21.10.2007 | St. Markus 2, 23-28 (20. Sonntag Nach Trinitatis)

20. SONNTAG NACH TRINITATIS – 21. OKTOBER 2007 – PREDIGT ÜBER ST. MARKUS 2,23-28

Es begab sich, daß er am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.

Der Vertreter des Ordnungsamtes konnte seine Glücksgefühle nur schwer verbergen. Er hatte vor unserer Kirche gleich mehrere Autos aufgespürt, die zwischen Straße und Bürgersteig auf einem unbefestigten Seitenstreifen parkten. Und das war ein eindeutiger Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, ein Anlass, all diese Autos gleich mit einem schönen Strafzettel zu versehen wegen unerlaubten Parkens auf dem Bürgersteig. Dass der Bürgersteig ein paar Meter neben den Autos verläuft, ist dabei egal; nach der Definition des Gesetzes gilt auch der unbefestigte Streifen zwischen Straße und Bürgersteig als Bürgersteig. Wo kämen wir hin, wenn wir das nicht mehr ernst nähmen! – Unser Land würde wohl bald in der Anarchie versinken, und der Bezirk würde außerdem auch noch weniger Geld einnehmen! Als ich mich bei dem Ordnungshüter erkundigte, wurde ich gleich formvollendet belehrt unter Angabe der korrekten Paragraphen und der Ordnungsnummer des Straßenschildes, das dort hätte stehen müssen, damit es dem Autofahrer erlaubt gewesen wäre, sein Auto dort parken zu dürfen. Wo die Autos denn stattdessen parken sollten, fragte ich. „Auf der Straße“, antwortete der Ordnungshüter. „Aber da behindern sie doch den Verkehr, sodass die Busse der BVG kaum noch durchkommen“, erwiderte ich, „das wäre doch völliger Unsinn!“ Ja, erklärte mir der Ordnungshüter ganz offen: Er halte das auch für völligen Unsinn; aber Gesetz sei nun einmal Gesetz. Sprachs und stellte den nächsten Strafzettel aus.
So ähnliche Assoziationen mögen uns vielleicht auch durch den Kopf gegangen sein, als wir eben die Geschichte von den Jüngern, die im Kornfeld Ähren raufen, und den Pharisäern gehört haben, die sich eben darüber aufregen, weil gerade Sabbat ist. Sabbat hin – Sabbat her: Was ist denn schon dabei, wenn die Jünger da auf ihrem Spaziergang ein bisschen Trockenmüsli zu sich nehmen? Das ist doch geradezu absurd, sich darüber aufzuregen; das ist doch reine Paragraphenreiterei, da sollen sich die Pharisäer mal nicht so in die Hose machen! Wie gut, dass Jesus das alles hier ganz locker sieht und die Pharisäer abblitzen lässt; die sollen sich gefälligst nicht in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen!
Doch mit solchen Assoziationen, mit solchen Gedanken würden wir den Pharisäern, würden wir auch dem Geschehen, das St. Markus hier schildert, überhaupt nicht gerecht. Es geht hier nicht darum, dass wir als Christen Gesetzesvorschriften etwas lockerer sehen dürfen als die angeblich gesetzlichen Juden. Im Gegenteil: Mit solch einer Sicht der Dinge wären wir auf dem völlig falschen Dampfer! Das Gesetz, um dessen Einhaltung die Pharisäer hier so besorgt sind, war und ist für einen frommen Juden keine Sammlung von Paragraphen, die man einhalten muss, weil Ordnung nun mal sein muss, und sei sie noch so idiotisch. Nein, das Gesetz, um das es den Pharisäern hier geht, war und ist für einen frommen Juden Gabe und Geschenk Gottes, ein Anlass zur Freude und zur Dankbarkeit: Gott ist kein ferner Gott; er will mit uns Menschen, ganz konkret mit seinem Volk Israel, mit seinem Eigentumsvolk, zu tun haben. Und darum hat er diesem seinem Volk das Gesetz geschenkt, hat es damit privilegiert vor allen anderen Völkern, hat es ihm damit ermöglicht, sein Leben in der Gemeinschaft mit Gott zu führen. Was für ein Glück, was für eine wunderbare Gabe! Und das galt und gilt in besonderer Weise auch für das Sabbatgebot. Das ist für einen frommen Juden doch keine Schikane, sondern ein großes Geschenk, dieses Gebot, den Sabbat zu beachten. Während die armen Heidenvölker keinen festen freien Tag in der Woche kannten, hatte Israel dieses Privileg, einmal in der Woche einen ganzen Tag lang ausruhen zu dürfen, die ewige Tretmühle des Alltags jede Woche neu durchbrechen zu dürfen durch einen Tag der Freude und des Feierns. Wer einmal an einem Freitagabend an einem Gottesdienst zum Beginn des Sabbat in einer Synagoge teilgenommen hat, der wird sich sicher daran erinnern, wie gleich zu Beginn sich die ganze Gemeinde zum Ausgang hinwendet und den Sabbat als königliche Braut willkommen heißt. Und dieses Geschenk des Sabbat, das sollte niemand verachten, das sollte niemand verderben lassen, und so war man als frommer Jude dazu verpflichtet, Menschen, die aus Unwissenheit Sabbatgebote übertraten, zu verwarnen, damit sie ihre Verfehlungen erkannten und den Sabbat künftig besser einhalten konnten. Was die Pharisäer da taten, das war in ihren Augen also ein Akt der Seelsorge und hatte mit Paragraphenreiterei nun gar nichts zu tun. Ja, das konnte allerdings schon leicht geschehen, dass man Sabbatgebote übertrat, denn dieses Gebot war im Laufe der Zeit mit allen möglichen Ausführungsbestimmungen versehen worden, die alle dazu beitragen sollten, die Sabbatruhe zu schützen. Arbeiten durfte man am Sabbat nicht, ernten von daher auch nicht, und Ähren zu raufen, die Getreidekörner herauszuknibbeln, das galt eben auch schon als Ernten und damit eben auch als Arbeit, die am Sabbat verboten war. Und das durfte man nicht tun, denn nichts, auch nicht die kleinste Kleinigkeit, sollte den Sabbat als Gottes gute Gabe verdunkeln.
Und auf diesem Hintergrund wollen wir uns nun noch einmal anschauen, was uns St. Markus hier schildert, wollen verstehen, worum es in dieser Geschichte in Wirklichkeit geht und was diese Erzählung auch uns zu sagen hat, uns, die mit irgendwelchen Sabbatgeboten doch nun wirklich nichts am Hut haben. Zweierlei stellt uns St. Markus hier vor Augen:

- den Herrn des Sabbat
- den Sinn des Sabbat

I.

Romantisch klingt das zunächst einmal, was uns St. Markus hier in unserer Predigtlesung berichtet: Jesus und seine Jünger befinden sich auf einem Sonntagsspaziergang durch wogende Kornfelder, und da leisten sie sich auf dem Wege einfach mal einen kleinen zusätzlichen Snack und essen ein paar Körner. Nun ja: Ob das so ganz okay war? Sollte Jesus nicht besser darauf aufpassen, dass seine Jünger das siebte Gebot einhielten und nicht einfach auf einem Acker Körner klauten? Doch darum geht es hier gar nicht, im Gegenteil: Im Alten Testament gibt es ausdrücklich ein Gebot, dass es erlaubt ist, auf Getreidefeldern Ähren zu raufen, sich für den Eigenbedarf zu bedienen. Ein Gebot war und ist das für die Armen, für die Hungernden, dass sie das Recht hatten, auf diese Weise wenigstens den ärgsten Hunger zu stillen. So sieht es also bei Jesus und seinen Jüngern hier aus: Die genehmigen sich hier nicht ein zweites Frühstück oder einen Nachtisch nach dem Gänsebraten zu Mittag, sondern die haben schlicht und einfach Kohldampf, und was tut man nicht alles, wenn man Hunger hat: Man knabbert eben auch an Körnern herum, Sabbat hin oder Sabbat her. Nein, Jesus und seine Jünger sitzen nicht zu Hause im trauten Familienkreise herum, wie es sonst am Sabbat üblich war, denn der Menschensohn hat eben nicht, wo er sein Haupt hinlege – und das gilt für seine Jünger auch. Und so laufen sie am Sabbat herum, was in der Tat auch nicht ganz dem Gesetz entsprach, denn eigentlich sollte man am Sabbat eben keine größeren Wege zu Fuß zurücklegen.
Die Pharisäer bekommen mit, was da geschieht, und sie wenden sich nun gleich an Jesus als den Verantwortlichen: Ob der nun selber auch mitgeknabbert hat oder nicht, das ist egal; aber es sind seine Jünger, die tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist, und für die ist er verantwortlich.
Aber nun schaut hin, wie Jesus auf die Verwarnung der Pharisäer antwortet: Er sagt nicht einfach: Mensch, seht ihr denn nicht, dass wir Hunger haben – mal ganz abgesehen davon, dass es am Sabbat ja eigentlich eine Verpflichtung gab, Menschen, die unterwegs waren, ins Haus einzuladen, damit sie eine anständige Sabbatmahlzeit erhielten! Sondern Jesus redet von David, von dem, was er tat, als er und seine Begleiter hungrig waren, wie sie sich da an den Schaubroten im Heiligtum bedienten, die doch eigentlich nur für die Priester bestimmt waren. Was ist das denn für eine Antwort, mögen wir überlegen. Was hat denn der David mit dem Ährenraufen der Jünger zu tun? Und außerdem: Nur weil eine andere berühmte Persönlichkeit mal so was gemacht hat, muss das diesen armen Leuten aus Galiläa doch noch längst nicht erlaubt sein! Quod licet Iovi, non licet bovi, so haben es manche von euch vielleicht auch mal im Lateinunterricht gelernt: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist darum dem Rindvieh noch längst nicht erlaubt! Doch damit kommen wir dem Kern dessen, worum es Jesus hier geht, in der Tat schon näher. Wie kommt Jesus dazu, hier ausgerechnet den David als Beispiel anzuführen? Ganz einfach: Weil er, Jesus, der neue David, der Davidssohn ist, er, der noch mehr, noch größer als David ist. Vor ihnen, den Pharisäern, steht kein Geringerer als der Messias, der eine Nachkomme Davids, der für immer auf seinem Thron sitzen wird, er, der jetzt noch wie David damals den Weg der Verfolgung und Anfeindung gehen muss, um gerade so den Platz auf dem Thron einzunehmen, den er nie mehr wird räumen müssen. Als „Menschensohn“ bezeichnet sich Jesus hier noch verhüllt; aber das bedeutet eben gerade nicht bloß, dass er der Sohn eines Menschen, der Sohn Marias ist, sondern der Menschensohn ist, so lesen wir es im Buch des Propheten Daniel, der Weltherrscher, ja, so formuliert es Jesus hier selber ausdrücklich: Der Menschensohn ist ein Herr auch über den Sabbat.
Schwestern und Brüder: Bleibt euch da wenigstens noch etwas der Atem weg, wenn ihr hört, was Jesus hier von sich sagt? Der Sabbat, der ist doch keine Einrichtung, die sich irgendwelche frommen Menschen irgendwann ausgedacht haben, sondern der Sabbat ist von keinem Geringeren als von Gott selbst eingerichtet worden, eingestiftet worden in seine Schöpfung. Herr über den Sabbat – das kann von daher kein Geschöpf, kein Mensch sein; Herr über den Sabbat kann nur Gott selber sein. Darum und nicht weniger geht es hier also in der Auseinandersetzung zwischen Jesus und den Pharisäern: nicht bloß um Körnerknibbeln, sondern darum, dass in Jesus Gott selber, der Schöpfer der Welt, vor ihnen steht, ja, mehr noch: Dass mit seinem Kommen etwas ganz Neues, ja eine neue Schöpfung begonnen hat. Wozu ist der Sabbat denn da? Um den Mühseligen und Beladenen Erquickung zu schenken! Nun ruft Jesus den Menschen zu: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich, ich will euch erquicken. Ich bin der neue Sabbat, in mir habt ihr teil an der neuen Schöpfung. Er, Christus, tritt an die Stelle des Gesetzes, er löst die Bindung an das Gesetz ab durch die Bindung an sich, den Mensch gewordenen Gott. Nein, Jesus verkündigt nicht: Jeder Mensch kann doch machen, was er will und wozu er gerade lustig ist; ist doch alles egal. Das ist überhaupt nicht egal, was wir Menschen machen. Aber begründet sein soll das, was wir machen, eben nun nicht mehr im Gesetz des Alten Bundes, sondern in ihm, Christus, in dem, was er sagt und tut. Und eben darum halten wir als Christen den Sabbat nicht mehr, ist es für uns keine Sünde, am Samstag zu arbeiten, geschweige denn, Getreide zu knibbeln. Wir beachten nicht darum den Sabbat nicht mehr, weil wir nun mal freie Herren und Damen sind, die sich von niemandem etwas sagen lassen, sondern wir halten darum die Sabbatgebote nicht mehr ein, weil Christus der Herr des Sabbats ist und weil er eben auch unser Herr ist, weil er uns sagt, wo es in unserem Leben langzugehen hat, weil wir seinen Weisungen folgen, ja mehr noch: weil wir ihm folgen, in seiner Gemeinschaft leben, in seiner Gemeinschaft Heil und Rettung und Leben, ewiges Leben finden, weil seine Auferstehung am ersten Tag der Woche das Zentrum und der Richtpunkt unseres Glaubens ist. Darum, darum allein widersprechen wir den Pharisäern hier in der Geschichte und nicht etwa, weil wir sie für beschränkt, für Paragraphenreiter halten würden. Es geht einzig und allein darum, ob er, Christus, Herr über den Sabbat und damit Gott selber ist. Das ist der Punkt, an dem sich die Geister scheiden.

II.

Aber nun sagt er, Jesus, der Herr über den Sabbat, sagt er, Jesus, noch einen weiteren Satz, den wir nicht überhören sollten: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ Das ist sicher eine scharfe Ablehnung einer bestimmten Auslegungsweise der Sabbatgebote, die damals zur Zeit Jesu durchaus weit verbreitet war, wonach es am Sabbat noch nicht einmal in Notfällen erlaubt war, Menschen zu helfen, weil die Einhaltung des Sabbatgebots als wichtiger angesehen wurde selbst als die Bewahrung oder Wiederherstellung der Gesundheit eines Menschen. Nein, das widerspricht dem Schöpfungswillen Gottes, so stellt es Jesus hier fest, und er muss es ja schließlich wissen. Aber nun ist das nicht unbedingt unser Problem heute. Unser Problem ist vielmehr, dass wir den anderen Teil des Wortes Jesu nur allzu gerne überhören: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht. Gott hat sich bei dem Sabbat, bei dem einen Ruhetag in der Woche tatsächlich etwas gedacht. Den hat er gerade nicht eingerichtet, um Menschen zu schikanieren und in Schwierigkeiten zu bringen. Sondern den hat er eingerichtet um des Menschen willen, für den Menschen, weil er es gut mit dem Menschen meint.
Ein Tag in der Woche, an dem die Menschen gemeinsam ausruhen können, ein Tag in der Woche, der nicht beherrscht ist von den Zwängen von Konsum und Geldverdienen, ein Tag in der Woche, an dem Menschen zusammenkommen können, weil sie gemeinsam frei haben, ein Tag in der Woche, den Familien miteinander verbringen können, ja natürlich nicht zuletzt auch ein Tag, an dem sich Menschen gemeinsam versammeln können, um auf Gottes Wort zu hören und sich von ihm beschenken zu lassen – so hat es Gott von Anfang an für uns Menschen vorgesehen, so ist es nach seinem Willen gut.
Gewiss, gerade weil auch der Sabbat um des Menschen willen gemacht ist, ist es gut und richtig und unausweichlich, dass auch an solchen Tagen, an denen Menschen ansonsten ruhen, Menschen anderen Menschen dienen, ihnen beistehen in ihrer Not – Ärzte, Krankenschwestern, Polizisten, die Busfahrer und U-Bahn-Fahrer, die uns heute hierher zur Kirche befördert haben und viele mehr. Doch im Augenblick erleben wir in unserem Land, dass dieser Satz unseres Herrn ganz grundsätzlich aus den Augen verloren, ja in Frage gestellt wird. Als Akt der Selbstbefreiung des Menschen wird es da gefeiert, wenn etwa Kaufhäuser auch am Sonntag geöffnet werden dürfen. Gerade neulich hörte ich im Radio einen Werbespot der Domäne Einrichtungshäuser, in denen ein Pfarrer während seiner Predigt feststellt, dass ihm alle Gottesdienstteilnehmer abhanden gekommen sind. Weshalb? – Weil sie alle zum Domäne Einrichtungshaus gelaufen sind, das auch am Sonntag geöffnet hat! Ganz offen werden hier diejenigen per Werbespot bekämpft, die es noch wagen, an die Worte Jesu, an die Worte des Herrn über den Sabbat zu erinnern. Ja, Schwestern und Brüder, ich weiß, es gibt auch in unserer Gemeinde so manche, die es sich nicht aussuchen können, ob sie sonntags arbeiten müssen oder nicht, und die allemal lieber hier im Gottesdienst sitzen würden, als ihrer Arbeit gerade zu dieser Zeit nachzugehen. Für die bieten wir natürlich auch zu anderen Zeiten Gottesdienste an; da sind wir als Christen in der Gemeinschaft mit Christus, dem Herrn des Sabbat, freie Menschen. Aber wir müssen als Christen beispielsweise sonntags eben nicht shoppen gehen, müssen es nicht auch noch unterstützen, wenn der eine gemeinsame freie Tag in der Woche in unserer Gesellschaft immer weiter ausgehöhlt wird. Im Gegenteil tun wir gut daran, uns immer wieder neu zu überlegen, wie wir den einen Tag in der Woche, den Tag der Auferstehung unseres Herrn, so gestalten können, dass er sich von den anderen sechs Tagen in der Woche erkennbar unterscheidet. Das geht natürlich los mit dem Gottesdienstbesuch; aber so lange dauern unsere Gottesdienste dann auch wieder nicht, dass uns nicht noch genügend Luft bliebe, auch danach immer wieder neu durchzubuchstabieren, was das für uns ganz praktisch heißen kann, dass nach Gottes Willen der Sabbat, der eine freie Tag in der Woche, um des Menschen willen gemacht ist, dass Gott uns diesen einen Tag, der ganz anders ist als die anderen, gönnt. Nein, Ordnungen sind nicht grundsätzlich etwas Schlechtes; sie können von Christus her für uns einen ganz neuen Sinn bekommen, für uns zu einer großen Hilfe werden. Innehalten lassen sollen sie uns, damit uns immer wieder neu klar wird, worin eigentlich der Sinn unseres Lebens besteht: nicht darin, möglichst viel zu leisten und zu verdienen, sondern darin, am Ziel anzukommen, bei dem einen großen Sabbat, der nie mehr enden wird, in der Gemeinschaft mit unserem Herrn – dort, wo wir schließlich auch nie mehr hungern werden! Amen.