30.03.2013 | St. Johannes 5,19-21 | Heilige Osternacht

Vor einigen Wochen ist der Präsident von Venezuela, Hugo Chavez, gestorben. Von seinen Anhängern wurde er so sehr verehrt, dass sie bald nach seinem Tode auf die Idee kamen, man müsste ihn doch am besten einbalsamieren und dann öffentlich zur Schau stellen – so ähnlich etwa wie Lenin im Lenin-Mausoleum in Moskau. Auf diese Weise könne man ihm doch ein Stück Unsterblichkeit verleihen. Doch leider waren seine Anhänger ein wenig zu spät auf diese Idee gekommen, denn als man sie umsetzen wollte, stellte man fest, dass der Leichnam von Hugo Chavez bereits zu sehr verwest war, als dass man bei ihm mit irgendwelchen Balsamierungsmaßnahmen etwas hätte retten können. Da war sich also nichts mit der Unsterblichkeit von Herrn Chavez; er musste schließlich doch beerdigt werden wie jeder andere auch.

Ja, so sind wir Menschen: Wir können und wollen uns mit der Realität des Todes einfach nicht abfinden, unternehmen alle möglichen Versuche, Menschen auf irgendeine Weise unsterblich zu machen, sie irgendwie doch weiterleben zu lassen, zumindest in der Erinnerung. Doch all diese Versuche bleiben letztlich doch ziemlich hilflos, ändern nichts daran, dass wir nicht dazu in der Lage sind, auch nicht mit den modernsten Mitteln der Technik, einen Menschen, der einmal gestorben ist, wieder lebendig zu machen.

Wenn einer Tote wirklich wieder lebendig machen könnte, dann ist das Gott. Der, der die ganze Welt geschaffen hat, müsste ja eigentlich auch dazu in der Lage sein, wieder einen Toten zum Leben zu erwecken, klar. Doch dass Gott das theoretisch kann, das nützt uns erst einmal herzlich wenig. Wichtig für uns ist nicht, ob Gott es kann, sondern ob er es auch will und tatsächlich auch tut.

Doch genau darum sind wir nun in dieser Nacht in dieser Kirche versammelt, um eben dies zu feiern, dass Gott nicht bloß theoretisch dazu in der Lage ist, Tote aufzuerwecken, sondern dass er es tatsächlich will, ja dass er es tatsächlich gemacht hat. Auch Jesus wurde nach seinem Tod schön einbalsamiert, ganz klar. Doch das hätte seine Verwesung letztlich auch nicht stoppen können. Doch bevor es dazu kam, hat Gott eingegriffen, hat ihn in dieser Nacht zu einem neuen Leben auferweckt, nein, hat ihn nicht bloß reanimiert, ihm nicht bloß ein paar Extra-Lebensjahre vor seinem endgültigen Dahinscheiden gegönnt, sondern hat ihn auferweckt zu einem neuen Leben, in dem der Tod endgültig Vergangenheit ist, zu einem neuen Leben, in dem es kein Sterben, keinen Tod, keine Verwesung, keinen Abschied mehr geben wird.

Doch auch die Auferweckung Jesu würde uns allen hier noch gar nichts nützen, wenn sie nur eine Privatangelegenheit zwischen Jesus und seinem Vater geblieben wäre. Dann könnten wir Jesus vielleicht noch zu dieser besonderen Erfahrung gratulieren und bräuchten uns dann aber mit ihm nicht weiter zu befassen. Er hatte dann eben Glück – aber wir, was ist mit uns?

Genau darum geht es nun in dieser Osternacht, genau darum geht es in der Predigtlesung dieser Nacht aller Nächte: Da kündigt es Jesus ganz offen an: Wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Nein, Jesus ist nicht bloß ein Prophet, der hier und da mal ein paar kluge Sprüche von sich abgesondert hat, nicht bloß ein Weisheitslehrer. Sondern er ist der Sohn Gottes, so stellt er es hier selber ganz klar, und als Sohn hat er bei seinem Vater genau abgeguckt, wie man das macht mit der Totenauferweckung. Er hat sie selber am eigenen Leibe miterlebt, und jetzt weiß er, wie es geht. Jawohl, Jesus kann das auch – wenn er denn nur will, so betont er. Aber will er es tatsächlich, will er es etwa auch bei uns?

Genau darum ging es heute Nacht in der Heiligen Taufe unserer Brüder und unserer Schwester: Gewiss, die Heilige Taufe war und ist für unsere Täuflinge zunächst auch ein Bekenntnis – ein Bekenntnis, dass sie mit dem Islam, aus dem sie stammen, endgültig nie mehr etwas zu tun haben wollen, ein Bekenntnis, dass es falsch ist, zu behaupten, Gott habe keinen Sohn, wie Mohammad das erklärt hat. O doch, er hat einen, eben diesen Jesus, zu dem sich Gott bekannt hat in seiner Auferstehung. Doch die Taufe ist eben unendlich mehr als ein Bekenntnis. In ihr hat es der auferstandene Jesus jedem einzelnen Täufling ganz persönlich gesagt: Ich will, jawohl, ich will dich auferwecken von den Toten, schenke dir schon hier und jetzt ein Leben, das nie mehr aufhört. Gewiss, deine Beerdigung wird dir nicht erspart bleiben, wenn ich, Christus, bis dahin nicht schon wiedergekommen bin. Aber du hast mein Versprechen, dass ich dich genauso aus dem Grab wieder herausholen werde, wie mein Vater mich aus dem Grab herausgeholt hat.

Jesus sagt: Ich will! Das ist das Wunder der Taufe. Und weil Jesus sagt: Ich will, darum wird er es auch tun. Dass er es kann, ist ja ohnehin klar. Er hat ja die Vollmacht seines Vaters. Aber er will es eben auch, will, dass du für immer mit ihm lebst, dass der Tod einmal endgültig hinter dir liegen wird. Bist du getauft? Dann hat Jesus auch zu dir gesagt: Ich will, dann darfst du gewiss sein: Er wird auch dich einmal wieder lebendig machen. Und weil wir Menschen mit unserem mickrigen Glauben das dann doch immer wieder nicht so ganz begreifen und annehmen können, lädt uns der auferstandene Christus immer wieder neu zum Essen ein, kommt zu uns mit seinem gekreuzigten und auferstandenen Leib, mit seinem Blut, für uns vergossen, kommt zu uns, lebt in uns, gibt uns damit Anteil am Heilmittel der Unsterblichkeit, an der Speise des ewigen Lebens.

Schwestern und Brüder: Wir haben es nicht nötig, zu versuchen, uns selber oder andere Menschen irgendwie unsterblich zu machen. Hauptsache, wir bleiben bei Christus, Hauptsache, wir halten uns an ihn, Hauptsache, wir empfangen die Medizin, die allein uns wirklich ewig leben lässt, wenn wir ihm auch gleich nun wieder im österlichen Passahmahl begegnen.

Brüder und Schwestern: Hugo Chavez hatte bei seiner Beerdigung die zweifelhafte Ehre, dass auch Herr Ahmadinedschad dazu extra anreiste. Mit seinem Besuch brauchen wir bei unserer Beerdigung wohl kaum zu rechnen – und werden dies wohl auch nicht besonders bedauern. Uns reicht es allemal, dass da ein anderer an unserem Sterbebett steht und auch an unserem Sarg: Er, unser auferstandener Herr, der die Toten lebendig machen kann und der auch zu uns sagt: Ich will! Ich lebe, und ihr sollt auch leben! Halleluja! Amen.