14.03.2007 | Hiob 19, 6-27 (2. Fastenpredigt - „Wie kann Gott das zulassen?“ : Hiob)

MITTWOCH NACH OKULI – 14. MÄRZ 2007 – PREDIGT ÜBER HIOB 19,6-27

So merkt doch endlich, dass Gott mir unrecht getan hat und mich mit seinem Jagdnetz umgeben hat. Siehe, ich schreie »Gewalt!« und werde doch nicht gehört; ich rufe, aber kein Recht ist da. Er hat meinen Weg vermauert, dass ich nicht hinüberkann, und hat Finsternis auf meinen Steig gelegt. Er hat mir mein Ehrenkleid ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen. Er hat mich zerbrochen um und um, dass ich dahinfuhr, und hat meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum. Sein Zorn ist über mich entbrannt, und er achtet mich seinen Feinden gleich. Vereint kommen seine Kriegsscharen und haben ihren Weg gegen mich gebaut und sich um meine Hütte her gelagert. Er hat meine Brüder von mir entfernt, und meine Verwandten sind mir fremd geworden. Meine Nächsten haben sich zurückgezogen, und meine Freunde haben mich vergessen. Meinen Hausgenossen und meinen Mägden gelte ich als Fremder; ich bin ein Unbekannter in ihren Augen. Ich rief meinen Knecht und er antwortete mir nicht; ich musste ihn anflehen mit eigenem Munde. Mein Odem ist zuwider meiner Frau, und den Söhnen meiner Mutter ekelt's vor mir. Selbst die Kinder geben nichts auf mich; stelle ich mich gegen sie, so geben sie mir böse Worte. Alle meine Getreuen verabscheuen mich, und die ich lieb hatte, haben sich gegen mich gewandt. Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch, und nur das nackte Leben brachte ich davon. Erbarmt euch über mich, erbarmt euch, meine Freunde; denn die Hand Gottes hat mich getroffen! Warum verfolgt ihr mich wie Gott und könnt nicht satt werden von meinem Fleisch? Ach dass meine Reden aufgeschrieben würden! Ach dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift, mit einem eisernen Griffel in Blei geschrieben, zu ewigem Gedächtnis in einen Fels gehauen! Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.

„Wie kann Gott das zulassen?“ – Mit dieser Frage wollen wir uns in den Fastenpredigten der Wochengottesdienste der diesjährigen Fastenzeit befassen. In der vergangenen Woche haben wir die Ursprungsgeschichte allen menschlichen Leides betrachtet, die Geschichte vom Sündenfall, hatten ihr eine ganze Reihe von Hinweisen entnommen, was der Grund dafür ist, dass wir uns diese Frage immer wieder in unserem Leben stellen müssen: „Wie kann Gott das zulassen?“ Heute wollen wir einen Betroffenen zu Wort kommen lassen, einen, der wie kaum ein anderer geradezu sprichwörtlich so sehr von Leid getroffen ist, dass wir es schon als Außenstehende fragen, dass er selber es erst recht fragt: „Wie kann Gott das zulassen?“
Die Geschichte von Hiob knüpft in gewisser Weise direkt an die Geschichte vom Sündenfall an, denn gleich zu Beginn begegnen uns im Buch Hiob wieder zwei der Hauptakteure jener Geschichte im Paradies: Gott und der Satan. Von einer Unterhaltung zwischen Gott und dem Satan erfahren wir hier, von einer Unterhaltung, bei der der Satan Gott um Erlaubnis darum bittet, ihn, Hiob, zu prüfen. Dass Hiob an Gott glaube, sei doch logisch, meint der Satan. Schließlich sei Hiob reich und habe ein glückliches Familienleben, da sei es doch einfach, fromm zu sein und an Gott festzuhalten. Aber wenn ihm das alles genommen werde, dann werde Hiob gleich seinen Glauben aufgeben und Gott absagen. Gott behauptet das Gegenteil, und er gibt Satan die Erlaubnis, Hiob alles zu nehmen, was er hat: Und darauf muss sich der Hiob eine Hiobsbotschaft nach der anderen anhören: Kriegerische Angriffe und Naturkatastrophen rauben ihm seinen ganzen Besitz, und schließlich sterben auch noch alle seine Kinder. Doch Hiob hält trotz all dieser schrecklichen Botschaften an Gott fest: „Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“
Die erste Wette hat Satan verloren; doch er gibt nicht auf: Ja, sagt Satan, den Verlust von Besitz und Familie mag Hiob ja noch wegstecken; aber raube ihm seine Gesundheit, und er wird seinen Glauben aufgeben und dir, Gott, absagen. Und Gott gibt dem Satan in einer zweiten Runde die Erlaubnis, Hiob nun auch seine Gesundheit zu nehmen: Von der Fußsohle bis zum Scheitel wird Hiob mit bösen Geschwüren bedeckt. Und dann kommt auch noch seine Frau und fordert ihn auf, Gott abzusagen. An einen Gott, der ihm, Hiob, so viel Leid zufüge, könne man doch nicht glauben; an dem könne man doch nicht festhalten. Doch Hiob bleibt standhaft: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ – So antwortet er.
Doch dann ereilt Hiob die schlimmste Plage überhaupt: Seine Freunde kommen zu Besuch. Gewiss, zu Beginn vermögen sie tatsächlich, ihn zu trösten: „Sie saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“ Ach, wenn sie dabei doch geblieben wären! Aber dann antworten sie auf Hiobs Klage mit frommen Sprüchen, versuchen, Hiob zu erklären, wie das möglich sein konnte, dass er so viel Leid erfuhr, versuchen, ihm zu erklären, wie Gott das zulassen konnte. Und ihre Erklärung ist denkbar einfach: Jeder bekommt, was er verdient. Wenn Hiob so viel Leid erfährt, dann muss der Grund dafür eine verborgene oder offenbare Sünde sein, die er begangen hat, denn Gott ist nicht ungerecht. Also soll Hiob Gott Recht geben und ihm seine Sünde bekennen. Dann werde es ihm auch wieder besser gehen.
Schwestern und Brüder, könnt ihr euch ein wenig hineinversetzen in die Lage Hiobs? Da ist er vom Leid gezeichnet, wie man sich das kaum vorstellen kann, und dann muss er sich von seinen eigenen Freunden noch solche Sprüche anhören! Nein, eindringlich bestreitet Hiob diesen Zusammenhang von Tun und Ergehen in seinem Leben, bestreitet, dass Gott das Recht dazu hatte, ihn so zu strafen, bestreitet, dass sein Leiden logisch und einsichtig und nachvollziehbar sei. Immer heftiger werden Rede und Gegenrede zwischen ihm und seinen Freunden, bis Hiob schließlich dazu kommt, die Worte zu äußern, die wir eben in unserer Predigtlesung gehört haben. Und diesen Worten Hiobs können wir nun drei wichtige Hinweise entnehmen, wie wir auch als Christen mit dieser Frage umgehen können: „Wie kann Gott das zulassen?“

- Wir dürfen unser Leid klagen.
- Wir dürfen Gott in unsere Klage einbeziehen.
- Wir dürfen Gott gegen Gott stellen.

I.

Mit dem Klagen ist das ja so eine Sache. Auf der einen Seite kennen wir vielleicht auch Leute, deren Lebensinhalt in nichts Anderem besteht, als dauernd zu klagen, jedem die Ohren vollzujammern, wie schlecht es ihnen geht, sodass auf die Dauer ihre Umgebung auf Abstand zu ihnen geht, weil sie dieses dauernde Klagen einfach nicht mehr ertragen kann. Auf der anderen Seite pflegen Menschen auf die Frage, wie es ihnen geht, zu antworten: „Ich kann nicht klagen.“ Damit meinen sie in aller Regel, dass es keine äußeren Umstände gibt, die ihnen berechtigten Anlass zur Klage geben würden. Doch für nicht wenige Menschen ist dieser Satz „Ich kann nicht klagen“ in einem noch viel tieferen Sinne wahr: Selbst wenn sie Grund und Anlass zur Klage haben, können sie nicht klagen, meinen, mit ihrem Leid ganz allein fertig werden zu müssen, fressen dieses Leid und den Schmerz, den dieses Leid verursacht, in sich hinein, sehen keine Möglichkeit, dieses Leid und diesen Schmerz irgendwie zu äußern und loszuwerden. Und nicht selten wird diese Haltung dann auch noch mit christlichen Argumenten begründet: Ein richtiger, anständiger Christ darf nicht klagen; er hat alles, was der Herr ihm schickt, still und geduldig anzunehmen und darf sich dagegen nicht wehren. In diesem Sinne wird dann leider manchmal auch das schöne Lied „Jesu, geh voran“ missverstanden, wenn es darin heißt: „und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen“. Nein, der Zusammenhang macht deutlich, dass es hier nicht um das geht, was Hiob hier in den Worten unserer Predigtlesung tut und wozu wir auch in den Psalmen immer und immer wieder angeleitet werden: Ja, wir dürfen unser Leid klagen, dürfen es als Christen aussprechen. Ja, die Klage ist eine richtige, geistliche Umgehensweise mit der Frage: „Wie kann Gott das zulassen?“
Erschütternd ist es, was Hiob hier in seiner Klage beschreibt: die Erfahrung eines Schwerkranken, der miterleben muss, wie all diejenigen, die ihm nahestanden, sich von ihm zurückziehen, ihn in seinem Elend allein lassen: „Meine Nächsten haben sich zurückgezogen, und meine Freunde haben mich vergessen.“ Alle ekeln sich vor ihm und seiner Krankheit, selbst seiner Frau ist der Gestank, der aus seinem Munde kommt, zuwider. Noch ist er lebendig; aber er wird schon behandelt wie ein Toter: Wenn er einem Sklaven eine Anweisung gibt, dann befolgt der sie nicht mehr; denn er, der den Befehl gegeben hat, hat ja keine Kraft mehr, ihn durchzusetzen. So muss der Herr den Sklaven anflehen, dass er etwas für ihn tut. Noch lebendig schon wie ein Toter behandelt zu werden: Wie viele Schwerkranke und Sterbende haben dies Geschick erlitten, haben miterleben müssen, wie an ihrem Kranken- und Sterbebett die Angehörigen untereinander schon die Zeit nach der Beerdigung planten, sich vielleicht sogar schon in die Wolle über das Erbe gerieten. Vielfältig kann der Grund zur Klage sein, auch in unserem Leben, dürfen wir auch nicht erst dann den Mund auftun, wenn wir Ähnliches erlebt haben, wie damals Hiob. Nein, es ist Gottes Wille, dass wir das Leid, das uns getroffen hat, aussprechen, in der Klage aussprechen, wie es auch Hiob getan hat. Gott gibt am Ende des Hiobbuches Hiob recht, nicht den Freunden, Hiob, der seine Klage hier in solch einer Schärfe erhebt, dass sie sogar zu einer Anklage Gottes wird. Gott richtet für unsere Gebete keine Zensur und keine Benimmregeln auf; alles, wirklich alles dürfen wir vor ihm aussprechen. Wir dürfen es Gott sagen, dass wir es nicht verstehen, warum uns, gerade uns so viel und so schweres Leid auf einmal trifft. Wir dürfen Gott sagen und klagen, dass wir es nicht verstehen, warum er manchen Menschen so viel Lasten auf einmal auf ihre Schultern packt, die sie doch gar nicht mehr tragen können. Wir dürfen Gott klagen, dass wir es nicht verstehen, warum es so viel sinnloses Leiden hier auf dieser Erde gibt, so viel, was uns im Glauben an ihn irrezumachen droht. Nein, schlucken wir es nicht runter, sagen wir es ihm. Das Beispiel Hiobs ermutigt uns dazu.

II.

Und in diese Klage dürfen wir nun, so macht es uns Hiob hier deutlich, Gott selber einbeziehen. Wenn man sich das noch einmal genauer anschaut, was Hiob Gott hier an den Kopf wirft, dann ist das ja eigentlich unglaublich: „So merkt doch endlich, dass Gott mir unrecht getan hat!“ – So ruft es Hiob seinen Freunden zu. Gott macht mich fertig, ohne dass er dafür einen Grund hätte, greift mich an wie ein übermächtiger Feind, und ich habe keine Chance, mich dagegen zu wehren. Schwestern und Brüder, das steht in der Bibel, und ich sage es noch einmal: Gott gibt dem Hiob am Ende Recht nach all den ungeheuerlichen Klagen, ja Angriffen, die er da vom Stapel lässt.
Ja, Hiob gibt in dieser Klage eine Erfahrung mit Gott wieder, die immer wieder Menschen haben machen müssen und machen: Wenn Menschen unter entsetzlichen Krankheiten zu leiden haben und sich mit ihnen abquälen, wenn Eltern die Nachricht vom Tode ihres Kindes erhalten, wenn Angehörige miterleben müssen, wie eine psychische Krankheit eines geliebten Menschen dessen Persönlichkeit zerstört, wenn Erwachsenen aufgeht, wie der Missbrauch, dem sie als Kinder ausgesetzt waren, ihr Leben kaputtgemacht hat, wenn Kriege und Unglücksfälle halbe Familien auslöschen – ja, da erscheint Gott oft nur noch wie eine Fratze, da können Menschen ihn in solchen Situationen oft nicht mehr als Vater erkennen oder gar lieben. „Warum verfolgt ihr mich wie Gott?“ – So ruft es Hiob seinen Freunden hier in der Lutherübersetzung zu. In einem Kommentar wird stattdessen übersetzt: „Warum verfolgt ihr mich wie ein Dämon?“ Gott oder Dämon – es gibt Situationen in unserem Leben, da kann man beides kaum auseinanderhalten, erscheint Gott so grausam, dass man vor ihm nur noch erschrecken kann, fast wie vor dem Teufel in Person.
Gut und wichtig ist es, dass solche Gotteserfahrungen ihren Platz in der Heiligen Schrift haben, dass sie nicht verschwiegen oder fromm plattgebügelt werden. Nein, es geht ja nicht darum, dass wir in der Kirche, in unserer Verkündigung ein solches Bild von Gott zeichnen, ihn so der Gemeinde vor Augen stellen, dass alle sich vor diesem Gott nur noch fürchten können. Natürlich ist es die Aufgabe der Kirche, ist es unser Auftrag, Gott als unseren Vater zu verkündigen, der uns unendlich lieb hat. Aber diese ganz andere Erfahrung mit Gott, die sollen und dürfen wir eben auch nicht leugnen, diese Erfahrung, die Menschen in dieser Welt tagtäglich machen. Den verborgenen Gott, so nennt Martin Luther diese Erfahrung mit Gott, den verborgenen Gott, der uns vielleicht noch klagen, letztlich aber sogar ganz vor Erschrecken verstummen lässt. Ja, auch dies gehört mit dazu, auch dies haben wir zu bedenken, wenn wir uns mit der Frage „Wie kann Gott das zulassen?“ beschäftigen.

III.

Doch dann geschieht in den letzten Versen unserer Predigtlesung etwas ganz Unerwartetes: Hiob bringt seine Hoffnung zum Ausdruck, die ihm noch bleibt, und diese Hoffnung besteht in nichts Anderem als darin, dass er Gott gegen Gott stellt, dass er gegen diesen grausamen, furchtbaren, schrecklichen Gott sich auf Gott, seinen Erlöser, beruft. Dieser Erlöser wird, dessen ist sich Hiob gewiss, klarstellen, dass Hiob Recht gehabt hat, dass ihm Unrecht widerfahren ist von Gott, und er, Hiob, wird es miterleben, wird es mit eigenen Augen sehen, wie er am Ende eben doch gerechtfertigt wird. Gott, der Erlöser, gibt Hiob gegen den verborgenen, schrecklichen Gott Recht – Nein, das kann man logisch nicht zusammenbekommen, wenn man zugleich am Glauben an den einen Gott festhält, wenn man sich nicht flüchtet in die Konstruktion zweier verschiedener Götter, eines guten und eines bösen Gottes, wie dies in der Religionsgeschichte immer wieder einmal geschehen ist. Hiob selber erklärt auch nicht, wie das möglich sein kann; er bringt einfach diese Gewissheit zum Ausdruck, dass da in der Zukunft noch etwas geschehen wird, dass da in der Zukunft doch noch die große Wende stattfinden wird, mit der man menschlich gesprochen eigentlich nicht mehr rechnen konnte. Ob Hiob dieses Ereignis noch in seinem irdischen Leben erwartet hat oder erst nach seinem Tode, das geht aus seinen Worten nicht klar hervor, und das ist für uns letztlich auch gar nicht so wichtig.
Allemal wichtiger ist, dass wir ihn kennen, diesen Erlöser, der sich zu unserer Verteidigung erhoben hat, diesen Erlöser, den auch wir immer wieder gegen den unbegreiflichen, schrecklichen Gott stellen dürfen. „Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott“, so dürfen wir mit Martin Luther sprechen. Wenn ich an diesem furchtbaren, verborgenen Gott irrezuwerden drohe, dann hat es keinen Zweck, dass ich mich immer tiefer in die Frage hineinverbohre, was das wohl für ein Gott ist, der all dies zulässt, ja, der all dies, was uns so zu schaffen macht, letztlich doch sogar selber zu verantworten hat. Nein, wenn ich an diesem furchtbaren, verborgenen Gott irrezuwerden drohe, dann hilft nur eins, dass ich mich ganz fest an diesen gekreuzigten Christus klammere, an meinen Erlöser, dass ich mich daran klammere, dass er lebt, dass er sich aus dem Staub des Todes erhoben hat und dass er mir in meiner Taufe unverbrüchlich zugesagt hat, dass ich ihn einmal sehen werde, dass ich einmal vor ihm stehen werde und mir dann einmal alles sonnenklar sein wird, was jetzt noch so finster erscheint. Ja, auch wir dürfen und sollen in solchen Situationen, in denen wir nicht mehr weiterwissen, Gott gegen Gott stellen und bei dem einen entscheidenden Trost verbleiben: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Ja, schaue auf ihn, der selber die letzte Gottesferne durchgemacht hat, der selber hat schreien müssen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Schaue auf ihn, der dies auch für dich erlitten hat, um dich zu erlösen. Noch bleibt es auch für uns wie für Hiob damals ein Sehnen, ein Sehnen danach, ihn schauen zu dürfen mit eigenen Augen. Doch es ist eben nicht eine vergebliche Sehnsucht, die wir da empfinden; sie ist und bleibt fest gegründet in der Auferstehung unseres Herrn. In ihm hat sich der oft so rätselhafte Gott endgültig festgelegt zu unseren Gunsten, damit unser Leben nicht im Dunkel der Verzweiflung endet, sondern in den ausgebreiteten Armen unseres Erlösers. Amen.