13.05.2007 | St. Matthäus 6, 5-15 (Rogate)

ROGATE – 13. MAI 2007 – PREDIGT ÜBER ST. MATTHÄUS 6,5-15

Jesus lehrte seine Jünger uns sprach: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Beten nützt doch etwas. Dies hat der amerikanische Professor Mitchell Krucoff in einer aufsehenerregenden Doppelblind-Studie herausgefunden: Er ließ Nonnen, Mönche und Priester aller Weltreligionen auf der ganzen Welt für bestimmte herzkranke Patienten beten und stellte am Ende der Untersuchung fest, dass die Steigerung des Genesungsprozesses durch die Gebete bei 93 Prozent liege. Und über dieses Ergebnis jubelten nun allen Ernstes diverse fromme christliche Gruppen in Amerika und verkündigten es ganz stolz: Seht ihr, jetzt ist es nachgewiesen: Beten nützt doch etwas. Was daran so toll sein soll, dass man herausgefunden hat, dass angeblich die Gebete von irgendwelchen buddhistischen Mönchen und von Muslimen amerikanischen Herzpatienten helfen, vermag ich selber nicht ganz nachzuvollziehen. Jedenfalls war die Administration von Präsident George Bush von diesen Untersuchungen so begeistert, dass sie allen Ernstes diese sogenannte Gebetsforschung mit nicht weniger als 2,3 Millionen US-Dollar an Steuergeldern unterstützte. Eine neue Studie wurde in Auftrag gegeben mit dem schönen Titel: Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer, kurz: STEP, auf Deutsch: Studie zu den therapeutischen Wirkungen von Fürbittgebeten. Das Ergebnis dieser Studie, an der nicht weniger als 1800 Patienten beteiligt waren und von der man sich nun den endgültigen Beweis für die Wirksamkeit des Gebets erhofft hatte, war dann allerdings für die Gebetsforscher mehr als frustrierend: Ob die drei christlichen Gemeinden, die bei der Studie mitgemacht hatten, für einen Patienten gebetet hatten oder nicht, machte am Ende überhaupt keinen Unterschied, ja, wenn der Patient sogar wusste, dass für ihn gebetet wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass er nach seiner Operation Komplikationen erlitt, sogar noch etwas größer als bei den anderen Gruppen. Schwestern und Brüder, ich kann euch sogar genau sagen, woran das liegt: Das liegt daran, dass wir hier von Zehlendorf aus den amerikanischen Forschern ihre ganze Untersuchung versaut haben. Denn wir haben hier in unseren Gottesdiensten immer für alle Kranken gebetet und damit auch für diejenigen, für die doch in dieser Studie gerade nicht gebetet werden sollte. Und damit allein schon kann man die ganze aufwändige Studie, deren Ergebnisse nun im letzten Jahr veröffentlicht wurden, letztlich in der Pfeife rauchen.
Beten nützt etwas … - Wer so wie diese amerikanischen Wissenschaftler an das Thema „Gebet“ herangeht, der hat von vornherein überhaupt nicht kapiert, worum es beim Beten eigentlich geht. Im Mittelpunkt all der Überlegungen in diesen Untersuchungen steht einzig und allein der Mensch: Er benutzt das Gebet wie ein Instrument, und er erzielt mit diesem Instrument dann bei Menschen angeblich Erfolge oder auch nicht. Zu wem man dabei betet, wer das eigentlich ist, an den man da seine Gebete richtet, das ist letztlich piepsegal. Hauptsache, das funktioniert irgendwie mit dem Beten. Ob das nun Buddha oder Allah oder Christus oder irgendein hinduistischer Affengott ist, der dem Beten zum Erfolg verhilft, das spielt bei diesen Überlegungen eigentlich keine Rolle. Wichtig ist nur, dass das mit dem Beten klappt.
Und damit sind wir nun schon mitten drin in der Predigtlesung des heutigen Sonntags. Denn da wendet sich Jesus in seinen Worten genau gegen eine solche Einstellung zum Thema „Beten“, wie sie von der amerikanischen Regierung mit 2,3 Millionen Dollar an Forschungsgeldern gefördert wird. Jesus wendet sich gegen eine Einstellung zum Thema „Beten“, bei der nur der Mensch selber und sein Nutzen im Blick ist und der, an den man seine Gebete richtet, gleichsam nur als Automat in den Blick gerät, dessen Funktionstauglichkeit man nach Belieben testen kann.
Was Jesus dieser Einstellung hier in diesem Abschnitt aus seiner Bergpredigt entgegenstellt, klingt so einfach und banal, dass man es doch eigentlich scheinbar gar nicht zur Kenntnis zu nehmen braucht, weil das doch so logisch ist. Aber in Wirklichkeit ist das eben gar nicht so logisch, sondern im Gegenteil der Schlüssel zum rechten Verständnis des Gebets, was Jesus damals seinen Zuhörern vor Augen stellte und was er auch uns heute immer wieder einschärft: Es geht beim Gebet zunächst und vor allem um Gott:

- Gott hört.
- Gott handelt.
- Gott verändert.

I.

Schwestern und Brüder, die Warnung, die Christus hier in unserer Predigtlesung zunächst einmal ausspricht, scheint uns nicht besonders zu betreffen: Die wenigsten von uns begeben sich bewusst in die Öffentlichkeit und beten dort, um von den Leuten gesehen zu werden und um damit auch andere zum Beten zu animieren. Genau das war ja damals die Absicht der Pharisäer und anderer Frommer in der Bevölkerung, dass sie mit ihrem öffentlichen Beten auch andere veranlassen wollten, Gottes Gebote ernst zu nehmen und ihr Leben ganz auf Gott auszurichten. Aber Jesus blickt tiefer, er erkennt, dass die, die damals so beteten, sich eben selber in ihrem Gebet nicht ganz auf Gott ausrichteten, sondern immer auch noch gleichzeitig zur Seite schielten, wie die anderen wohl jetzt auf ihr Gebet reagieren würden.
Und das ist nun, wenn auch in ganz anderem Zusammenhang, auch für uns ja immer wieder eine Versuchung und Anfechtung. Da gehen wir beispielsweise mit Bekannten, die nicht viel von Glauben und Kirche halten, in ein Restaurant. Das Essen wird serviert, und jetzt wäre eigentlich das Tischgebet dran. Ja, wir wollen ja gute Christen sein, und so beten wir dann auch schnell noch heimlich. Aber wo sind bei diesen Gebeten eigentlich unsere Gedanken? Schielen wir dabei nicht doch nebenbei darauf, was jetzt wohl die anderen denken mögen, was wir da gerade tun? Hallo, sagt Jesus, ist euch eigentlich klar, mit wem ihr da gerade im Gebet redet? Ist euch das eigentlich klar, dass euch bei euren Gebeten einer ganz aufmerksam und konzentriert zuhört, und zwar kein Geringerer als Gott selbst? Gott hört – was scheinbar so banal und selbstverständlich ist, genau das ist es, was wir uns bei unseren Gebeten immer wieder so wenig klar machen. Und so schweifen unsere Gedanken beim Beten immer wieder so leicht ab, hier im Gottesdienst genauso wie in unseren persönlichen Gebeten zu Hause, denken wir bald an dieses und bald an jenes und verlieren dabei so leicht aus den Augen, dass Gott die ganze Zeit zuhört und darauf wartet, dass wir uns wieder neu auf ihn ausrichten. Vielleicht habt ihr das auch schon mal erlebt: Da unterhaltet ihr euch mit einem Bekannten. Doch der guckt die ganze Zeit mal hierhin, mal dorthin, lässt sich von allem Möglichen ablenken, was da um euch herum geschieht, dass ihr am liebsten irgendwann ihm zuwinken würdet: Hallo, hier bin ich! Wollten wir nicht eigentlich miteinander sprechen? Ja, so geht es Gott auch mit uns immer wieder in unseren Gebeten.
Gott hört – so prägt es uns Christus hier in den Worten der Bergpredigt ein. Nein, ihr müsst nicht erst alle möglichen Tricks anwenden, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, ihr braucht ihn nicht so lange mit allen möglichen feierlichen Anreden zuzutexten, bis er sich schließlich irgendwann gebauchpinselt fühlt und bereit ist, sich mit euren Anliegen zu befassen. Ihr müsst keine Passwörter kennen, keinen Code knacken, um an ihn heranzukommen, ihr müsst euch nicht eine bestimmte feierliche Sprache zulegen, damit Gott mit euren Gebeten zufrieden ist. Und eure Gebete werden auch dadurch nicht wirksamer, dass ihr sie zehnmal hintereinander wiederholt. Nein, die Zahl der Gebete und ihre Länge machen es nicht; all dies sind heidnische Vorstellungen, so betont es Christus hier. Gott hört sofort, wenn ihr zu ihm sprecht; der braucht keine Aufwärmphase, der ist sofort voll da, und darum könnt ihr in euren Gebeten auch gleich zur Sache kommen. Ja, so einfach ist das tatsächlich mit dem Beten – und wie wenig machen wir davon Gebrauch! Gott ist gleich da, hört sofort, auch wenn ich im Auto mit ihm spreche, wenn ich ihn kurz um Hilfe bitte vor einem Gespräch mit einem anderen Menschen. Gott ist gleich da, der hört mein Gebet auch, wenn ich abends so hundemüde ins Bett falle, dass mir noch wenige Worte über die Lippen kommen, bevor ich einschlafe.
Gott ist gleich da – nein, das ist eben nicht selbstverständlich, und diese Verheißung gilt eben auch nicht irgendwelchen buddhistischen Mönchen oder Esoterik-Freaks. Sondern diese Verheißung gilt denen, die durch die Taufe von Gott als seine Kinder angenommen worden sind und ihn darum „Vater“ nennen dürfen und tatsächlich auch nennen. Ja, ein unglaubliches Privileg ist das, dass wir bei Gott immer so schnell, sofort drankommen. Viele von euch wissen ja, wie lange das dauert, bis man etwa einen Termin bei einer Mitarbeiterin einer Arbeitsagentur bekommt, und wie aussichtslos es wäre, wenn man einfach mal so mit der Chefin der Arbeitsagentur sprechen wollte. Da hätte man keine Chance, müsste wohl lange auf solch einen Termin warten. Doch bei Gott landen wir nicht in der Warteschleife, der ist als unser Vater gleich ganz Ohr, dem müssen wir auch nicht erst noch alles erklären, damit er sich ein Bild von unserer Lage machen kann, der weiß doch schon genau, was wir brauchen, bevor wir ihn auch nur bitten. Nein, Jesus meint damit nicht, dass das Beten eigentlich überflüssig ist, wenn Gott doch sowieso vorher schon weiß, was wir brauchen. Sondern er will uns gerade Mut zum Beten machen, zum Bitten um alles, was uns bewegt, gerade weil wir wissen dürfen, dass unsere Gebete bei Gott so gut aufgehoben sind, dass er genau weiß, was für uns wirklich gut ist. Und um das zu wissen, brauchen wir nun wirklich keine klinische Untersuchung!

II.

Und dann sagt Jesus seinen Jüngern, sagt er auch uns, wie wir denn nun ganz konkret beten sollen, nennt uns hier den Wortlaut des Vaterunsers. Ja, natürlich kennen wir das Vaterunser und beten es auch immer wieder. Aber vielleicht haben wir es gerade deshalb, weil uns das Vaterunser so vertraut ist, mal wieder nötig, wahrzunehmen, wie hilfreich das Vaterunser für unser Beten ist, wie es unseren Horizont immer wieder von neuem erweitern kann.
Ja, es bleibt dabei: Wir können und dürfen Gott, unserem Vater, im Gebet wirklich alles sagen, dürfen auch mit der scheinbar kleinsten Kleinigkeit, die uns bewegt, zu ihm kommen. Und doch tut es uns selber gut, wenn wir in unseren Gebeten nicht bloß um das kreisen, was uns im Augenblick selber beschäftigt, sondern in unseren Gebeten zugleich auch wahrnehmen, was Gott noch alles macht und tut und was auch all unsere Probleme noch einmal in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Wenn es nur nach unseren Wünschen und Bedürfnissen ginge, dann könnten wir die ersten drei Bitten des Vaterunsers zumeist gerne überspringen und gleich zum täglichen Brot kommen. Doch in Wirklichkeit geht es gerade in den ersten drei Bitten des Vaterunsers um das Beste, was uns überhaupt passieren kann: Da machen wir als Christen mit unserem Reden und Handeln oft genug Anti-Werbung für Gott, unseren Vater, reden und leben oft genug gerade nicht so, dass Gottes Name dadurch geheiligt wird, dass die Menschen Gott loben und preisen angesichts dessen, was wir als seine Kinder tun. Doch wir dürfen Gott bitten, dass er selber dafür sorgt, dass Menschen ihn und seine Herrschaft anerkennen, dass er schon jetzt in das Leben von Menschen eingreift und einmal am Ende dafür sorgen wird, dass tatsächlich alle Menschen vor ihm, Christus, niederfallen werden und bekennen werden, dass Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters. Da erleben wir es immer wieder, dass wir Menschen es nicht schaffen, diese Welt in ein Paradies zu verwandeln, haben es erfahren, was passiert, wenn Menschen meinen, ein Tausendjähriges Reich errichten zu können. Und wir erleben es auch, wie machtlos wir oftmals sind, wenn wir versuchen, einzelnen Menschen die frohe Botschaft von Christus nahezubringen. Doch wir dürfen Gott bitten, dass er selber sein Reich kommen lasse, dürfen darum bitten, dass er schon jetzt immer wieder Menschen mit seinem Wort erreicht, dass sein Reich schon jetzt zu den Menschen kommt, die uns am Herzen liegen und die so wenig von Christus wissen wollen, dürfen darum bitten, dass sein Reich zu all den Gliedern unserer Gemeinde kommen möge, die sich von Christus und seinem Heiligen Mahl abgewandt haben, dürfen in diese Bitte in besonderer Weise auch unsere Missionare einschließen, dass Gott auch durch ihr Wirken sein Reich zu den Menschen kommen lassen möge. Und wir dürfen Gott darum bitten, dass er sein Reich nun auch bald sichtbar kommen lasse, dass Christus bald wiederkommen möge und seine neue Welt schaffen möge, in der wir Gott dann mit überhaupt keinen Problemen mehr in den Ohren liegen werden. Und da wünschen wir uns ja eigentlich in unserem Leben immer wieder, dass unser Wille geschehen möge, dass alles so läuft, wie wir uns dies wünschen und vorstellen. Doch im Vaterunser werden wir dazu angeleitet, weiterzublicken, zu erkennen, dass es besser für uns ist, wenn nicht unser Wille geschieht, sondern der Wille des Vaters im Himmel, der es doch nur gut mit uns meint und der allemal einen besseren Überblick über unser Leben hat als wir selber. Ja, Gott wird einmal seinen guten Willen endgültig durchsetzen – in diesem Vertrauen dürfen wir all unsere Gebete an Gott richten, alles ihm anbefehlen und uns immer wieder neu darüber freuen, dass unser Leben, unsere Zukunft doch nicht bloß an uns selber hängt, sondern ganz an ihm!

III.

Und dann stellt uns Christus hier vor Augen, dass Gott uns durch die Gebete schließlich auch verändert, ja, oftmals auch ganz anders, als wir selber uns dies erhofft und vorgestellt haben mögen.
Wir haben es ja eben gehört im Heiligen Evangelium, dass Christus uns verspricht, dass der Vater uns geben wird, was wir im Namen Jesu von ihm erbitten. Nein, das ist gerade nicht etwas, was man nun mit einer neuen klinischen Studie beweisen könnte: Bitten wir alle mal kräftig im Namen Jesu um eine Million Euro, und dann sehen wir, ob das Beten was nützt, ob das so klappt, wie Jesus uns das versprochen hat. Nein, was Jesus uns hier bei St. Johannes, was er uns auch hier in unserer Predigtlesung verspricht, ist etwas anderes: Er macht uns deutlich, dass Gott selber uns durch seinen Geist verändern wird, uns prägen wird, wenn wir uns in unseren Gebeten immer wieder an ihn wenden. Das bleibt nicht ohne Folgen, wenn wir immer wieder ganz bewusst beten: Ja, wir vergeben unseren Schuldigern. Diese Worte mögen uns ja mitunter ganz schön schwer über die Lippen kommen; aber indem wir sie immer wieder sprechen, will Gott die Mauer, die wir uns um unser Herz gebaut haben, allmählich abrissreif machen, uns zu Menschen machen, die ihre Unversöhnlichkeit auf die Dauer einfach nicht aufrechterhalten können, sondern bereit sind, so zu vergeben, wie ihnen selber von Gott vergeben worden ist. Und wenn ich immer wieder das Vaterunser bete, dann wird mich das auch prägen, dass ich dazu angeleitet werde, jeden Tag neu um nicht mehr als um das tägliche Brot zu beten und nicht gleich um eine Million. Nein, dass Gott mich jeden Tag neu versorgt und mir gibt, was ich zum Leben brauche, das reicht, das lässt mich dann eben fröhlich jeden Tag neu aus seiner Hand empfangen.
Ja, Gott erhört Gebete, ganz gewiss. Aber er erhört sie immer wieder auch so, dass er die, die zu ihm beten, verändert und ihnen damit hilft, anders mit den Problemen umgehen zu können, die ihnen zu schaffen machen. Und dann braucht eben auch eine Komplikation nach einer Operation kein Beleg dafür zu sein, dass das mit dem Beten irgendwie doch nicht funktioniert, wie dies nun die Auswertung jener amerikanischen Studie behauptet. Es mag ja sehr wohl sein, dass der betreffende Patient selber darum gebeten hat, dass Gottes Wille geschehen möge, und dass auch die Komplikation, die er nun erleiden muss, letztlich für diesen Patienten eben doch gut und wichtig ist, auch wenn er selber und seine Angehörigen dies zunächst einmal gar nicht begreifen können. Ja, es mag sehr wohl sein, dass Gott gerade auch so an diesem Patienten arbeitet und ihn so verändert, wie er dies braucht. Ja, Beten nützt etwas, ganz gewiss. Aber das Geld für Untersuchungen, die dies belegen könnten, das können wir getrost sparen. Denn dass Beten etwas nützt, das steckt einzig und allein in dem einen Wort drin, mit dem wir unsere Gebete beginnen dürfen: Vater. Amen.