19.08.2007 | 1. Samuel 24 (Familiengottesdienst zum Abschluss der Kinderbibelwoche)

11. SONNTAG NACH TRINITATIS (FAMILIENGOTTESDIENST ZUM ABSCHLUSS DER KINDERBIBELWOCHE) – 19. AUGUST 2007 – PREDIGT ÜBER 1. SAMUEL 24

Den biblischen Text in Reimform finden Sie unter: Biblische Texte in Reimform > David und Saul">Downloads > Biblische Texte in Reimform > David und Saul.

„All was well.“ – Alles war gut, so endet der siebte und letzte Harry Potter-Band. Alles war gut, denn in dem letzten entscheidenden Kampf zwischen dem guten Harry Potter und dem bösen Voldemort hatte Harry Potter überlebt, während Voldemort zu Tode kam. Was will man am Ende mehr?
So schön und so einfach funktioniert das allerdings nur in einem modernen Märchen wie bei Harry Potter, dass der Gute den Bösen besiegt und am Ende einfach alles gut ist. In der Realität sieht das oftmals scheinbar doch ganz anders aus.
Der Schluss der biblischen Geschichte, die uns die Kinder hier eben vorgetragen haben, erinnert ja auch ein bisschen an das Ende von Harry Potter: Der Böse verfolgt den Guten, und am Ende kommt es dann zur entscheidenden Begegnung zwischen den beiden. Doch die endet eben anders als in Joanne Rowlings Buch: Der Böse stirbt nicht, sondern wird verschont, zum Entsetzen der Freunde des Guten, zum Entsetzen der Freunde Davids.
Aber mit Gut und Böse ist das eben so eine Sache in dieser Geschichte: Saul ist kein Lord Voldemort; er ist nicht einfach böse, und David ist nicht einfach gut. Saul wird vielmehr in der Heiligen Schrift als eine geradezu tragische Gestalt geschildert; vor allem aber ist und bleibt er der Gesalbte des Herrn, wird er von David in der abschließenden Szene immer noch als „mein Herr und König“, ja als „mein Vater“ angeredet. Und was umgekehrt David später mit Bathseba angestellt hat, das wissen wir ja auch.
Warum hat David den Saul am Ende dort in der Höhle nicht umgebracht? Nein, das war für ihn nicht bloß eine Stilfrage, dass es unehrenhaft gewesen wäre, einen Menschen umzubringen, während der gerade sein Geschäft verrichtete. Sondern David tötete Saul nicht, weil er wusste, dass er nicht Harry Potter ist, dass es nicht an ihm liegt, das Böse zu bezwingen und dem Guten endgültig zum Sieg zu verhelfen. Nein, er wusste, dass dies allein Gott vorbehalten bleibt, dass Gott die Geschichte in seiner Hand hält, und dass er, Gott, am Ende alles gut ausgehen lassen wird. Darum befolgt David hier schon die Weisung, die der Apostel Paulus später den Christen in Rom gab: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Gott allein dürfen wir den Sieg über das Böse überlassen, so können und dürfen wir es als Christen nun erst recht bekennen. Ja, er hat’s getan, hat dem Bösen, dem Satan endgültig den Kopf zertreten, hat es getan durch den einen Nachkommen Evas, durch den einen Nachkommen Davids, Jesus Christus. Der ist den Weg Davids konsequent weitergegangen, so beschreibt es der heilige Petrus in seinem ersten Brief: „Er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz.“
Da am Kreuz, dort wo der Böse scheinbar endgültig den Guten besiegt hat, dort erleidet der Böse in Wirklichkeit seine entscheidende Niederlage, dort wird seine Macht endgültig gebrochen. Gott lässt aus diesem Bösen Gutes, ja das Allerbeste entstehen, bekräftigt dies, indem er seinen Sohn, den Sohn Davids, am dritten Tage wieder auferstehen lässt. Seitdem ist er ein für allemal entschieden, der Kampf zwischen Gut und Böse – und es ist schon interessant, wie Joanne Rowling in ihrem siebten Harry Potter-Band ganz zentrale biblische Motive und Gedanken aufnimmt und weiterverarbeitet.
Doch darum soll es jetzt nicht gehen, sondern vielmehr um uns. Ja, leben dürfen wir mit dieser Gewissheit, dass Gott, dass Christus und nicht das Böse am Ende triumphieren wird. Leben dürfen wir mit der Gewissheit, dass wir darum nicht Böses mit Bösem zu vergelten brauchen, weil wir wissen, dass Gott uns am Ende doch Recht schaffen wird. Das klingt so einfach, das klingt so logisch – und doch: Wie schwer ist es für uns, uns das im Alltag immer wieder klarzumachen: Wenn der andere mir blöde kommt, dann komme ich ihm eben auch blöde. Und wenn wir die Guten sind, dann müssen wir doch den Bösen zeigen, was eine Harke ist. Müssen wir eben nicht, so zeigt es uns David, so zeigt es uns Christus. Lass dich nicht vom Bösen dazu verleiten, selber böse zu werden, selber mit den Waffen des Bösen zu kämpfen. Misstraue doch nicht der Macht deines Herrn, dass er es am Ende doch wohl machen wird, dass er alles hinausführen wird, wie es für dich am besten ist! Der entscheidende Kampf ist schon gewonnen, und er, Christus, lädt dich auch heute wieder ein, schon teilzuhaben an seinem großen Siegesfest, an seinem großen Siegesmahl hier am Altar. Hier will er sich auch heute wieder mit dir verbinden und dich ganz gewiss machen: ER hat für dich gekämpft und gewonnen, und er wird dir am Ende einmal Recht geben – nicht weil du immer alles richtig gemacht hast, sondern weil er auch deine Schuld am Kreuz getragen hat. Du musst nicht das Böse besiegen – er hat’s für dich schon getan. All is well – alles ist gut: um Christi willen! Amen.