27.04.2014 | Jesaja 40,26-31 | Quasimodogeniti
Pfr. Dr. Gottfried Martens

Seid ihr auch so müde wie ich, liebe Konfirmanden? Kein Wunder nach solch einer Konfirmandenfreizeit, bei der es abends in den Schlafräumen immer noch sehr fröhlich zuging und bei der ihr so viele Eindrücke gesammelt habt, dass ihr die erst einmal verarbeiten müsst. Ja, kein Wunder, dass wir alle miteinander müde sind.

Es gibt allerdings eine Müdigkeit, die kann man nicht dadurch beseitigen, dass man sich einfach mal ein paar Tage lang ins Bett legt und richtig ausschläft. Es gibt eine Müdigkeit, die drückt einen noch viel tiefer zu Boden, die lässt einen überhaupt nicht mehr hochkommen. Es gibt eine Müdigkeit, die auch unseren Glauben betrifft: Was soll das denn alles mit Gott und Jesus und Kirche – das bringt ja doch alles nichts! Ich sitze hier in meinem Leben ganz allein mit meinen Problemen, und da ist keiner, der mir dabei irgendwie weiterhelfen kann!

Wenn ihr so etwas kennt, wenn ihr so etwas auch schon erfahren habt oder da vielleicht auch gerade drinsteckt, dann dürft ihr wissen: Ihr seid nicht die ersten, denen es so geht. Genauso erging es auch schon damals vor zweieinhalbtausend Jahren dem Volk Israel: Da saß es nun schon viele Jahre in den Flüchtlingsheimen in Babylon, und allmählich hatten die Leute jede Hoffnung aufgegeben, waren einfach nur noch müde: Gott kümmert sich nicht um mich, der hat mich längst vergessen! Und wenn einem der eigene Glaube nichts mehr zu bringen scheint, dann lässt man sich schnell faszinieren von anderen religiösen Angeboten. Die Babylonier, die glaubten damals an die Macht der Sterne, die glaubten an Sternzeichen, an Horoskope, versuchten damit, ihr Leben zu erklären. Die Sterne konnte man wenigstens sehen, und was die babylonischen Sterndeuter da erzählten, das klang alles so wissenschaftlich, so modern – war das nicht viel vernünftiger, ihrem Glauben zu folgen?

Ich denke, das kennt ihr auch, liebe Konfirmanden: Was für ein Sternzeichen seid denn ihr? Ja, da wird es nun tatsächlich manche unter euch geben, die gleich antworten können: Ich bin Löwe, oder ich bin Zwilling, oder ich bin Wassermann. Ja, das gibt es heute allen Ernstes auch noch, dass Menschen glauben, dass es so etwas wie Sternzeichen gibt, und dass sie dann vielleicht sogar in Zeitschriften nachschauen, was denn das Horoskop so über ihr Sternzeichen zu sagen hat.

Doch Gott möchte nicht, dass wir in unserem Glauben einfach nur noch müde sind, dass wir denken, er hätte uns verlassen. Und Gott möchte erst recht nicht, dass wir an solch einen Blödsinn wie Sternzeichen oder Horoskope glauben. Darum hat er sich damals bei den Israeliten in Babylon gemeldet durch einen Propheten, und darum spricht er auch heute zu uns in seinem Wort.

Er sagt: Geh einfach mal an einem schönen klaren Abend nach draußen und schaue dir den Sternenhimmel an. Kannst du erahnen, wie groß das Universum ist? Zehn Milliarden Jahre würde ein Lichtstrahl brauchen, um von einem Ende des Universums zum anderen zu gelangen. Nur zum Vergleich: Von der Sonne bis zur Erde braucht ein Lichtstrahl acht Minuten. Nein, das ist nicht einfach ein Produkt des Zufalls, das ist auch nicht einfach bloß von selbst mit einem großen Bang entstanden. Das alles habe ich, dein Herr und Gott, geschaffen, allein durch mein Wort. Die Sterne, die du von der Erde aus am Himmel sehen kannst, die haben keinen Einfluss auf dein Leben. Aber ich, sagt Gott, ich will mit dir zu tun haben, und wenn ich das ganze Weltall geschaffen habe, dann schaffe ich es auch glatt, etwas in deinem Leben zu tun.

Und dann sagt euch der Schöpfer der ganzen Welt etwas noch viel Großartigeres: Ich bin nicht weit weg von euch, ihr findet mich nicht irgendwo jenseits der Grenzen des Universums irgendwo dort, wohin kein Lichtstrahl mehr dringt. Sondern ihr findet mich heute Morgen, mich, den Schöpfer des Universums, ihr findet mich heute Morgen in einem Stück Brot und in einem Schluck Wein. Ich kann eben nicht nur ganz groß sein, sondern auch ganz klein, so klein, dass ihr mich berühren könnt, dass ich in euch leben kann.

Ja, das müsst ihr euch klar machen, was das heißt: Der, der solch eine Kraft hat, dass er alle Galaxien des Universums geschaffen hat, der kommt heute Morgen zu dir. Der, dessen Wort Spiralnebel und Milchstraßen geschaffen hat, will nun in dir leben. Wenn dir das keine Kraft gibt, wenn das keine Power-Nahrung ist! Ja, das macht Gott für dich, damit du in deinem Glauben nicht müde wirst, damit du niemals denken musst, er habe dich verlassen. Begegnung mit dem Herrn des Universums – ja, ich hoffe, dass das bei euch heute Morgen doch auch einen kräftigen Adrenalin-Schub hervorruft!

Und dann sagte Gott den Israeliten damals in Babylon noch was: Er sagt zu ihnen: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?“ Mensch, du hast doch Unterricht gehabt, du hast doch gelernt, wer ich bin und was ich getan habe. Das war doch keine Theorie, das hat doch mit dir, mit deinem Leben hier und jetzt zu tun! Wenn du gelernt hast, dass ich der Schöpfer und Herr der Welt bin, dann nimm das doch auch ernst, denke daran: Das gilt auch für dich ganz persönlich!

„Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?“ – Das sagt Gott auch jetzt zu euch, liebe Konfirmanden. Ihr seid doch nun schon über ein Jahr im Konfirmandenunterricht. Ihr habt viel gehört über das, was er gemacht hat, habt gehört davon, dass Jesus für euch am Kreuz gestorben ist, dass er wirklich auferstanden ist. Und ihr habt in diesen letzten Monaten nun auch davon gehört, was das Heilige Abendmahl ist, dass ihr da nicht bloß ein Stück Brot und einen Schluck Wein bekommt und dabei an Jesus denkt, sondern dass das Brot wirklich und wahrhaftig der Leib Christi ist und der Wein wirklich und wahrhaftig sein Blut.

Und nun sagt Gott auch zu dir heute Morgen: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?“ Das ist doch nicht bloß so ein Lernstoff, den ihr da gehört habt, wie irgendwelche Englischvokabeln oder die binomischen Formeln. Die sind zwar richtig, aber die haben nichts mit eurem Herzen zu tun. Aber das, was ihr im Konfirmandenunterricht, was ihr auch jetzt wieder bei dieser Konfirmandenfreizeit gehört habt und gelernt habt, das hat ganz direkt mit eurem Leben zu tun, das ist für euch noch wichtiger als alle Englischvokabeln und alle Mathe-Kenntnisse. Jesus kommt selber zu euch mit seinem Leib und Blut, schenkt euch Vergebung der Sünden und das ewige Leben, stärkt euch im Glauben. Das zu wissen, ist wichtiger als alles Andere. Und ihr sollt es eben nicht bloß wissen, ihr seid nun ab heute eingeladen, das auch ganz praktisch immer wieder zu erfahren: Jesus, der Herr der Welt, kommt zu mir, und schenkt mir Kraft. Wer Red Bull trinkt, der mag denken, dass ihm das für ein paar Stunden Flügel verleiht; aber irgendwann stürzt man dann doch wieder ab. Wer Fitness macht, der mag auf die Dauer einen schönen Körper bekommen und schwere Gewichte heben können – aber am Ende nützt einem ein solcher schöner Körper doch nichts, wenn wir in unserem Leben nicht mehr weiterwissen. Doch die Speise, die ihr heute im Heiligen Mahl empfangt, die trägt euch, wie die Luft einen Adler beim Fliegen trägt. Die Luft kann man nicht sehen, und doch trägt sie den Adler. Jesus kann man auch nicht sehen im Heiligen Mahl – und doch werden sein Leib und Blut euch durchs Leben tragen, werden euch Kraft schenken, dass ihr am Ende stärker seid und bleibt als alle Bodybuilder.

Verschlaft darum bloß nicht die Begegnung mit eurem Herrn, holt euch diesen Wachmacher künftig jeden Sonntag neu! Christus will euch dadurch immer wieder richtig Power schenken! Amen.