03.06.2007 | 4. Mose 6, 22-27 (Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (Trinitatis))

FEST DER ALLERHEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT (TRINITATIS) – 3. JUNI 2007 – PREDIGT ÜBER 4. MOSE 6,22-27

Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, daß ich sie segne.

Habt ihr auch schon mit „Brights“ zu tun gehabt? Die „Brights“ sind eine neue Bewegung, die nun auch in Deutschland Fuß zu fassen versucht und der es darum geht, dem zunehmenden Einfluss von religiösem Denken in unserer Gesellschaft ein rein naturalistisches Weltbild entgegenzusetzen. „Bright“ – das heißt auf Deutsch: „leuchtend, strahlend, hell“, vor allem auch hell im Kopf. Und genau das behaupten die Brights zu sein. Die Finsternis des Glaubens an einen übernatürlichen Schöpfer wollen sie mit dem Licht der Vernunft erhellen und der Gesellschaft klarzumachen versuchen, dass alles, was es in dieser Welt gibt, nur das Ergebnis von rein zufälligen Entwicklungsprozessen ist. Wer an so etwas wie Gott glaubt, der ist eben nicht bright, sondern der hat irgendwo einen Sprung in der Schüssel, ja, der leidet, so erklärte es jüngst der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins in seinem neusten Buch, unter einer Art von psychotischem Wahn.
Das Selbstbewusstsein dieser Brights ist in der Tat erstaunlich: Wenn sie auch immer wieder betonen, dass ihr grundsätzliches methodisches Zweifeln an allem ihr Weltbild von allen religiösen Weltdeutungen unterscheidet, verwenden auch sie in nicht geringem Maße religiöse Begrifflichkeit bis hin zu ihrer Selbstbezeichnung als „Brights“: Nein, nicht Gott ist es, der sprach: Es werde Licht; nicht Christus ist das Licht der Welt, nein, sie selber, die Brights sind es, die nicht nur selber licht und hell sind, sondern mit ihrem Licht in die Finsternis der Welt hineinstrahlen. Ob die Überheblichkeit, mit der sie dabei zu Werke gehen, indem sie Aberglauben, Esoterik, politisch-religiösen Fundamentalismus und den christlichen Glauben fröhlich in einen Topf werfen, ja, ob diese Überheblichkeit wirklich so bright ist, ob es wirklich so lichtvoll ist, an den Zufall als pseudoreligiöses universales Erklärungsprinzip zu glauben, mag man ja durchaus bezweifeln. Doch hilfreich ist die Einstellung der Brights allemal, denn sie kann uns helfen, besser zu verstehen, worum es eigentlich beim Segen geht, bei dem Segen, der in jedem unserer Gottesdienste am Schluss gespendet wird. Denn der Segen widerspricht haargenau dieser Einstellung, dass unsere ganze Welt nur durch irgendwelche angeblichen Naturgesetze oder den Zufall bestimmt wird. Sein Inhalt besteht in der Tat darin, dass ein persönlicher Gott mit meinem persönlichen Leben und Alltag zu tun hat und darin wirkt. Und damit sind wir nun schon mitten drin in unserer heutigen Predigtlesung, der Stiftung und Einsetzung des aaronitischen Segens, der uns aus unseren Gottesdiensten so vertraut ist. Und so wollen wir uns in dieser Predigt nun mit dreierlei befassen:

- mit dem Sinn des Segens
- mit dem Inhalt des Segens
- mit dem Zeichen des Segens

I.

In unserer heutigen Predigtlesung wird nicht darüber diskutiert, ob es Gott gibt. Das wird hier selbstverständlich vorausgesetzt. Aber es wird uns hier vor Augen gestellt, was für ein Gott das ist, mit dem wir es zu tun haben. Dieser Gott ist nicht bloß ein höheres Wesen, nicht bloß eine erste Ursache all dessen, was es in der Welt gibt, keine dunkle, unbegreifliche Schicksalsmacht, über die wir weiter keine näheren Aussagen machen können. Sondern der Gott, der hier in den Versen unserer Predigtlesung redet, der gibt sich als der lebendige Gott zu erkennen, als einer, der ganz direkt mit dem Leben der Menschen zu tun haben will, im Leben der Menschen am Werk sein will. Und das geschieht ganz konkret durch den Segen.
Schauen wir genau hin, was hier in unserer Predigtlesung über den Segen ausgesagt wird. Es gibt ja heutzutage auch in kirchlichen Kreisen die Vorstellung, wonach der Segen letztlich nur so etwas wie ein frommer Wunsch ist, den der Pastor am Ende des Gottesdienstes der Gemeinde zuspricht, so etwas Ähnliches wie „Macht’s gut!“ – nur auf liturgisch-feierlich. Ob dieser fromme Wunsch dann in Erfüllung geht, ist natürlich noch mal eine ganz andere Sache; aber es ist jedenfalls nett, dass der Pastor einem so was Schönes überhaupt wünscht oder auch Gott darum bittet. Und entsprechend gibt es dann sogar manche, die es als ein Zeichen der besonderen Verbundenheit des Pastors mit der Gemeinde ansehen, wenn der Pastor nicht sagt: Der Herr segne dich und behüte dich, sondern stattdessen: Der Herr segne uns und behüte uns. Doch solch eine Veränderung der Segensworte zeigt nur, dass diejenigen, die dies tun, noch überhaupt nicht kapiert haben, worum es beim Segen eigentlich geht. Der Segen ist kein netter, frommer Wunsch, sondern ein höchst wirkmächtiges Geschehen. Da passiert etwas, wo der Segen von denen, die von Gott dazu den Auftrag erhalten haben, der Gemeinde Gottes gespendet wird. Da wird, so formuliert es Gott selber hier, sein Name auf die Israeliten, auf das Volk Gottes gelegt.
„Name ist Schall und Rauch“ behauptet bekanntlich Goethes Faust und bezieht dabei den Gottesnamen ausdrücklich mit ein. Doch damit hat der gute Faust oder eben auch Goethe selbst überhaupt nicht verstanden, was mit dem Namen Gottes in der Heiligen Schrift eigentlich gemeint ist. Der ist eben nicht Schall und Rauch, nichts Vergängliches, Gleichgültiges. Sondern in diesem Namen ist Gott selber gegenwärtig; wo dieser Name angerufen und ausgerufen wird, da ist Gott selber am Werk, er, der sich durch diesen Namen den Menschen zu erkennen gegeben hat, sich durch diesen Namen mit ihnen verbindet. Ja, Gott hat einen Namen, so erfuhr es Mose damals am brennenden Dornbusch, ein Name, der Gottes Zuverlässigkeit und Treue zum Ausdruck bringt: Ich bin, der ich bin; ich werde sein, der ich sein werde. Wie dieser Gottesname einmal ausgesprochen wurde, wissen wir heute gar nicht mehr. Aus Respekt vor dem Namen Gottes, aus Furcht, ihn zu verunehren, sprachen die Juden ihn schon vor der Zeit Jesu gar nicht mehr aus, ersetzten ihn durch die ehrfürchtige Umschreibung „der HERR“, genau wie auch Martin Luther dies in seiner Übersetzung der Heiligen Schrift, auch in der Übersetzung des aaronitischen Segens getan hat. Nur an einer Stelle überhaupt wurde der Name Gottes zur Zeit Jesu noch ausgesprochen, so berichten es zeitgenössische Quellen: Wenn der Priester im Tempel selber diesen aaronitischen Segen sprach, den wir hier in unserer Predigtlesung gehört haben. Selbst in den Synagogen außerhalb des Tempels wurde der Name Gottes beim aaronitischen Segen nicht ausgesprochen. Aber im Tempel selber, am Ort der Gegenwart Gottes, da sprach der Priester ihn beim Segen aus und legte diesen Namen damit auf die Israeliten. Gottes Gegenwart ruhte dadurch mit diesem Namen, der über ihm ausgesprochen worden war, auf einem jeden, der diesen Segen empfangen hatte. Nein, nie und nimmer war das bloß ein frommer Wunsch; das war eine Realität, die sich auswirkte bis in den Alltag hinein. Nein, nicht sofort und unmittelbar war die Auswirkung dieses Segens im Alltag zu spüren: Ganz unmerklich und in der Stille wirkte Gott durch diesen Segen Gedeihen, Gelingen, Lebenskraft im Leben der Gesegneten, ließ aus Leid Gutes erwachsen, schenkte Bewahrung und Verschonung. Ja, so wussten es schon die Israeliten: An Gottes Segen ist alles gelegen.
Und nicht weniger geschieht nun auch hier bei uns in jedem Gottesdienst: Da wird beim Segen am Schluss des Gottesdienstes der Name Gottes und damit seine Gegenwart auch auf euch gelegt. Ihr geht nicht allein aus dem Gottesdienst nach Hause; Gottes Zuwendung liegt ganz konkret auf euch wie eine schützende, bewahrende Hand. Und das ist nicht einfach nur ein schönes Gefühl, sondern das hat auch bei euch Auswirkungen: All das, was ein selbsternannter Bright für bloßen Zufall oder für eine Selbstverständlichkeit halten würde, das dürfen wir als Christen als Wirkung des Segens Gottes erkennen und erfahren: Dass Gott mich bis hierher gebracht hat, wie wir es im Kirchenlied singen, das habe ich dem Segen Gottes zu verdanken. Dass ich noch gesund genug bin, zum Gottesdienst kommen zu können, das habe ich dem Segen Gottes zu verdanken. Dass ich eine Familie, dass ich liebe Menschen um mich herum habe, das habe ich dem Wirken des Segens Gottes zu verdanken. Dass ich genug zu essen und zu trinken, dass ich genug anzuziehen und ein Dach über dem Kopf habe, das ist weder selbstverständlich noch Zufall, sondern Wirkung des Segens Gottes. Dass Gott auch in meinem Leben aus Leid noch Gutes hat entstehen lassen, dass er in so viel Not über mir Flügel gebreitet hat, das habe ich alles dem Segen Gottes zu verdanken, der so still und unmerklich wirkt und an dem doch auch in meinem Leben alles gelegen ist.
Der Segen Gottes ist nicht bloß ein frommer Wunsch; er wirkt. In dieser Gewissheit spenden wir in der Kirche Konfirmanden den Konfirmationssegen; in dieser Gewissheit segnen wir Kinder hier am Altar bei jeder Sakramentsfeier und besonders etwa, wenn sie damit beginnen, zur Schule zu gehen; in dieser Gewissheit lege ich Kranken und Sterbenden die Hände auf und segne sie. Weil der Segen nicht bloß ein frommer Wunsch ist, sondern göttliche Kraft in sich birgt, darum holen wir die Kinder nach dem Kindergottesdienst zum Segen wieder in die Kirche, damit auch sie diesen Segen empfangen, der auf sie gelegt wird. Und weil Gott im Segen seinen Namen, seine Gegenwart auf uns legt, ist es gut und angemessen, zum Empfang des Segens nicht nur hier am Altar, sondern auch in der Kirchenbank niederzuknien. Das hebräische Wort barach hat die doppelte Bedeutung „segnen“ und „knien“. Wie die beiden miteinander zusammenhängen, weiß man nicht genau; aber wir ahnen es: Wenn so etwas Großes wie der Segen Gottes auf uns kommt, dann legt es sich gleichsam von selbst nahe, dieses Geschenk, wenn es uns denn möglich ist, kniend zu empfangen.

II.

Schauen wir uns nun die Worte dieses aaronitischen Segens noch genauer an: Sein Aufbau ist mehr als eindrücklich: Aus drei Gliedern besteht er, und jedes dieser drei Glieder beginnt mit dem Namen Gottes: der HERR. Dreimal der HERR: Christus selbst hat uns den Namen Gottes genannt, den wir bei der Taufe verwenden sollen und der sich auch in diesem Namen „der HERR“ verbirgt: Es ist der Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Er, der dreieinige Gott ist es, der in der Taufe am Werk ist, der heute auch Carlo in der Taufe durch diesen seinen Namen mit sich verbunden hat und der auch durch den Segen an uns wirkt. Auf den dreimaligen Gottesnamen folgt dann jeweils eine Tätigkeit Gottes, die eine persönliche Zuwendung zu uns ausdrückt: Er segnet, er lässt sein Angesicht leuchten, er hebt sein Angesicht über uns. Und dann wird in jedem der drei Teile eine Folge dieser persönlichen Zuwendung Gottes geschildert: Er behütet, er ist gnädig, er gibt Frieden. Eindrücklich ist im hebräischen Text auch die Länge der drei Glieder dieses Segens: die erste Zeile umfasst im Hebräischen drei Worte, die zweite Zeile fünf, die dritte Zeile sieben Worte. Immer und immer weiter steigert sich der Segen, bis er schließlich in der Zahl der göttlichen Fülle, der Zahl Sieben, endet. Der Herr segne dich und behüte dich, lautet der Segen: Das Gottesvolk wird in seiner Gesamtheit als Gegenüber angeredet, und doch darf darin zugleich sich auch jeder Einzelne, der zu diesem Gottesvolk dazugehört, persönlich angesprochen fühlen: Ja, dieser Segen gilt jetzt auch mir.
Segen, Lebensfülle, wird mir durch diese Worte, die mir zugesprochen werden, geschenkt, und dazu auch Behütung, Bewahrung. Ich empfange Gottes Segen in einer Welt, in der eben nicht alles wunderbar und in Ordnung ist, in der nicht alles automatisch wächst, gelingt und zum Ziel kommt. Sondern ich empfange Gottes Segen in einer Welt, in der es so vieles gibt, was Gottes Willen widerspricht und seine Durchsetzung zu hindern versucht, in der es so vieles gibt, was mich von Gott wegzuziehen versucht. Wie gut, dass mir darum im Segen auch zugesprochen wird, dass er, mein Herr und Gott, mich behütet, wie ein guter Hirte, mich in Schutz nimmt vor allen bösen Mächten und mich so in seiner Gemeinschaft festhält. Ach, was habe ich diesen Segen immer und immer wieder nötig!
Dass er, der Herr, sein Angesicht über mir leuchten lässt, wird mir im Segen zugesprochen und damit geschenkt. Nein, auch dies ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Wenn Gott in mein Herz blickt und meine Gedanken erkennt, wenn er mitbekommt, was für Worte immer wieder über meine Lippen kommen, wenn er sieht, was ich alles tue, getan und unterlassen habe, dann hätte Gott allen Grund dazu, sein Angesicht von mir abzuwenden, es vor mir zu verbergen, mich gerade nicht anzustrahlen, sondern mir zu zürnen. Doch weh mir, wenn er dies täte! Es würde nicht weniger als meinen Tod, mein ewiges Verderben bedeuten, wenn Gott mich nicht mehr liebevoll, freundlich, strahlend anblicken würde, wenn er mir nicht gnädig wäre. Mein ganzes Leben, meine ganze Zukunft hängt davon ab, dass Gott mich anstrahlt, dass er sein Angesicht über mir leuchten lässt, trotz all meiner Schuld, trotz all meines Versagens. Und wir merken schon: In diesem Segenswort gibt sich Christus, unser Erlöser, selber zu erkennen. Wie Gott der Vater mich als der Schöpfer behütet und bewahrt, so ist es Gott der Sohn, der durch seinen Tod am Kreuz alles beseitigt hat, was Gott über uns noch zürnen lassen könnte, der uns anstrahlt mit seiner unendlichen Liebe, die er uns mit der Hingabe seines Lebens zugewandt hat.
Und Gott strahlt mich eben nicht bloß aus der Ferne an. Nein, er hebt sein Angesicht über mir und auf mich, sucht meine Nähe, umfängt mich gerade so mit seiner Liebe. Wie Eltern ihr Angesicht über ihr Kind heben, es genau beobachten und auf es acht haben, damit ihm auch ja nichts passieren kann, wie sie es so mit ihrer Liebe umgeben und ihm so das Heranwachsen ermöglichen, so geht auch Gott mit uns um. Er spielt nicht „Big Brother is watching you“ mit uns, er führt sich nicht als Kontrolleur auf, sondern er möchte nur eins für unser Leben: Frieden, auf Hebräisch: Schalom: unversehrtes, vollkommenes Leben, Leben in der ungetrübten Gemeinschaft mit ihm, Gott, und den Menschen. Und genau dieser Friede, diese unversehrte Gemeinschaft mit Gott, die wird uns nun durch den Segen geschenkt und zugeeignet. Der Apostel Paulus hat von daher den Inhalt des aaronitischen Segens im Neuen Testament noch einmal wunderbar zum Ausdruck gebracht, wenn er an die Korinther schreibt: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Das und nicht weniger empfangen wir in jedem Gottesdienst.

III.

Und nun muss zum Schluss noch über das Zeichen des Segens gesprochen werden. Das deutsche Wort „segnen“ kommt vom lateinischen Wort „signare“, etwas mit einem Zeichen versehen, in diesem Fall konkret: mit dem Kreuzeszeichen versehen. Wenn Christen segnen, wenn Pastoren den aaronitischen Segen spenden, dann gebrauchen sie dabei jeweils das Kreuzeszeichen, und das aus gutem Grund: Die Zuwendung Gottes, die uns im Segen geschenkt wird, hat ihren tiefsten Grund in dem Kreuzestod Jesu Christi. Der Segen ist eben kein Naturgesetz und keine Selbstverständlichkeit; dass Gott uns Gnade und Frieden schenkt, verdanken wir einzig und allein ihm, Jesus Christus. Und das Kreuzeszeichen erinnert uns zugleich daran, dass der Segen Gottes nicht bloß darin erkennbar werden kann, dass es uns gut geht, dass wir immer gesund und glücklich sind. Gewiss, auch all dies ist Wirkung des Segens Gottes. Aber der Segen Gottes kann auch in unserem eigenen Leben immer wieder die Gestalt des Kreuzes annehmen: Wenn in meinem Leben manches ganz anders läuft, als ich mir dies wünsche und vorstelle, wenn ich in meinem Leben gerade nicht das Gelingen und die Lebensfülle erfahre, in denen der Segen Gottes für mich nachvollziehbar wird, dann heißt das gerade nicht, dass Gottes Segen bei mir nicht wirken würde, dass ich nicht unter dem Segen Gottes stehen würde. Auch Enttäuschungen und Versagen, auch Krankheiten und sogar Schicksalsschläge können Gestalten des Segens Gottes sein, auch wenn wir oftmals lange in unserem Leben brauchen mögen, bis wir erkennen können, dass auch all dies Schwere mit zur Kreuzgestalt des Segens dazugehört. Ja, die Wirkungen des Segens, den wir hier im Gottesdienst empfangen, reichen weiter, sie beschränken sich nicht bloß auf unser irdisches Leben, sondern reichen über dessen Grenze bis ins ewige Leben hinein. Auch und gerade daran will uns das Kreuzeszeichen beim Segen erinnern.
„Genieße dein Leben, es gibt nur dieses eine!“ – So heißt es in dem Pseudo-Glaubensbekenntnis der „Brights“. Ach, Schwestern und Brüder, wie arm sind diejenigen dran, die sich mit solch einer Einstellung zum Leben begnügen müssen. Und wie reich beschenkt verlassen wir dagegen jedes Mal hier unsere Kirche. Wir gehen nach Hause, umhüllt von Gottes Händen, getragen von seiner Liebe und seinem Frieden, beschienen vom strahlenden Angesicht unseres Herrn, das uns wirklich helle macht. Ja, so gehen wir auch heute nach Hause – beschenkt mit dem Segen des dreieinigen Gottes. Amen.