17.08.2014 | Familiengottesdienst zum Abschluss der Kinderbibelwoche | 9. Sonntag nach Trinitatis
Pfr. Dr. Gottfried Martens

Das war eine fröhliche Geschichte, die uns die Kinder der Kinderbibelwoche gerade vorgetragen haben. Doch wenn man diese Geschichte auf dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in den Ländern, in denen die Geschichte von Daniel einst spielte, liest, dann wird sie für uns doch noch einmal ganz beklemmend aktuell: Da zieht im Gebiet des heutigen Babylon eine blutrünstige Mörderbande umher, jagt im Namen des Islam Christen, kreuzigt sie, wenn sie sie findet, vergewaltigt und versklavt Frauen, durchtrennt christlich getaufte Säuglinge mit dem Schwert in zwei Teile und legt überhaupt ein Verhalten an den Tag, dem gegenüber selbst die Löwengrube Daniels harmlos erscheint. Und im heutigen Reich der Meder und Perser müssen ebenfalls Christen nicht anders als der Jude Daniel damals um ihr Leben fürchten, wenn sie beim Beten erwischt werden, müssen dann damit rechnen, zusammen mit Anhängern der ISIS-Miliz ins Gefängnis geworfen zu werden, wo dieses ISIS-Leute dann mit den Christen kurzen Prozess zu machen versuchen.

Nein, das sind keine fröhlichen Geschichten, die uns da aus dem Irak und dem Iran erreichen, keine Geschichten, die immer so gut ausgehen wie die Geschichte von Daniel. Die Botschaft des Buches Daniel lautet auch nicht: Glaube an Gott, und es wird in deinem Leben am Ende alles glatt laufen; Gott wird schon alle deine Probleme lösen. Dass das so einfach nicht ist, wussten schon die, die damals die Geschichten von Daniel und seinen Freunden aufgeschrieben hatten. Die Botschaft des Buches Daniel ist eine andere:

Der Glaube an Gott ist nicht bloß eine Freizeitbeschäftigung, die ich schnell mal wechseln kann, wenn sie mir nicht mehr gefällt. Gott ist nicht bloß ein Maskottchen; er ist der lebendige Herr der Welt, der noch weitaus mehr vermag, als bloß Menschen in einem Feuerofen oder in einer Löwengrube zu beschützen. Daniel – das heißt auf Deutsch: Gott ist mein Richter. Ja, er ist der Herr und Richter der ganzen Welt. Vor ihm allein gehen wir darum auf die Knie, nicht vor dem, was eine Mehrheit von Menschen oder ein Regime gerade für richtig halten mögen. Ja, ermutigen will uns das Buch Daniel, an Gott festzuhalten, auch wenn alle äußeren Umstände dagegen zu sprechen scheinen, unseren Glauben an unseren Herrn niemals zu verleugnen, auch wenn uns das jede Menge Nachteile einzubringen vermag. Gott ist der Richter – auch über die IS-Milizen im Irak. Gott ist der Richter – auch über Herrn Ruhani und über jedes Mitglied der Bassij-Milizen im Iran. Lassen wir uns von nichts und niemandem vom Bekenntnis zu diesem Gott abbringen!

Doch Gott, der Richter der Welt, ist noch einen Schritt weitergegangen: Er ist selber zu uns gekommen, ist selber gleichsam in den Feuerofen und in die Löwengrube gestiegen, als er, unser Herr Jesus Christus, sich für uns hat ans Kreuz schlagen lassen. Alles Leid dieser Welt hat er dort selber getragen und erlitten, ist nicht ein ferner Gott, der nicht verstehen kann, was für Leid Menschen anderen Menschen zuzufügen vermögen. Nicht zu Rache und Mord ruft er, der Gekreuzigte, uns auf, sondern zur Vergebung und zur Liebe. Ja, gerade so sollen und dürfen wir als Christen unseren Glauben bezeugen, dass wir nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern weiterreichen, was wir selber von Christus empfangen haben.

Beten wir darum in diesen Wochen immer wieder für die verfolgten Christen in den muslimischen Ländern! Beten wir aber auch für ihre Verfolger und Peiniger! So hat es auch Christus selber getan. Und bleiben wir nur dran an ihm, unserem Herrn. Denn er ist unser Richter – und unser Retter zugleich. Amen.