12.05.2008 | Apostelgeschichte 2, 22-23.32-33.36-39 (Pfingstmontag)

PFINGSTMONTAG – 12. MAI 2008 – PREDIGT ÜBER APOSTELGESCHICHTE 2,22-23.32-33.36-39

Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wißt diesen Mann, der durch Gottes Ratschluß und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört. So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.

Die erste Gemeinde
Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

Da kommt der 18jährige Sohn eines Abends nach Hause und sagt: „Papi, ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht für dich. Die gute zuerst: Der Airbag deines Autos hat super funktioniert …“
Heute Morgen habe ich für euch in dieser Predigt nicht eine gute und eine schlechte Nachricht, sondern ich habe gleich vier gute Nachrichten für euch und keine schlechte. Und in diesen vier guten Nachrichten verstecken sich auch in Wirklichkeit keine schlechten Nachrichten, die sind auch nicht bloß irgendwelche billigen Trostpflästerchen, sondern das sind die besten und wichtigsten Nachrichten für euer Leben überhaupt, Nachrichten, die ihr unbedingt kennen müsst. Nein, diese guten Nachrichten habe ich mir nicht selber ausgedacht, genau wie ich mir den blöden Witz zu Beginn der Predigt nicht selber ausgedacht habe. Sondern diese guten Nachrichten, die sind schon seit zweitausend Jahren in Umlauf und sind heute doch immer noch genauso aktuell, wie sie damals waren, als sie zum ersten Mal verkündigt wurden.
Da haben wir eben Ausschnitte gehört aus der Predigt, die der Apostel Petrus damals beim ersten Pfingstfest in Jerusalem gehalten hat, haben gehört, wie die Zuhörer des Petrus damals auf diese Predigt reagiert haben. Ja, die guten Nachrichten, die Petrus ihnen damals mitzuteilen hatte, die haben die Leute in Jerusalem damals fast umgehauen, haben ihr ganzes Leben verändert. Nun ja, so ganz neu sind diese Nachrichten, die ich euch heute verkündige, für euch vermutlich nicht mehr. Aber euer Leben verändern können diese guten Nachrichten dennoch immer wieder von Neuem, jedes Mal wieder, wenn ihr sie hört. Ja, das hoffe ich, dass es euch nun auch gleich wieder neu durchs Herz geht, wenn ich euch die vier guten Nachrichten mitteile:

1. Gott gibt sich zu erkennen.
2. Gott kann aus Bösem Gutes entstehen lassen.
3. Gott schenkt auch dir seinen Geist.
4. Gott lässt dich nicht alleine glauben.

I.

Die erste gute Nachricht mag dich erst mal gar nicht sonderlich vom Hocker hauen: Gott macht sich erkennbar – nun ja, soll er, wenn er gerne möchte: Aber – was hat das mit mir zu tun? Wieso ist das für mich eine gute Nachricht? Ganz einfach: Das ist für dich eine gute Nachricht, weil Gott kein Yeti ist. Ob es da irgendwo im Himalaya Yetis gibt, das kann uns letztlich piepsegal sein; wenn sich solch ein Yeti tatsächlich irgendwann mal den Menschen näher zeigen sollte, dann wäre das vielleicht ganz interessant, dann hätte das aber auf unser sonstiges Leben weiter keinen Einfluss. Doch Gott ist derjenige, der dich am Ende deines Lebens einmal nach deinem Leben fragen wird, der einmal entscheiden wird, ob du dein Leben verfehlt hast oder nicht und wie es entsprechend mit dir weitergeht. Und da ist es schon gut zu wissen, wer Gott eigentlich ist und was der eigentlich von uns will, woran wir bei ihm sind. Im Internet gibt es Websites, auf denen Studenten berichten, was für Erfahrungen sie mit bestimmten Professoren bei ihren Prüfungen gemacht haben. Das kann dann denen, die bei diesen Professoren noch antreten müssen, helfen, sich darauf entsprechend einzustellen, was sie bei diesem Professor erwartet.
Bei Gott brauchen wir nicht irgendwo auf einer Homepage nachzugucken, wer er ist und wie er uns gegenüber eingestellt ist. Da brauchen wir nur hinzuhören auf das, was der Petrus den Leuten damals zu Pfingsten erzählt hat. Der hat ihnen deutlich gemacht: Gott hat sich uns Menschen so zu erkennen gegeben, dass er Jesus zu uns geschickt hat. Wenn wir wissen wollen, wer Gott ist, dann sollen wir auf Jesus schauen. Dann werden wir als erstes erkennen: Gott, der lebendige Gott, will mit uns Menschen zu tun haben, der ist kein ferner Gott auf Wolke sieben, sondern ein Gott, der uns ganz nahekommt, nicht um uns fertigzumachen, sondern weil er das Allerbeste für uns will. Ja, wenn das keine gute Nachricht ist: Gott will nicht, dass dein Leben am Ende im Dunkel des ewigen Todes versinkt; Gott will nicht, dass du von ihm getrennt bleibst. Er ist auch hinter dir her und will mit dir zu tun haben, will, dass du mit ihm zusammen lebst. Darum hat er Jesus damals auch für dich in diese Welt gesandt.

II.

Zweite gute Nachricht: Gott kann aus Bösem Gutes entstehen lassen.
Der Petrus hat damals bei seiner Predigt zu Pfingsten kein Blatt vor den Mund genommen. Da standen vor ihm viele Zuhörer aus seinem jüdischen Volk, viele, die miterlebt hatten, wie Jesus damals in Israel umhergezogen war, gepredigt hatte, Wunder getan hatte. Und zu denen sagt Petrus nun: Den habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Ja, das war ganz entsetzlich, was ihr da getan habt; ihr seid schuldig am Tod dessen, den Gott zu eurer Rettung in diese Welt gesandt hat.
Aber nun sagt der Petrus nicht: Weil ihr das getan habt, seid ihr Gottesmörder, sollte man euch am besten alle bestrafen und umbringen, seid ihr jetzt auch nicht mehr Gottes Volk. Es hat leider später im Verlauf der Geschichte in der Kirche immer wieder Leute gegeben, die so etwas behauptet haben, ja, schlimmer noch: die das dann auch in die Tat umgesetzt haben und gemeint haben, das wäre ganz in Gottes Sinn, wenn man die Juden dafür bestrafen würde, dass sie Jesus umgebracht haben. Was für ein Irrsinn! Die so etwas behauptet und getan haben, die haben offenbar überhaupt nicht bei dem hingehört, was der Petrus damals gepredigt hat. Denn der hat seinen Zuhörern damals verkündigt: Gott kann aus Bösem Gutes entstehen lassen, ja, genau so hat er es mit Jesus auch gemacht: Den habt ihr zwar ans Kreuz schlagen lassen; aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt und ihn zum Herrn der ganzen Welt eingesetzt. Selbst aus dem Allerschlimmsten, dem Tod seines Sohnes, hat Gott Gutes entstehen lassen, ja, das Allerbeste: das Heil für die ganze Welt, für Juden und für Nichtjuden. Nein, der Kreuzestod Jesu war kein Betriebsunfall – im Gegenteil: Gerade dadurch hat Gott in Ordnung gebracht, was auch in deinem und meinem Leben nicht in Ordnung war und ist.
Gott kann aus Bösem Gutes entstehen lassen. Das gilt auch für dein Leben. Da mag auch in deinem Leben eine ganze Menge schief gelaufen sein, da magst du dir in deinem Leben vielleicht schon manches versaut haben, magst ganz schön weit von dem Weg abgekommen sein, den Gott eigentlich für dich vorgesehen hatte. Doch Gott gibt dich deswegen nicht auf. Der kann auch aus der ganzen Schuld deines Lebens, aus deinem ganzen Versagen noch Gutes entstehen lassen, ja, der will auch dich immer wieder ganz von vorne anfangen lassen, will dich nicht länger bei dem behaften, was mal gewesen ist. Gott will doch, dass dein Leben gelingt, dass du bei ihm bleibst, und das war und ist ihm so wichtig, dass er dafür seinen Sohn hat sterben und auferstehen lassen, damit auch dein Leben eine Perspektive bekommt – auch über den Tod hinaus.

III.

Dritte gute Nachricht: Gott schenkt auch dir seinen Geist.
Diese gute Nachricht mag dich nun wieder nicht so besonders vom Hocker hauen. Was soll ich schon mit dem Heiligen Geist anfangen, magst du fragen. Mir sind handfeste Geschenke lieber als so etwas Unbestimmtes wie der Heilige Geist. Den kann man ja noch nicht mal richtig fühlen!
Doch das wäre ganz schön kurzsichtig, wenn wir meinten, wir könnten auf den Heiligen Geist ganz gut verzichten, wir kämen ohne den auch ganz gut klar. Was wirklich wichtig ist im Leben, das muss man eben nicht gleich sehen und fühlen können. Und das gilt als allererstes für den Heiligen Geist selber. Der ist für uns so wichtig, weil wir durch den mit Gott selber verbunden werden. Es reicht eben nicht, dass wir wissen: Ach ja, damals vor zweitausend Jahren hat Jesus gelebt, und der ist auch gestorben und auferstanden. Das würde uns nichts nützen, wenn wir nicht mit Jesus verbunden würden, wenn Jesus uns nicht ganz persönlich schenken würde, was er damals auch für uns getan hat. Aber durch den Heiligen Geist werden wir nun mit Gott, mit Christus verbunden, ja, durch den Heiligen Geist können wir überhaupt nur glauben, können wir überhaupt nur bekennen, dass Jesus Christus unser Herr ist. Ja, ohne den Heiligen Geist bliebe unser Leben hohl und leer, würde ihm das Allerwichtigste fehlen, weil uns dann der Glaube an Christus fehlen würde.
Aber nun brauchen wir nicht länger darüber zu spekulieren, was wäre, wenn … Du bist getauft, und in der Taufe hat Gott dir seinen Heiligen Geist geschenkt, ja, das darfst du wissen, weil das der Petrus damals den Leuten in Jerusalem schon so erklärt hat: Lasst euch taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. So ist es damals vor zweitausend Jahren gewesen, und so ist es auch heute noch, wenn ein Mensch getauft wird, so ist es auch in deiner Taufe geschehen. Seitdem lebt der Heilige Geist in dir, hat dich heute Morgen auch hierher in die Kirche befördert, wird dich auch einmal am Ende deines Lebens in den Himmel befördern. Ja, dafür ist er zuständig, der Heilige Geist, und darum brauchst du ihn unbedingt, mehr als alles andere auf der Welt.
Ja, immer wieder brauchst du den Heiligen Geist. Du hast es nötig, dass er dich immer wieder mit seiner Kraft erfüllt, dir immer wieder neu den Glauben schenkt. Und darum lädt Gott dich ein, immer wieder bei ihm aufzutanken hier im Gottesdienst, dich immer wieder neu mit dem Heiligen Geist beschenken und erfüllen zu lassen, wenn du sein Wort hörst und sein Heiliges Abendmahl empfängst. Ja, das ist entscheidend wichtig, dass du in deinem Leben ja nicht geistlos wirst, ja nicht meinst, in deinem Leben doch ohne den Heiligen Geist klarkommen zu können. Dann würden dir nämlich auch alle guten Nachrichten nichts nützen.

IV.

Und dann kann ich dir schließlich noch eine vierte gute Nachricht übermitteln: Gott lässt dich nicht allein glauben.
Für viele Leute ist ihr Glaube an Gott ja einfach ihre Privatangelegenheit. „Ich kann auch ohne Kirche an Gott glauben“, sagen sie. Doch wer so etwas behauptet, der glaubt offenbar an einen selbstgebastelten Gott und nicht an den lebendigen Gott. Denn der lebendige Gott, der hat uns in unserer Taufe zugleich auch zu Gliedern am Leib seines Sohnes Jesus Christus gemacht, der hat uns damit in die Gemeinschaft der Kirche gerufen, deren Geburtstag wir heute am Pfingstfest feiern, ja, der macht uns deutlich, dass dort in der Kirche der Ort ist, wo wir ihm begegnen können, wo uns der Heilige Geist geschenkt wird, damit wir an ihn glauben können.
Ja, das ist für dich und deinen Glauben eine ganz entscheidende Hilfe, dass du erfährst: Ich stehe mit meinem Glauben nicht allein da. Es gibt ja viele Leute, die einen für ein bisschen durchgeknallt halten, wenn man ihnen erzählt, dass man an Christus glaubt. Aber hier in der Gemeinde, in der Kirche, da merken wir es immer wieder: Wir glauben nicht bloß allein an Christus. Da gibt es ganz viele andere Menschen, die Seite an Seite gemeinsam mit uns glauben, die in ihrem Leben erfahren haben, wie Christus ihnen geholfen, wie er ihnen Kraft für ihr Leben geschenkt hat. Ja, das hilft, dass wir diese Unterstützung haben, das macht Mut, wenn man das erfährt, wie immer wieder neu Menschen dazu kommen und entdecken, wie wunderbar es ist, an Christus glauben zu dürfen, in der Kirche zu Hause sein zu dürfen.
Nein, die Kirche ist keine geschlossene Gesellschaft; es gibt keinen Menschen, der nicht zur Kirche gehören dürfte, der nicht bei uns hineinpassen würde. „Euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele, der Herr, unser Gott, herzurufen wird“, so sagt es Petrus hier in seiner Predigt. Ja, allen, die fern sind, gilt die frohe Botschaft von Christus, allen, die ganz weit weg sind von Christus, von Gott – auch hier in Berlin. Mach darum dasselbe, was damals auch der Petrus zu Pfingsten gemacht hat, erzähle anderen Menschen in deiner Umgebung von Christus, in dem sich Gott uns zu erkennen gegeben hat, erzähle ihnen davon, wie Gott auch aus Bösem Gutes entstehen lassen kann, lade sie ein, sich von Gott beschenken zu lassen, ja, sich taufen zu lassen, wenn sie noch nicht getauft sind. Ja, gerade auch dazu hat Gott dir seinen Heiligen Geist geschenkt, damit du andere Menschen zu ihm einladen kannst, ein Zeuge für Christus werden kannst, wie damals die Jünger auch. Mensch, das macht doch einfach Freude, anderen Menschen gute Nachrichten überbringen zu dürfen, ja, die besten Nachrichten der Welt überhaupt! Amen.