24.12.2011 | Jesaja 9,5 | Christvesper I

„Weihnachten wird unterm Baum entschieden!“ – Mit diesem völlig beknackten Werbeslogan versuchte der Media Markt in den vergangenen Wochen, Kunden dazu zu veranlassen, sich mit Elektronikprodukten aus seinem Warensortiment einzudecken. „Weihnachten wird unterm Baum entschieden!“ – Ja, total beknackt ist dieser Werbeslogan. Das Schlimme ist nur: Er beschreibt, so steht zu befürchten, tatsächlich die Realität unter vielen deutschen Weihnachtsbäumen. Finden sich unter dem Weihnachtsbaum das gewünscht iPad, der gewünschte 6 m²-Flachbildschirm oder die gewünschte hochauflösende Digitalkamera ein, dann ist Weihnachten ein voller Erfolg. Sollten Eltern und Verwandte hingegen vor Weihnachten einen großen Bogen um den Media Markt gemacht haben, dann kann Weihnachten nur in einer vernichtenden Niederlage, ja, geradezu in einem Desaster enden.

Weihnachten: eine Schlacht unterm Baum, die erst noch mit großem Einsatz gewonnen werden muss? Es ist gar nicht so einfach, den Sinn des Weihnachtsfestes noch schlimmer zu verdrehen und zu pervertieren, als es dem Media Markt mit seinem Slogan gelungen ist.

Wir feiern morgen jedenfalls ein anderes Weihnachten: Keines, das wir mit unseren Anstrengungen, mit unseren finanziellen Opfern erst noch entscheiden und gewinnen müssen, sondern ein Weihnachten, das hundertprozentig ein voller Erfolg wird, weil die Entscheidung längst gefallen ist: Nicht an der Kasse von Media Markt, nicht unterm Weihnachtsbaum, der doch ursprünglich einmal an den Paradiesesbaum erinnern und zum Empfang der Speise des ewigen Lebens, des Heiligen Abendmahls, einladen sollte. Nein, gefallen ist die Entscheidung über den Erfolg von Weihnachten schon vor 2000 Jahren, gefallen ist sie in einem Futtertrog, einer Krippe in einem Viehstall in Bethlehem. Dort hinein hat nämlich kein Geringerer als Gott selber sein Geschenk gepackt, nicht weniger als seinen eigenen Sohn Jesus Christus, als kleines Kind für uns geboren.

Nun mögen viele von euch einwenden: Wenn ich die Auswahl hätte zwischen dem Jesuskind in der Krippe und einem nagelneuen iPad, dann würde ich wohl doch lieber das iPad nehmen. Was kann ich denn schon mit einem Jesuskind anfangen? Ich gestehe, es leuchtet vielleicht in der Tat nicht unbedingt sofort ein, weshalb ein kleines Baby, das vor 2000 Jahren in einer Krippe gelegen hat, für uns heute solch ein dolles Geschenk sein soll. Ich will darum versuchen, es zu erklären: Weihnachten ist nächste Woche wieder irgendwann vorbei. Wenn wir wirklich gute Geschenke bekommen haben, dann sind wir vielleicht noch ein paar Tage ganz high und benutzen die Geschenke vielleicht auch noch eine ganze Weile. Wenn die Geschenke nicht so ein Hammer waren, dann haben wir sie Ende nächster Woche vielleicht schon irgendwo hinten im Schrank verstaut. Doch irgendwann gehen dann auch die schönsten Geschenke kaputt, sind benutzt und aufgebraucht. Weihnachten 2011 konnte damit vielleicht noch entschieden werden. Für Weihnachten 2012 sind sie als Matchwinner schon ungeeignet.

Doch das kleine Kind in der Krippe, das soll bei uns nicht bloß einen kurzfristigen Hype auslösen, das ist nicht bloß ein kleines, nettes Mitbringsel. Sondern dieses Kind liegt da, damit du einmal ein Fest mitfeiern kannst, das nicht nach ein paar Tagen wieder endet, sondern das in alle Ewigkeit weitergehen wird und das in Wirklichkeit noch unendlich schöner ist, als wenn uns das gesamte Inventar eines Media Marktes unter den Tannenbaum gekippt würde. Nein, das ist nicht selbstverständlich, das passiert nicht automatisch, dass wir einmal für immer Gott sehen, für immer mit ihm feiern werden. Von uns aus hätten wir eigentlich gar keine Chance, an diesem Fest teilzunehmen, leben als Menschen eigentlich getrennt von Gott. Doch zu Weihnachten hat Gott genau da angesetzt, hat den tiefen Graben zwischen uns Menschen und sich überbrückt, indem er seinen Sohn Jesus Christus zu uns Menschen hat kommen lassen, damit wir gemeinsam mit ihm zu Gott kommen können. Ob du ein iPad in deinem Leben besessen hast oder nicht, das wird Gott schließlich einmal überhaupt nicht interessieren. Aber ob du mit seinem Sohn Jesus Christus zusammen gewesen bist, ob du an ihn geglaubt hast, daran wird sich in der Tat einmal dein Leben entscheiden – und zwar nicht bloß zu Weihnachten.

Jesus Christus – dieses eine Geschenk Gottes entscheidet also Weihnachten zu unseren Gunsten. Und eben darum ist es ein guter Brauch, dass Menschen sich zu Weihnachten auch untereinander etwas schenken. Der Sinn dieses Schenkens besteht eigentlich darin, dass man dem anderen gegenüber zum Ausdruck bringt: Ich bin so froh über das Geschenk, das mir Gott gemacht hat – da möchte ich dir mit meinem Geschenk an meiner Freude über Gottes Geschenk Anteil geben. Wenn wir uns über Gottes Geschenk an uns nicht freuen, dann bleibt letztlich alles Schenken am Heiligen Abend ziemlich hohl.
Und das Schenken am Heiligen Abend hat noch einen anderen Sinn: Wir feiern ja heute den Geburtstag von Jesus Christus. Und einem Geburtstagskind schenkt man ja etwas. Doch Jesus Christus sagt zu uns: Ich brauche keine Geschenke von euch; gebt die Geschenke, die ihr mir machen wollt, lieber anderen Menschen, gerade auch an solche, die nicht so viel haben und bekommen. Letztlich sind also die Geschenke, die uns gemacht werden, von daher auch ein indirekter Gruß des Geburtstagskindes Jesus Christus an uns.

Und so sollen die Kinder, die heute hier im Gottesdienst sind, nun auch gleich ein Geschenk bekommen. Nein, dadurch wird Weihnachten nun nicht entschieden, auch nicht unter unserem schönen Weihnachtsbaum. Aber die Geschenke, die ihr nun gleich bekommt, liebe Kinder, sollen euch daran erinnern: Das größte Geschenk, das wir zu Weihnachten bekommen, das hat uns Gott gemacht: Der hat uns seinen Sohn geschenkt und hat uns damit gezeigt, wie lieb er uns hat – so lieb, dass wir für immer mit ihm leben dürfen. Und darüber freuen wir uns so sehr, dass ihr deswegen nun auch nach vorne kommen dürft und euch ein Geschenk abholen dürft – zur Erinnerung an Gottes wahres Geschenkefest! Amen.