, in dieser Stunde, nein, nicht hier bei uns in Deutschland, aber in nicht wenigen Ländern dieser Erde. Da sitzen zu dieser Stunde vermutlich Tausende von Christen in den Arbeitslagern Nordkoreas, werden durch Hunger und Zwangsarbeit zugrundegerichtet, weil man sie dabei erwischt hat, dass sie ihren christlichen Glauben praktiziert haben. Da feiern in manchen islamischen Ländern Christen ganz heimlich im Untergrund ihre Gottesdienste, setzen dafür ihr Leben aufs Spiel, weil sie wissen, was in ihrem Land mit Leuten gemacht wird, die sich vom Islam lossagen. Da gibt es andere islamisch geprägte Länder, in denen Christen noch öffentlich Gottesdienste feiern können; aber sie wissen nicht, ob nicht schon in der nächsten Woche ihre Kirche überfallen und abgefackelt werden wird. Und es gibt nicht wenige Glieder unserer Gemeinde, die es in ihrem eigenen Leben früher erfahren haben, was es hieß, damals in der Sowjetunion sich heimlich in den Häusern hinter vorgezogenen Vorhängen zu gemeinsamen Gebetsversammlungen zu treffen. Und das scheinbar Merkwürdige ist dies: In vielen dieser Länder, in denen es mit solchen Nachteilen verbunden ist, Christ zu sein, wächst die Kirche, zum Teil mit atemberaubender Geschwindigkeit, lassen sich die Christen auch von allen Bedrohungen und Verfolgungen nicht davon abhalten, ihren christlichen Glauben zu leben.
Brüder und Schwestern, es kann nun nicht darum gehen, dass wir uns als Christen hier in Berlin ein schlechtes Gewissen einreden lassen, weil wir hier nicht so verfolgt werden wie anderswo und im Vergleich dazu doch eher christliche Weicheier zu sein scheinen. Und es kann auch nicht darum gehen, dass wir meinen, die paar blöden Sprüche, die wir hier und dort zu hören kriegen, wenn wir zur Kirche gehen, seien ja eigentlich auch schon so etwas Ähnliches wie eine Christenverfolgung. Nein, mir geht es um etwas Anderes: Wie kommt es eigentlich, dass Christen an ihrem Glauben festhalten, selbst wenn ihnen das sehr viel mehr offenkundige Nachteile als Vorteile zu bringen scheint? Und das ist dann allerdings schon auch eine Anfrage an uns, was der Glaube, was der Besuch des Gottesdienstes für uns bedeutet: ob wir kommen, weil es damit verbunden ja noch dieses oder jene andere Angebot gibt, das wir ganz gerne wahrnehmen, weil es eine schöne Abwechslung für unser Leben darstellt, ob wir also kommen, weil wir uns von diesem Gottesdienstbesuch irgendwelche Vorteile für uns erhoffen, oder ob uns der Glaube an Christus so wichtig ist, dass uns eigentlich nichts daran hindern kann, immer wieder hierher zu kommen.
Um einen Menschen, dem sein Glaube, sein Einsatz für Gott allemal mehr Nachteile als Vorteile einbrachte, geht es auch in der Predigtlesung des heutigen Sonntags. Da hören wir die Worte eines Menschen, der unter seinem Dienst für Gott, unter seinem Auftrag kaputtzugehen scheint, der wegen dieses Dienstes so massiv angegriffen, angefeindet und verfolgt wird, dass er es einfach nicht mehr ertragen kann. Doch auch dieser Mensch macht weiter, unbegreiflicherweise, setzt sich auch weiter diesen Angriffen, dieser Verfolgung aus. Wie kommt das? Jeremia, so heißt dieser Mensch, gibt uns hier in unserer Predigtlesung drei klare Antworten:

- Gott hat ihn zum Leiden berufen.
- Gott lässt ihn nicht los.
- Gott wird ihn erretten.

I.

Ein schweres Amt hatte Gott dem Jeremia übertragen – gegen dessen Willen, wie er es ausdrücklich betont. Er sollte dem Volk Israel Gottes Strafgericht ankündigen, sollte ihm ankündigen, dass Israel nun bald erobert, dass Jerusalem nun bald zerstört werden würde, weil Israel sich anderen Göttern zugewandt hatte und Gottes Gebote mit den Füßen trat. Ja, das kommende Gericht Gottes musste Jeremia verkündigen in einer Zeit, in der die offizielle Politik ganz andere Parolen ausgab, vom bevorstehenden Endsieg in der Auseinandersetzung mit den Babyloniern träumte und in der es als Wehrkraftzersetzung galt, irgendetwas Anderes als Optimismus zu verbreiten. Und entsprechend allergisch reagierte man auf Jeremias Verkündigung: Er wurde verspottet und ausgelacht, er wurde angegriffen, geschlagen, ins Gefängnis geworfen, in einen Brunnen geworfen, immer wieder mit dem Tode bedroht, wenn er nicht aufhören würde, solch eine unpassende Botschaft zu verkündigen. Praktisch alle seine Freunde wandten sich von Jeremia ab, ja, seine eigene Familie versuchte, einen Mordanschlag auf ihn zu verüben, damit dieses schwarze Schaf nicht länger die ganze Sippschaft blamierte.
Und Jeremia – nein, der sah all das nicht ganz locker, sagte nicht: Ich glaube ja an Gott, da wird schon alles gut werden, da kann mich das alles nicht kratzen, was ich da erfahre. Im Gegenteil: Jeremia leidet wie ein Hund unter diesen Anfeindungen, nimmt sie nicht gleichmütig zur Kenntnis. Ja, was ihm damals besonders an die Nieren ging, war, dass das, was er im Auftrag Gottes zu verkündigen hatte, doch offenbar gar nicht eintraf, dass es den Leuten weiterhin gut ging und er mit seiner Verkündigung wie ein Spinner dastand. Aber Jeremia schmeißt die Brocken nicht hin. Denn das Eine steht für ihn nicht zur Diskussion: Es ist Gott, der ihn berufen hat, der ihn in dieses Leiden hineingeführt hat, und darum ist jeder Widerstand dagegen zwecklos.
Wenig schmeichelhaft beschreibt Jeremia seine Berufung hier in unserer Predigtlesung: Herr, du hast mich vergewaltigt wie ein junges Mädchen, das keine Chance hatte, sich gegen diesen Angriff zu wehren. Du hast dich über mich hergemacht und mich anschließend kaputt daliegen lassen, und nun liege ich da, und alle lachen mich aus, ja, ich bin darüber zum Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich. Nein, ich begreife das nicht, wie du mir so etwas antun konntest, wie du mich auf solch einen Weg zwingen konntest. Aber es ist so, und ich kann nichts anderes tun, als diesen Weg weiterzugehen, auf den du mich genötigt hast. Und so ist Jeremia diesen bitteren Weg, diesen Leidensweg weitergegangen, werden in ihm, in seinem Geschick seine Botschaft und seine Person beinahe eins.
Und eben darin ist Jeremia in der Kirche immer in besonderer Weise als ein Vorläufer Christi angesehen und verstanden worden, ein Vorläufer Christi, in dem Botschaft und Person nun endgültig eins geworden sind, weil er das Wort Gottes in Person war und ist, weil der ganze Sinn seiner Sendung ins nichts Anderem bestand, als darin, für uns, an unserer Statt zu leiden, ja zu sterben. Nein, auch Christus ist diesen Weg nicht gleichmütig gegangen, er hat diesen Weg auch nicht schön gefunden, im Gegenteil: Schau ihn dir an, wie er da in Gethsemane auf den Knien liegt und mit Gott, seinem Vater verhandelt: „Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!“
Und wir, wir sind, so stellt es uns dieser Sonntag Okuli besonders deutlich vor Augen, wir sind nun als Christen gerufen in die Nachfolge unseres Herrn, ja auch und gerade in die Leidensnachfolge unseres Herrn. Christus hat für sich keine Werbung gemacht nach dem Motto: Kommt zu mir, das macht so richtig Spaß, mit mir zusammen zu sein, da gibt es Action und gute Unterhaltung, da fühlt ihr euch so richtig gut, wenn ihr zu mir kommt. Glaubt an mich, dann bleibt ihr länger gesund, dann habt ihr mehr Erfolg in eurem Leben, dann bleiben euch Schicksalsschläge erspart. Sondern er hat denen, die er in seine Nachfolge gerufen hat, ganz klar gesagt, dass sein Schicksal auch das ihrige sein wird. Und genau das und nichts Anderes erfahren die verfolgten Christen nun überall auf der Welt. Sie wissen: Da ist nicht irgendetwas schief gelaufen, sondern genau so, wie wir es erfahren, sieht es aus, das Leben in der Nachfolge unseres Herrn. Nein, darüber jubeln die Christen dort nicht; aber das eine ist ihnen klar: Es ist Gott, der uns auf diesen Weg gerufen hat, auch wenn wir diesen Weg oft selber nicht verstehen können.
Und das ist nun auch uns hier in Berlin als Mahnung und als Trost gesagt. Ja, zunächst einmal als Mahnung: Wie leidensscheu sind wir in unserem Wohlstandschristentum oftmals schon geworden, wenn wir uns mitunter schon so schwer damit tun, für Christus am Sonntagmorgen etwas früher aufzustehen. Ach, was ist das für ein schweres Leiden, nicht ganz ausgeschlafen in die Kirche kommen zu müssen! Wie leidensscheu sind wir oftmals schon geworden, wenn wir als Christen nicht selten Konflikten von vornherein aus dem Weg gehen: Wenn es da einen anderen wichtigen Termin gibt, dann ist doch klar, dass der Gottesdienstbesuch als erstes dran glauben muss. Wenn ich merke, dass da andere in meiner Umgebung blöde Sprüche über Christus und den Glauben von sich absondern, dann höre ich eben lieber mal nicht so genau hin. Und da singe ich im Gottesdienst aus voller Brust: Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib lass fahren dahin – aber wenn es darum geht, wie viel ich von dem, was ich besitze und verdiene, regelmäßig an Christus und seine Kirche abzugeben bereit bin, da ist meine Leidensgrenze dann oft so schnell erreicht, endet meine Leidensbereitschaft da schon zumeist viel früher, als wenn es darum ginge, dass mir um meines Glaubens willen tatsächlich mein Besitz geraubt würde!
Aber zugleich ist das, was uns Jeremia hier vor Augen stellt, natürlich auch als Trost gesagt: Wundere dich nicht, wenn du in deinem Leben als Christ schwere Lasten zu tragen hast: Du lebst doch in der Nachfolge deines Herrn, der auch dich ins Leiden gerufen hat, der dir gerade in diesem Leiden nahe sein will. Wundere dich nicht, wenn es dir zu schaffen macht, dass du von dem, was du glaubst, so wenig sehen kannst, dass deine Erfahrung deinem Glauben so sehr zu widersprechen scheint. Das ist schon bei Jeremia nicht anders gewesen. Ja, das kann dir an die Nieren gehen als Christ, das kann gerade auch denen an die Nieren gehen, die wie Jeremia in besonderer Weise dazu berufen sind, Gottes Wort zu verkündigen, das kann denen an die Nieren gehen, wenn sie merken, wie wenig Widerhall ihr Wort findet, wie sie scheinbar nur auf taube Ohren stoßen, wie das scheinbar doch keinen Zweck hat, dieses Wort noch weiterzusagen, weil es ja doch kaum einer hören will. Und das sollen und dürfen wir Gott dann durchaus auch klagen, wie der Jeremia damals auch. Doch eines dürfen wir stets vor Augen haben: Gott selbst ist es, der uns so und nicht anders geführt, der uns eben dazu berufen hat.

II.

Bei Jeremia ging sein Leiden an seinem Auftrag damals so weit, dass er tatsächlich die Brocken hinschmeißen wollte, nicht mehr predigen wollte, sich dieser Feindschaft, die ihm da entgegenschlug, nicht mehr aussetzen wollte. Doch dann machte er eine bezeichnende Erfahrung: Das ging einfach nicht; er konnte diese Botschaft nicht für sich behalten; es hätte ihn zerrissen, es hätte ihn völlig kaputt gemacht, viel mehr noch als das Leiden, das ihm aus seiner Verkündigung erwuchs. „Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich’s nicht ertragen konnte; ich wäre schier vergangen.“ Das Wort Gottes, mit dem Jeremia beauftragt ist, hat eine solche Kraft, dass es ihn nicht loslässt, dass er davon einfach nicht mehr loskommt. Nein, was er verkündigt, das hat er sich eben nicht selber ausgedacht; es ist Gott, der ihn gerufen hat und ihn nun auch nicht mehr loslässt.
Und genau das ist eine Erfahrung, die Christen gerade in Verfolgungszeiten immer wieder machen: Da mögen sie Schweres durchmachen und erleiden – aber sich von ihrem Glauben abwenden, sich von Christus lossagen, das kommt für sie überhaupt nicht in Frage. Denn dieser Christus hat sie einfach so gepackt, dass sie gar nicht anders können, als seinem Ruf zu folgen, ganz gleich, was für Konsequenzen das für sie hat. Nein, so erfahren es gerade diese Christen immer wieder: Unser Glaube ist doch nicht ein Hobby, mit dem wir wieder aufhören können, wenn es uns keinen Spaß mehr macht. Hier geht es um eine Wirklichkeit, die größer und stärker ist als wir, die uns nicht mehr loslässt, ja angesichts derer wir noch nicht einmal unseren Mund halten können, sondern weitererzählen müssen, was in unserem Herzen leuchtet und scheint, weil wir sonst platzen würden, wenn wir das nicht bezeugen.
Schwestern und Brüder, Gott ist es, der Menschen gerade in solchen Verfolgungszeiten nicht loslässt, sie am Glauben festhalten lässt, obwohl doch alles dagegen zu sprechen scheint. An Gott liegt es, nicht an unserem Mut, nicht an unserer Stärke, und darum hat es auch wenig Sinn, sich nun in der Situation, in der wir jetzt leben, darüber allzu viele Gedanken zu machen, wie wir uns wohl verhalten würden, wenn wir als Christen verfolgt würden. Da würde Christus auch uns in unserer Mitte erfahren lassen, davon bin ich überzeugt, dass auch wir gar nicht anders können, als bei ihm, Christus, auszuharren, auch wenn wir selber dazu doch eigentlich gar nicht die Kraft haben. Ein wenig davon lässt er uns ja auch jetzt schon erfahren. Vielleicht ist es dir auch schon mal so ergangen, dass du eine kürzere oder längere Zeit nicht zum Gottesdienst kommen konntest. Und da hast du es vielleicht auch erlebt, wie es da in deinem Herzen wie brennendes Feuer war, dass du merktest: Da muss ich wieder hin, davon komme ich einfach nicht los, auf Gottes Wort, auf sein Heiliges Abendmahl kann ich einfach nicht verzichten. Und so ähnlich ergeht es eben auch denen, die von Christus in das Amt gerufen worden sind, sein Wort zu verkündigen. Wenn das geschehen ist, dann kommt man von diesem Ruf, von diesem Auftrag nicht mehr los, dann muss dieses Wort gepredigt werden, komme, was da wolle, komme dafür etwa auch eine Gehaltsüberweisung oder nicht. Nein, Gott lässt uns nicht mehr los, uns, die er doch schon in der Taufe gerufen hat, so können wir es mit Jeremia bekennen.

III.

Was Jeremia angekündigt hat, ist am Ende eingetroffen. Jeremia selber hat das Kommen des Gerichts Gottes, der Zerstörung Jerusalems, noch miterleben können und müssen, bevor sich seine Spuren schließlich Richtung Ägypten verlieren. Doch auch bevor sich für jeden erkennbar herausstellte, dass Jeremia eben doch Recht hatte, schenkte Gott ihm diese Zuversicht: Gott wird mir am Ende Recht geben, er wird mich am Ende erretten.
Jeremia – ein Vorläufer, ein Vorbild Christi im Alten Testament. Ja, auch Christus musste seinen Leidensweg gehen bis zum Ende, bis zur Verspottung und dem elenden Tod am Kreuz. Aber schließlich hat Gott ihm doch Recht gegeben, hat ihn aus dem Tod errettet, hat ihn auferweckt zu einem neuen Leben, von dem her alles, was vorher geschehen war, noch einmal in einem ganz neuen Licht erscheint: Ja, Christus musste leiden und in seine Herrlichkeit eingehen, wie er dies dann auch den Emmausjüngern erklärte.
Und genau diese Perspektive gilt nun auch für uns Christen, wir seien verfolgt oder nicht: Wir gehen nicht einfach heroisch unserem Untergang entgegen, wir bleiben nicht einfach bloß irgendwelchen Prinzipien treu, sondern unser Weg führt in der Nachfolge unseres Herrn durch Leiden und Tod hindurch in das Leben der Auferstehung. Gott wird auch uns einmal Recht geben – nicht weil wir so tapfere, leidensbereite Menschen waren, sondern weil er zu seiner Zusage steht, die er uns gegeben hat. Er wird auch uns einmal teilhaben lassen an dem Leben, in dem wir erkennen werden, wie sehr sich jeder Einsatz, ja auch jeder Verzicht um Christi willen gelohnt hat. Ja, er wird uns teilhaben lassen an einem Leben, in dem wir all unsere Verfolger, zuletzt auch den Tod endgültig hinter uns lassen werden. Und das dürfen wir jetzt schon feiern, auch heute, in diesem Gottesdienst, dürfen mit Jeremia und mit so vielen Christen auf der ganzen Welt bekennen: „Der HERR ist bei mir wie ein starker Held, darum werden meine Verfolger fallen und nicht gewinnen.“ Amen.