12.07.2009 | St. Lukas 5, 1-11 (5. Sonntag nach Trinitatis)

FÜNFTER SONNTAG NACH TRINITATIS – 12. JULI 2009 – PREDIGT ÜBER ST. LUKAS 5,1-11

Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

In drei Wochen finden die Spiele der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal statt: Hertha BSC muss dann bei Preußen Münster antreten, Bayern München bei der SpVgg Neckarelz und Bayer Leverkusen in Babelsberg. Man weiß jetzt schon, was die Trainer der Bundesliga-Mannschaften bei den Pressekonferenzen vor den Spielen sagen werden: Sie werden erklären, dass man den Gegner nicht unterschätzen darf. Das sagt man als Trainer immer, wenn der eigene Verein gegen einen niederklassigen Gegner antritt. Und das heißt dann übersetzt ungefähr Folgendes: Natürlich sind wir die bessere Mannschaft; natürlich brauchen wir uns vor den anderen nicht zu fürchten. Wir müssen den anderen nur von Anfang an zeigen, dass wir die Besseren sind, dann kann uns eigentlich nichts passieren. Doch gerade im DFB-Pokal unterschätzen die großen Bundesliga-Mannschaften dann doch immer wieder die kleinen Amateurclubs, und so passiert es immer wieder einmal, dass eine Bundesliga-Mannschaft schon in der ersten Runde gegen einen solchen kleinen Club aus dem Rennen fliegt.
Heute will ich euch in der Predigt etwas von dem am meisten unterschätzten Menschen der Welt erzählen. Ja, es gibt eigentlich keinen Menschen, der diesen einen Menschen, um den es mir hier geht, nicht unterschätzen würde. Viele Leute nehmen ihn erst überhaupt nicht ernst, meinen, sie müssten ihn in ihrem Leben überhaupt nicht beachten, kämen auch ganz gut ohne ihn klar – und zu fürchten bräuchten sie ihn ohnehin nicht. Und selbst diejenigen, die behaupten, an ihn zu glauben, trauen diesem meistunterschätzten Menschen, wenn es drauf ankommt, oft nicht so fürchterlich viel zu, vertrauen immer wieder viel mehr ihren eigenen Kräften, ihren eigenen Einschätzungen, als dass sie auf die Idee kämen, ihn ganz machen zu lassen, was er doch angekündigt und versprochen hatte.
Nein, wenn ich diesen Menschen als den meistunterschätzten Menschen der Welt bezeichne, dann tue ich das nicht gönnerhaft von oben herab, nicht als einer, der den anderen aufwertet, um sich selber damit in ein noch besseres Licht zu rücken. Im Gegenteil, kein Recht habe ich, haben wir alle miteinander, diesem meistunterschätzten Menschen der Welt auch nur das Wasser zu reichen. Nein, dieser meistunterschätzte Mensch der Welt ist kein underdog, den wir ganz gut in den Griff bekommen könnten, wenn wir ihn nur einigermaßen ernst nehmen; er ist uns im Gegenteil von Anfang an haushoch, ja himmelhoch überlegen. Wenn wir diesen Menschen von daher unterschätzen und nicht ernst nehmen, dann verlieren wir nicht bloß ein Fußballspiel, dann stehen wir in der Gefahr, unsere Zukunft, unsere ganze weitere Lebensperspektive zu verlieren. Und doch ist dieser meistunterschätzte Mensch der Welt in Wirklichkeit ja gar nicht unser Gegner; er will ja, dass wir in seine Mannschaft kommen, dass wir auf seiner Seite stehen; er will uns doch teilhaben lassen an seinem großen, endgültigen Sieg, den ihm niemand auf der Welt mehr nehmen kann.
Um Jesus Christus geht es natürlich in dieser Predigt – um wen auch sonst? Er ist dieser meistunterschätzte Mensch der Welt, so macht es uns St. Lukas im Heiligen Evangelium dieses Sonntags deutlich. Am Beispiel des Simon Petrus zeigt uns Lukas hier, wie Menschen, wie auch wir diesen Jesus immer wieder gewaltig unterschätzen, uns immer wieder gar nicht klar machen, mit wem wir es in seiner Person eigentlich zu tun haben. Ja, Schritt für Schritt wird dem Petrus hier im Heiligen Evangelium deutlich, wer dieser Jesus eigentlich ist, Schritt für Schritt will St. Lukas damit auch uns deutlich machen, mit wem wir es in der Kirche und in unserem Leben insgesamt eigentlich zu tun haben, mit ihm,

- dem Mann im Boot
- dem belächelten Ratgeber
- dem unerkannten Gott.

I.

In großen Scharen strömten sie aus allen Himmelsrichtungen herbei; Tausende und Abertausende drängelten sich danach, noch einmal in die Nähe ihres Königs, des King of Pop, Michael Jackson, zu kommen. Fast eine Milliarde Menschen wurde insgesamt weltweit Zeuge einer gigantischen Abschiedsfeier für den verstorbenen Popsänger, dessen Sarg feierlich in das Staples Center gerollt worden war – wobei man nicht so genau weiß, ob der Leichnam des Sängers nun mit oder ohne Gehirn oder vielleicht auch überhaupt nicht darin lag.
Ach, wie bescheiden mutet dagegen die Szene an, die uns St. Lukas im Heiligen Evangelium dieses Sonntags schildert: Gewiss, auch da strömt eine Menge herbei, um einen bemerkenswerten Menschen zu erleben. Im Vergleich zu den Massen, die ein Michael Jackson zu bewegen vermochte, war es dann aber doch nur eher ein kleines Häuflein, das sich da am Ufer des Sees Genezareth einfand. Und Jesus – er steht da, ohne Bodyguards, muss ein wenig aufpassen, dass die Menge ihn nicht vor lauter Neugier allmählich in den See Genezareth drängt. So dicht rücken sie ihm auf die Pelle, dass er sich schließlich ein Fischerboot nimmt und den Fischer Simon, den Besitzer des Bootes, darum bittet, mit dem Boot ein Stück vom Ufer wegzufahren. Ja, das war praktisch; vom Boot aus ist Jesus von allen besser zu verstehen, die ihm dort am Ufer zuhören wollen. Und doch präsentiert Jesus vom Boot aus der Menge nun keine Bühnenshow, keine Lichteffekte, keine Tanzeinlage, keine Power Point-Präsentation. Er setzt sich einfach in das Boot und fängt an, die Menge vom Boot aus zu lehren. Wie öde, wie langweilig, mögen wir denken.
Was der Fischer Simon da im Boot gedacht hat, als er da neben dem predigenden Jesus saß, wissen wir nicht. Vielleicht hat er die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass Jesus endlich mit seiner Predigt aufhört und er wieder zurück zu seinen Netzen gehen kann, die er für den Fang in der nächsten Nacht noch fertig machen musste. Vielleicht hat er sich auch einfach die Leute, die da am Ufer standen, angeschaut und sich so seine Gedanken gemacht: „Sind doch alles bloß Gaffer, Leute, die offenbar nichts Besseres zu tun haben, weil es hier kein Fernsehen und keine Computerspiele gibt. Da bringt dann sogar so ein Mann in einem Boot ein bisschen Abwechslung in ihr Leben hinein!“
Vielleicht hat der Fischer Simon aber doch auch ein bisschen bei der Predigt Jesu zugehört, hat vielleicht doch schon ein wenig davon geahnt, dass in diesem Augenblick am See Genezareth mehr passiert als bloß ein bisschen Volksbelustigung. Doch wer dieser Mann im Boot wirklich ist und was er vermag, das wird er in dem Augenblick kaum geahnt haben, als er da an jenem Vormittag neben ihm gesessen hat:
Nein, was Jesus veranstaltet, ist in der Tat keine Volksbelustigung – es ist unendlich mehr. Die Worte, die er spricht, sind nicht weniger als die Worte Gottes selbst, so betont es St. Lukas. Wenn er spricht, dann spricht Gott selbst zu den Menschen; ja, diese Worte haben Kraft, nicht bloß das Leben von Menschen anzurühren, wie dies Michael Jackson offenbar gelungen ist, sondern das Leben von Menschen von Grund auf zu verändern.
Und das passierte eben nicht bloß damals am See Genezareth, das passiert auch hier und heute noch. Vermutlich sind heute Morgen in unserer Kirche noch weniger Leute als damals am See Genezareth, und es mag einem außenstehenden Betrachter so erscheinen, als ob hier eigentlich gar nichts Besonderes passiert, nichts jedenfalls, was Menschen dazu veranlassen könnte, in solchen Scharen hierher zu strömen wie am Dienstagabend in die O2-World. Doch die, die so denken, übersehen ihn, den Mann im Boot, den meistunterschätzten Menschen der Welt, ihn, Christus, der auch heute in unserer Mitte gegenwärtig ist, der nicht tot in einem Sarg liegt, dem man auch nicht sein Gehirn entfernt hat, sondern der hier und heute zu uns redet in seinem Wort, der zu uns kommt in seinem Heiligen Mahl. Da passiert heute Morgen hier in unserer Kirche in Wirklichkeit viel mehr als am Dienstag im Staples Center; da macht sich Jesus auch heute daran, das Leben von Menschen zu verändern, ja mehr noch, Menschen zu retten, damit von ihrem Leben am Ende mehr übrig bleibt als ein üppig geschmückter Sarg.
Ja, es mag sein, dass diejenigen, an denen der Mann im Boot arbeitet, das erst einmal gar nicht mitbekommen, selber gar nicht merken, was bei ihnen da eigentlich gerade abgeht. Da sind wir im Augenblick gerade wieder dabei, von überall Kinder für unsere nächste Kinderbibelwoche zu werben. Machen wir uns nichts vor: Viele Kinder lockt da vielleicht erst mal das Rahmenprogramm mit Schwimmengehen, gemeinsamen Übernachtungen und dem Abschlussessen bei McDonalds. Und doch: Vergessen wir ihn nicht, den Mann im Boot, den meistunterschätzten Menschen der Welt, ihn, Jesus Christus, der auch bei dieser Kinderbibelwoche mit dabei sein wird, die Herzen der Kinder erreichen wird, unendlich mehr bei ihnen bewegen wird, als Michael Jackson jemals hätte bewegen können. Ja, das macht er, der Mann im Boot.

II.

Und dann ist Jesus endlich fertig mit seiner Predigt. Der Fischer Simon wird vielleicht erleichtert aufgeatmet haben. Doch dann gibt ihm Jesus zum Schluss noch eine Anweisung, die Simon deutlich zeigt, dass dieser Jesus vom Fischfang scheinbar nicht die geringste Ahnung hat: Er fordert den Simon auf, mitten am helllichten Tage mitten auf den See, wo es am tiefsten ist, zu fahren, um dort fischen zu gehen. Jeder Mensch, der auch nur ein bisschen etwas vom Fischen auf dem See Genezareth verstand, der wusste: Fische fängt man nachts, lockt sie mit Fackeln an die Oberfläche, und natürlich wirft man seine Netze dann auch nicht mitten auf dem See aus, wo die Fische ganz tief unten schwimmen können, sondern in flacheren Gewässern, wo sie leichter an die Oberfläche kommen. Doch Simon ist ein gutmütiger Mensch: „Hey Chef“, so pflaumt er Jesus ein wenig ironisch an, „du magst ja ein ganz guter Prediger sein. Aber ansonsten bist du offenbar doch eher eine Landratte. Wir kennen uns mit dem Fischfang aus, und trotzdem haben wir in der letzten Nacht nichts gefangen. Dein Tipp ist so ziemlich der dümmste, den es gibt. Aber bitteschön, wir zeigen dir mal, was passiert, wenn wir deinen großartigen Fischfangratschlägen folgen.“
Der Petrus paddelt also los, wirft seine Netze aus – und bald schon füllen die sich mit so vielen Fischen, dass die Netze zu reißen drohen, dass ein zweites Boot kommen muss, um all die vielen Fische aufzunehmen. Ja, so viele Fische fangen sie, dass die Boote beinahe zu sinken anfangen. Unglaublich ist das – offenbar hat dieser Jesus auch vom Fischfang viel mehr Ahnung, als Simon dachte. Ja mehr noch: Offenbar kann dieser Jesus nicht bloß ganz gut reden, sondern kann auch Dinge tun, die ihm wirklich keiner zugetraut hatte.
Jesus – der belächelte Ratgeber, der meistunterschätzte Mensch der Welt. Genau diese Erfahrung machen wir auch heute noch immer wieder in der Kirche. Die Frustrationserfahrungen eines Simon Petrus kennen ja auch die heutigen Menschenfischer, die heutigen Mitarbeiter und Pastoren oft genug nur allzu gut: Was haben wir uns für eine Mühe gegeben – und nichts ist dabei herausgekommen! Die ganze Arbeit, die wir uns gemacht haben, ist doch nur vergeblich gewesen. Ja, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen! Und dann ist man so leicht geneigt, allen möglichen großartigen Ratschlägen für neuzeitliche Fischfangmethoden zu folgen: Schafft den altmodischen Gottesdienst ab, orientiert euch ein bisschen mehr an Michael Jackson, macht ein bisschen mehr Show, macht, was die Leute nett finden, ja, schaut in die USA, da gibt es Menschenfischer, die jede Woche Tausende von begeisterten Zuhörern haben!
Ja, solche Ratschläge faszinieren – faszinieren allemal mehr als der scheinbar völlig beknackte Ratschlag, den uns Christus selber in seinem Wort gibt: Bleibt nicht in den seichten Gewässern, bleibt nicht an der Oberfläche, predigt, was scheinbar niemand hören will: den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit, so haben wir es eben in der Epistel gehört. Was scheinbar völlig widersinnig ist, das hat in Wirklichkeit Verheißung, weil dahinter der Mann im Boot, der belächelte Ratgeber steht, dessen Worte mehr Kraft haben als alle Methoden dieser Welt zusammen.
Ich werde immer wieder mal danach gefragt, was wir denn für Methoden angewandt haben, was für Rezepte wir gehabt haben, um unsere Gemeinde so zum Wachsen zu bekommen. Und da muss ich dann immer wieder passen und sagen: Wir haben keine Methoden angewandt, wir haben keine Erfolgsrezepte; wir haben einfach nur Gottesdienst gefeiert, Christus gepredigt, sein heiliges Mahl ausgeteilt. Besonders gut waren wir darin vermutlich nicht – aber dann hat Christus unsere Netze gefüllt, nicht wie wir es wollten, sondern wie er es wollte, ja auch zu der Zeit, in der er es wollte. Und da sollten wir dann auch nicht klagen, wenn wir den Eindruck haben, dass unsere Netze allmählich anfangen zu reißen, sollten wir nicht klagen, wenn wir den Eindruck bekommen, unser Boot sei nun endgültig voll. Wir haben es doch nicht in der Hand zu entscheiden, wie viele Menschen noch zu unserer Gemeinde hinzukommen, und wir wären im Gegenteil doch geradezu mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir uns bei Christus darüber beschweren wollten, dass er unsere Netze immer wieder so reichlich füllt. Verlassen wir uns nur auf seine Weisungen, belächeln wir sie nicht, als ob sie überholt oder weltfremd wären. Dieser Ratgeber ist und bleibt doch der meistunterschätzte Mensch der Welt.

III.

Und dann hat der Petrus endlich kapiert, was Sache ist. Kreidebleich springt er aus seinem Boot mit den ganzen Fischen, läuft zu Jesus, fällt ihm zu Füßen und sagt: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Was hat der Petrus kapiert? Ganz einfach: Er hat kapiert, dass dieser Mensch, den er die ganze Zeit so gewaltig unterschätzt hatte, in Wirklichkeit kein Geringerer ist als der lebendige Gott in Person. Nein, jetzt redet er ihn nicht mehr halbironisch mit „Chef“ an, jetzt nennt er ihn „Herr“, Kyrie, redet ihn an, wie man Gott selber anredet, fällt vor ihm nieder, wie man nur vor Gott selber niederfällt, bekundet, dass er die Gegenwart dieses heiligen Gottes nicht ertragen kann, so wie einst Jesaja im Tempel aufschrie, als er dem lebendigen Gott begegnete: „Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen!“ Ja, der Petrus, er hat’s kapiert: Jesus zu unterschätzen, das ist nicht lustig, das ist auch nicht bloß peinlich oder ärgerlich. Sondern wer Jesus unterschätzt, wer in ihm nicht den Herrn der Welt, den Herrn seines Lebens erkennt und ihn und sein Wort darum nicht ernst nimmt, der verfehlt sein Leben, der bleibt von Gott selber, der Quelle des Lebens, getrennt.
Jesus ist unendlich mehr als ein guter Prediger, ein guter Ratgeber und ein guter Fischlieferant. Er ist auch der Herr deines Lebens. Und wenn St. Lukas uns hier im Heiligen Evangelium diese Geschichte erzählt, dann will er auch dich dazu bringen, dass du vor dir selber erschrickst, davor, wie sehr auch du Jesus in deinem Leben immer wieder unterschätzt hast, ihn immer wieder in die Ecke deines Lebens gepackt hast, als ob du über ihn verfügen könntest, wie du willst: Wenn ich Zeit für ihn habe, dann beschäftige ich mich mit ihm, wenn nicht, dann muss er eben warten! Ja, dazu will St. Lukas dich mit seiner Erzählung bringen, dass du vor dir selber erschrickst, davor, wie wenig ernst du sein Wort genommen hast, wie oft du gemeint hast, du wüsstest es besser, was gut und richtig ist für dich selber, als er, dein Herr. Ja, dazu will dich St. Lukas mit seiner Erzählung bringen, dass auch du zu ihm, Christus, angerannt kommst, ihm zu Füßen fällst und ihm deine Schuld bekennst, dass du ihm bekennst, wie sehr du ihn in deinem Leben unterschätzt hast. Und dann darfst auch du dasselbe Wunder erfahren, das der Petrus damals erfahren hat: Christus ist damals nicht von Petrus weggegangen, hat sich nicht von ihm abgewandt. Im Gegenteil: Einen Neuanfang hat Christus dem Petrus geschenkt, ein neues Leben in der Gemeinschaft mit ihm. Und genau diesen Neuanfang will Christus auch dir heute hier schenken, wenn du gleich wieder an seinen Altar kommst. Da entzieht er sich dir nicht, sondern da verbindet er sich mit dir, kommt zu dir mit seinem Leib und Blut und schickt auch dich dann los, um andere Menschen einzuladen, um anderen Menschen von ihm, dem meistunterschätzten Menschen der Welt, zu erzählen. Nein, du brauchst dich dabei nicht zu fürchten; unterschätze ihn doch nicht gleich wieder! Er weiß, warum er gerade auch dich braucht, und er weiß, wie er gerade auch dich gebrauchen kann, um das Boot seiner Kirche zu füllen – bis an den Rand. Amen.