21.03.2008 | Jesaja 52, 13 - 53, 12 (Karfreitag)

KARFREITAG – 21. MÄRZ 2008 – PREDIGT ÜBER JESAJA 52,13 - 53,12

Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. Wie sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt häßlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder, so wird er viele Heiden besprengen, daß auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn denen nichts davon verkündet ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es merken.
Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart? Er schoß auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben, dafür daß er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.

Vor einigen Wochen haben wir in unserer Gemeinde einen bewegenden Vortrag über das Turiner Grabtuch gehört. Erschütternd war es, anhand des Grabtuchs bis in kleinste Einzelheiten nachvollziehen zu können, was für ein entsetzliches Leiden dieser Gekreuzigte durchgemacht haben muss, bevor er in dieses Grabtuch gehüllt wurde. Ja, was es schon allein physisch, körperlich für einen Menschen bedeutet, gekreuzigt zu werden, was für Qualen mit dieser fürchterlichen Hinrichtungsmethode verbunden sind, das wurde uns an diesem Nachmittag sehr eindrücklich vor Augen gestellt. Doch eine Frage ließ sich eben doch nicht mit letzter Gewissheit beantworten: wer denn dieser Gekreuzigte war, dessen Negativabdrücke in diesem Grabtuch so deutlich zu erkennen sind. Eine Ahnung erhielten wir, dass es tatsächlich stimmen könnte, dass das Antlitz des zu Tode Gefolterten, das uns aus diesem Tuch entgegenblickt, in der Tat das Antlitz unseres Herrn sein könnte. Ja, bei diesem Gedanken kann es einem schon ein bisschen kalt den Rücken herunterlaufen.
Die alttestamentliche Lesung des heutigen Tages ist so etwas Ähnliches wie das Turiner Grabtuch in Wortform. Erschütternd detailliert wird hier der Weg eines Menschen geschildert von seiner Geburt über sein entsetzliches Leiden bis hin zu seinem Tod, seinem Begräbnis und seiner völlig unerwarteten Erhöhung, die, diejenigen, die sie miterleben, vor Staunen fast sprachlos werden lässt. Leiden, das alles menschlich Aussagbare übertrifft, und Erhöhung, die alles menschlich Aussagbare übertrifft, wird uns hier in diesen Worten vor Augen und Ohren gestellt. Doch wer derjenige ist, von dem die Worte hier sprechen, wird eben nicht ausdrücklich gesagt; weder der Name Jesus noch das Wort Kreuz noch das Wort Auferstehung tauchen hier auf. Doch noch viel stärker als bei dem Grabtuch von Turin drängt sich uns beim Hören dieser Worte der Eindruck auf: Da kann doch von gar keinem Anderen die Rede sein als von ihm, Christus, unserem Herrn. Was auch ansonsten alles an Erklärungsversuchen von klugen Auslegern präsentiert worden ist und präsentiert wird – dass es sich hier etwa um den Propheten selber handeln soll, dessen Schicksal hier beschrieben wird, oder dass sich in diesem Knecht Gottes das Volk Israel selber wiederfinden soll – es bleibt doch weit, weit hinter dem zurück, was die Worte selber hier über diesen Gottesknecht aussagen. So unfasslich ist das, was hier beschrieben wird, dass wir vor dem, was wir hier hören, letztlich nur auf die Knie sinken können, nur anbetend wahrnehmen können, wie uns hier das Antlitz unseres Herrn bereits im Alten Testament in einer solchen Klarheit entgegenblickt, dass wir dies mit historischen Mitteln letztlich nicht erklären können. Nein, im Unterschied zum Grabtuch von Turin brauchen wir uns bei diesen Worten aus dem Buch des Propheten Jesaja auch nicht mit wohlbegründeten Vermutungen zufriedenzugeben, nicht bloß mit einer atemberaubenden Ahnung, wer der sein könnte, der hier dargestellt ist. Der, dessen unfassliches Leiden hier beschrieben wird, bezieht diese Worte im Neuen Testament selber auf sich, gibt sich eindeutig zu erkennen als derjenige, von dem hier die Rede ist. Ja, kein anderer als Christus selber tritt dir vor Augen, wenn du diese Worte unserer alttestamentlichen Lesung vernimmst.
Doch nun würden wir viel zu kurz greifen, wenn wir diese Worte aus Jesaja 52 und 53 einfach nur als ein sensationelles Phänomen erfassen würden, wie ein Geschehen, das erst weit mehr als 500 Jahre später sich ereignete, schon so viel früher seinen schriftlichen Niederschlag gefunden hat. Und wir würden auch viel zu kurz greifen, wenn wir diesen Worten lediglich einige interessante und bewegende Informationen über das Schicksal Jesu, über seinen Kreuzestod und seine Auferstehung, entnehmen würden. Nein, mit all dem wären wir noch nicht bei dem, worum es diesen Worten eigentlich geht, nämlich bei uns selber. Wirklich begriffen hast du das, was hier im Buch des Propheten Jesaja steht, erst dann, wenn dir aufgeht, dass es hier um dich geht, dass du dich in diesen Worten entdecken und wiederfinden kannst und sollst, dass all das, was hier beschrieben wird, auf dich und dein Leben zielt. Ja, um dreierlei geht es in diesen Worten aus dem Alten Testament:

- um deine Schuld
- um dein Leben
- um deinen Glauben

I.

Habt ihr’s eben beim Hören mitbekommen? Da steckt in den Worten aus Jesaja 53 schon das halbe Apostolische Glaubensbekenntnis drin: Davon, dass er, der Knecht Gottes, geboren wird, aufwächst, leidet, stirbt und begraben wird, ist hier die Rede. Doch in dieser Schilderung setzen die, die dieses Geschehen beschreiben, zugleich unüberhörbare Akzente: Zum einen stellen sie heraus, dass dieses Leiden, das dieser Gottesknecht da durchmacht, weiter und tiefer reicht als alles Leiden, was Menschen sonst in dieser Welt durchmachen müssen. Ja, furchtbar ist, was so viele Menschen in dieser Welt erleiden müssen. Doch er, der Knecht Gottes, erleidet noch mehr: Er war der Allerverachtetste, der Allerunwerteste; sein Leiden erreicht ein solches Übermaß, dass man es mit menschlichen Worten eigentlich gar nicht mehr erfassen und beschreiben kann. Und dieses Übermaß an Leiden, das hat Folgen: Es isoliert den Leidenden von seiner Umgebung, lässt ihn letzte Einsamkeit, letzte Trennung erfahren von den Menschen und von Gott.
Ja, von deinem Herrn Jesus Christus spricht Jesaja hier, und er nimmt kein Blatt vor den Mund: Christus, der leidende Gottessohn, war nicht schön anzusehen, sondern seine Gestalt war hässlicher als die anderer Leute. Und du weißt, wie auch du fast instinktiv reagierst, wenn du einen Menschen siehst, der durch Krankheit oder durch einen Unfall völlig entstellt ist: Du blickst weg, gehst auf Abstand, weil dir bei seinem Anblick geradezu körperlich übel wird. So und nicht anders haben auch damals die Menschen auf diesen potthässlichen, entstellten Jesus reagiert, ja mehr noch: Sie wussten es doch, dass jeder an seinem Schicksal selber schuld ist: Wenn es diesem Menschen so schlecht ging, dann musste er schon schwere Schuld auf sich geladen haben. Sonst würde Gott ihn doch nicht so schwer bestrafen! Ach, sie haben auf ihre Weise ja so recht – und wissen zugleich doch gar nicht, was sie da sagen! Nein, versetze dich einfach einmal einen Augenblick in diesen potthässlichen, entstellten Jesus, wie ihm das wehgetan haben muss, wenn die Leute vor ihm zurückschreckten, wie ihm das wehgetan haben muss, ausgestoßen, isoliert zu werden, wie ihm das wehgetan haben muss, wenn Menschen ganz offen erklärten, das müsse er sich wohl schon selber eingebrockt haben, dass er so sehr leiden müsse; schließlich bekomme jeder im Leben, was er verdient. Und dann staune darüber, wie Jesus hier reagiert: Wie er sich nicht verteidigt, nicht gegen diejenigen, die ihre scheinbar so frommen Sprüche über ihn absondern, nicht gegen diejenigen, die ihn quälen und misshandeln. Er trägt es alles, tut seinen Mund nicht auf, versucht nicht, die Dinge gerade zu rücken, klar zu machen, dass er doch gar nicht der Schuldige ist. Nein, er, der einzig Unschuldige, lässt es sich gefallen, als der letzte Abschaum, als der letzte Verbrecher behandelt zu werden, trägt das ganze Leid, das auf ihm lastet, immer weiter, bis er schließlich stirbt, bis er sein Ende findet in der Gemeinschaft von Kriminellen und Gesetzesbrechern.
Doch dann, mittendrin in dieser Beschreibung, finden wir mit einem Mal Worte, die ihresgleichen im ganzen Alten Testament suchen: Diejenigen, die das Leiden dieses Gottesknechtes beschreiben, bekennen mit einem Mal tief bewegt: Das ist in Wirklichkeit ja alles ganz anders, als wir zunächst gedacht hatten: Der, der da leidet, der büßt ja gar nicht seine eigene Schuld, der bekommt ja gerade nicht, was er verdient hat. Ja, schwere Schuld hat dieser Knecht Gottes auf sich geladen – aber eben nicht seine eigene, sondern unsere Schuld: Bestrafen lässt er sich für das, was wir angerichtet haben, erleidet, was wir verdient haben, stellvertretend für uns. Einen unfasslichen Tausch beschreiben diejenigen, die den Weg dieses Gottesknechtes mitverfolgen, hier: Er, der Knecht Gottes, nimmt auf sich, was wir hätten tragen müssen – und wir werden entlastet, erhalten statt der Strafe Frieden, die Gemeinschaft mit Gott, die wir uns durch unsere Schuld doch selber zerstört hatten.
Ja, um dich, um deine Schuld geht es hier in diesen Worten. Nein, es geht nicht darum, ob und wie sehr du dich in deinem Leben schuldig fühlst, ob du dich für ganz okay hältst oder nicht. Wie schwer die Schuld deines Lebens auf dir lastet, erkennst und erfährst du nicht dadurch, dass du ganz tief in dich hineinhorchst, dass du dein Leben Revue passieren lässt und dabei vielleicht auch irgendwo den Moralischen bekommst. Sondern wie schwer die Schuld deines Lebens auch auf dir lastet, das kannst du erst und einzig und allein dadurch erkennen, dass du auf ihn, Christus, den Knecht Gottes, blickst, auf ihn, den Allerverachtetsten und Unwertesten, dass du auf ihn blickst und wahrnimmst: Es ist meine Schuld, die er da schweigend trägt, es ist die Strafe, die ich verdient habe, die er nun erleidet. So schwer wiegt meine Schuld, dass Christus auf alle Menschenwürde verzichten musste, die letzte Isolation von Menschen und von Gott selber erleiden musste, ertragen musste, was nie ein Mensch sonst ertragen musste und ertragen müssen wird, um mir die Konsequenzen meiner Schuld zu ersparen.
Ja, deine Schuld sollst du in diesen Worten des Propheten Jesaja entdecken und finden – aber eben gerade nicht mehr bei dir und in dir, sondern allein da bei ihm, Christus, auf seinem Rücken, von dem sich die letzten Hautfetzen nach seiner Geißelung allmählich ablösen, in seinen Händen, die von den dicken Eisennägeln durchbohrt sind, auf seinem Haupt, das bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist. Nein, es geht an diesem Karfreitag gerade nicht darum, dich fertig zu machen, dir ein schlechtes Gewissen einzureden, dich mit Schuldgefühlen zu belasten. Genau das Gegenteil ist richtig: Entlastet und befreit darfst du heute nach Hause gehen, darfst deine Schuld auch heute wieder hier lassen bei ihm, deinem gekreuzigten Herrn. Da, in seinen Wunden, ist und bleibt sie gut aufgehoben.

II.

Und damit sind wir schon beim Zweiten: Es geht hier in den Worten des Propheten Jesaja zugleich um dein Leben.
Schwestern und Brüder: Ist euch das eigentlich aufgefallen, als ihr diese Worte der alttestamentlichen Lesung eben gehört habt, dass es sich hier eigentlich um ein Siegeslied, um ein Triumphlied handelt? „Siehe, meinem Knecht wird’s gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.“ – So beginnt dieses Lied. Das entsetzliche Leiden, die furchtbare Entstellung des Gottesknechts, sein grausames Sterben – all dies ist nun, da dieses Lied erklingt, schon Vergangenheit. Er, der zu Tode Gefolterte, lebt und herrscht, lässt selbst Könige vor ihm verstummen. So unfasslich, so völlig unerwartet ist das, was auf das unmenschliche Leiden gefolgt ist, dass für die, die es mitbekommen, nur Staunen angesagt ist, dass letztlich alle menschlichen Worte fehlen, um zu beschreiben, was nun geschehen ist.
Schwestern und Brüder, wenn wir als Christen den Karfreitag, den Todestag unseres Herrn, begehen, dann geht es nicht bloß darum, dass wir versuchen, uns das entsetzliche Leiden Jesu Christi möglichst plastisch vor Augen zu stellen, dass wir uns daran vielleicht gar weiden wie fromme Paparazzi. Nein, das Kreuz unseres Herrn, es ist für uns zugleich und vor allem immer ein Siegeszeichen: Der Tod Jesu Christi war eben gerade nicht seine endgültige Niederlage, sondern der entscheidende Sieg über Sünde, Tod und Teufel. In der römisch-katholischen Kirche gibt es am heutigen Karfreitag den schönen Brauch der Kreuzverehrung: Ein Kreuz mit der Darstellung des Gekreuzigten wird der Gemeinde hoch erhoben gezeigt und gesungen: „Seht, das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen. Kommt, lasst uns anbeten!“ Dann kommen die Gläubigen nach vorne und verehren das Kreuz mit einem Kuss und einer Kniebeuge; dabei wird gesungen: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“ Ja, im Kreuz ist Leben, da im Kreuz findest auch du dein Leben. Denn der, der dort am Kreuz all deine Schuld getragen hat, will sich mit dir verbinden, ja, hat sich mit dir in deiner Taufe schon fest verbunden, will dir gerade so Anteil geben an seinem unfasslichen Geschick, dass auch mit deinem Tod und Begräbnis nicht alles aus ist, sondern auch du dich einmal vor Staunen nicht mehr einkriegen wirst über die große Wende, die auch du nach deinem Sterben, nach deinem Tod erfahren wirst. Nein, das ist nicht logisch, das erfolgt nicht automatisch, dass du nach deinem Tod weiterlebst. Nein, das ist einzig und allein darum möglich, weil deine Strafe auf ihm, Christus, liegt, damit du Frieden hast, Schalom, heiles, unversehrtes Leben in der Gemeinschaft mit Gott in alle Ewigkeit. Ja, da im Kreuz, da allein hat dein Leben bei Gott seinen Ursprung und seine Wurzel, da im Kreuz, an dem Christus seinen Siegeszug begonnen hat, begonnen hat, Beute zu machen, Menschen zu seinem Eigentum zu machen und sie mit seinem Leben zu beschenken – ja, auch dich.

III.

Und damit sind wir schon beim Letzten: In den Worten des Propheten Jesaja geht es nicht allein um deine Schuld und dein Leben, sondern auch um deinen Glauben.
„Wer glaubt dem, was uns verkündigt wurde, und wem ist der Arm des Herrn offenbart?“ – So fragten schon damals diejenigen, die das Leiden und Sterben des Knechtes Gottes hier bei Jesaja bezeugten. „Wer glaubt dem, was uns verkündigt wurde?“ – Ja, so fragen auch wir heute im Jahr 2008 immer wieder, wenn wir uns umschauen in unserer Nachbarschaft, in unserer Schule, in unserer Stadt, ja vielleicht gar in unserer eigenen Familie. An Gott zu glauben, das mag ja noch irgendwo akzeptabel erscheinen. Aber an einen Gekreuzigten zu glauben, im Kreuz Rettung und Leben zu finden – das erscheint so vielen doch eher absurd oder auch anstößig. „Ich bin ein anständiger Mensch; für mich brauchte Jesus jedenfalls nicht zu sterben!“ – So heißt es dann. „Gott ist doch die Liebe, da braucht er doch kein Opfer, da musste doch niemand sterben, um uns mit ihm zu versöhnen!“
Weh uns, Schwestern und Brüder, wenn wir deshalb auf die Idee kommen sollten, die Botschaft vom Kreuz, die Botschaft vom stellvertretenden Opfertod unseres Herrn für uns und unsere Sünden zu verschweigen und zu verharmlosen! Dafür hat Christus sich nicht zu Tode foltern lassen, dass wir den Menschen den Eindruck vermitteln, es wäre ja vielleicht auch ohne das Kreuz gegangen!
Doch schauen wir nicht bloß auf die anderen; schauen wir auf uns selbst: Um deinen Glauben geht es Gott hier, wenn er dir diese Worte verkündigen lässt. Dir soll es heute an diesem Karfreitag wieder aufgehen, was es bedeutet, dass Christus auch für dich dort am Kreuz gehangen hat. Dir soll sich diese Botschaft von seinem Sterben an deiner Statt so tief einprägen, dass es nichts in deinem Leben gibt, was dir noch wichtiger sein könnte, als das, was er, dein Herr, für dich getan hat, dass es nichts in deinem Leben gibt, was dir noch wichtiger sein könnte, als in diesem gekreuzigten Herrn dein Heil und dein Leben zu finden.
Ob das Turiner Grabtuch nun echt ist oder nicht, darüber werden sich auch in Zukunft noch die Experten streiten. Doch was du heute gehört hast, das ist auf jeden Fall echt – die Worte vom Leiden und Sterben deines Herrn für dich. Echt ist, was Christus für dich getan hat; echt ist die Vergebung, die er dir schenkt; echt ist das Leben, an dem er dir Anteil geben will; echt ist seine Einladung an dich. Mensch, glaub’s doch einfach! Amen.